
Martina Toifl vom The Mozart Hotel Salzburg: Krisen beflügeln
The Mozart Hotel
Kleine, charmante Städte als Krisengewinner, Omas selbstgenähte Mundschutzmasken, gelebte Nachbarschaft und die Hoffnung auf die Salzburger Festspiele: Das sind Themen, die Martina Toifl, Direktorin des The Mozart Hotel im Salzburger Andräviertel im Corona-Modus beschäftigen.
Martina Toifl (l) und Creative Direktorin Pia Clodi. c Theresa Pewal
A-LIST: Wie schaut dein Familienalltag momentan aus? Wie verbringst du die Zeit?
Ich verbringe den Vormittag mit meinen Töchtern (sieben und neun Jahre alt) im Home Schooling. Es klappt sehr gut, die Lehrer und die Schule unterstützen uns großartig. Die Balance zwischen dem Zuhause-Feeling und der Lernmotivation zu finden, ist nicht immer einfach. Aber auch die Spannungen versuchen wir, mit Humor zu nehmen. Meinen Töchtern wäre die „echte Schule“ lieber. Die Mitschüler fehlen ihnen, daher dürfen sie jeden Tag mit ihren besten Freunden telefonieren. Für meine Eltern, die Mitte 70 sind, gehe ich einkaufen und bringe ihnen Notwendiges und mehr. Und ich bekomme von ihnen viel Dankbarkeit und selbst Genähtes: Oma ist endlich dazu gekommen, aus unserem Stoff die Röcke für mich und die Kinder zu nähen. Und ja, Mundschutz näht sie auch gerade für uns.
Hier kommst du zur A-List-Story über das The Mozart Hotel.
A-LIST: Gibt es für dich persönlich, für deine Familie, auch gute Seiten am neuen Tagesablauf? Was hast du in den letzten Wochen gemacht, wozu du seit Jahren nicht gekommen bist?
Wir genießen zu viert die Zeit zuhause und wir haben zum Glück einen Garten. Wir telefonieren viel mit unseren Freunden und der Familie und unterhalten uns mit dem gebotenen Abstand über den Gartenzaun mit den Nachbarn, jeder mit einem Glas Crémant in der Hand. Mit den Nachbarn, die wir bisher nie besser kennen gelernt haben – und wir fragen uns, warum wir sie früher nie auf unsere Terrasse eingeladen haben.
A-LIST: Welche Plätze in deiner Gegend geben dir momentan Kraft?
Mein Leseplatz im Wintergarten, während ich den Kindern beim Spielen im Garten zusehe. Den Park in unserer Nähe, den wir immer schon geliebt haben, genießen wir jetzt umso mehr. Wir sind froh, dass wir in Salzburg, dieser nicht nur schönen, sondern auch sehr naturnahen Stadt leben.
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Neue B&B-Projekte nach der Krise
A-LIST: Nach dem ersten Schock - wie schätzt du die Lage in deiner Region und deinem Haus ein?
Unser Ziel ist, keine Mitarbeiter zu verlieren, wir haben keinen unserer 25 Mitarbeiter gekündigt. Die Kurzarbeit ist ein großartiges Modell. Ich persönlich fände es kurzsichtig, mein großartiges Team zu verlieren, um an Liquidität zu gewinnen. Mit Kündigungen – und ich verstehe Hoteliers, die das machen müssen – ist manches einfacher: Wir haben bisher noch keinen staatlichen Zuschuss bekommen, und wann das AMS uns das Kurzarbeitszeitgeld bezahlen wird, ist noch nicht absehbar.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Wir haben Pläne für zwei neue B&B-Hotels in Salzburg. Auch wenn die nun länger auf ihre Eröffnung warten müssen, sind es sehr schöne Projekte für die Zukunft. Wir sind sehr zuversichtlich.
A-LIST: Was unternimmst du in deinem Hotel, damit Gäste jetzt buchen oder umbuchen?
Wir haben unsere Marketingstrategie auf die neue Situation angepasst: Wir verkaufen unsere Hotel-Gutscheine, die drei Jahre gültig sind, um -10%. Allen Gäste, auch jenen, die eine nicht-refundierbare Rate gebucht hatten, bieten wir eine Umbuchung auf einen späteren Zeitpunkt an. Wir erfahren viel Zuspruch und Verständnis von unseren Gästen.
Das Bistro mit Bar im The Mozart Hotel. c Heym Collections
A-LIST: Was sind deine drei Forderungen an die Politik?
1. Der Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität.
2. Unterstützung der Wirtschaft und der Unternehmen.
3. Unbürokratische Abwicklung von Beihilfen wie Kurzarbeit.
A-LIST: Wie heißt dein Leitsatz in der Krise?
Wir haben in den letzten paar Jahren viele Schritte nach vorne gemacht. Gerade machen wir ein paar Schritte zurück. Ich bin Optimist, wir werden bald wieder Schritte nach vorne machen. Und aus dieser Bewegung entsteht ein Tanz, der uns alle erfassen und beflügeln wird.
Lieblings-Destination: Kleine und charmante Städte
A-LIST: Was sagt dein Bauchgefühlt: Wie wird Corona das Reisen generell verändern? Wird es langsamer oder schneller? Weiter oder näher?
Corona wird unser aller Leben verändern. Wir werden auch das Reisen wieder bewusster wahrnehmen und auch Nahziele mehr genießen. Kleinere charmante Städte wie Salzburg werden gegenüber Großstädten aufholen, meinen wir.
A-LIST: Was ist dein Best-Case-Szenario?
Wann immer wir unser Hotel wiedereröffnen, wir werden unsere Gäste mit Freude und Engagement bei uns begrüßen. Sehr schön wäre es, wenn die Sommer-Festspiele in Salzburg wie geplant stattfinden.
A-LIST: Was sind die Dinge, die du nach der Krise unbedingt machen willst und wirst?
Ich werde zum Friseur gehen (lacht). Und mich riesig freuen, wenn unsere Mitarbeiter und ich wieder das machen dürfen, was wir von Herzen gerne machen: leidenschaftliche Gastgeber sein, mit Persönlichkeit.