Die Hollmanns über das Post-Corona-Reisen
Hollmann am Berg
Robert und Petra Hollmann führen Hotels und Appartements in Wien, auf der Turrach, in Triest, Paris und Sri Lanka. Mit uns spricht das Paar über die Zukunft von Langstreckendestinationen, Buffets, Appartements und den Wunsch, dass Corona auch positive Veränderungen hinterlässt.
Robert und Petra Hollmann. c beigestellt
A-LIST: Wie verbringt ihr den Tag? Wie schaut euer Familienalltag momentan aus?
Wir sind alle zu Hause, unsere zwei kleinen Töchter mit elf und neun, aber auch unser großer Sohn Lukas mit 26. Das ist nicht so oft der Fall! Darum kommt manchmal so etwas wie „Weihnachtsstimmung im Frühling“ auf. Das ist wirklich sehr nett! Die Kinder haben viel für die Schule zu lernen und Petra unterstützt sie mit ausdrucken, einscannen, hochladen und solchen Dingen. Robert bastelt mit ihnen, malt, unterstütz sie bei allem Kreativen.
Ansonsten ist Home Office angesagt, mit leider täglich unerfreulichen Mails und Aufgaben. Stornierungen, Absagen, Zahlungen… Sonst suchen wir Projekte, die wir sowieso schon längst machen hätten sollen – zum Beispiel die alte Holzterrasse zu erneuern. Aber auch aufräumen und durchklauben von Kästen und Abstellräumen gehören dazu.
A-LIST: Gibt es für euch persönlich, für eure Familie, auch gute Seiten am neuen Tagesablauf?
Die Kinder und der Hund sind sehr glücklich über das tägliche ausgiebige Zusammensein, obwohl manchmal fehlen den Mädels schon ihre Schulfreundinnen.
A-LIST: Welche Plätze in der Gegend geben euch momentan Kraft?
Wir haben das Glück, in Kärnten direkt am Waldrand zu wohnen. Es ist herrlich! Seit vergangenem Jahr bin ich ein begeisterter Mountainbiker, natürlich mit elektronischer Unterstützung! Bei schönem Wetter durch den Wald zu sausen ist einfach herrlich. Aber auch, wenn das Wetter nicht mitspielt – kurze oder längere Spaziergänge mit den Kindern und dem Hund durch den Wald sind einfach wunderbar! Außerdem durchsuchen wir regelmäßig unsere Fotoalben und schwelgen in Erinnerungen.
Hier geht's zur A-List-Story über die Hollmann-Appartements auf der Turrach.
Ganz allein: Nachfrage nach Appartements
A-LIST: Nach dem ersten Schock – wie schätzt ihr die Lage in eurer Region und eurem Haus ein? Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Ich habe wirklich keine Ahnung. Wir mussten unser Hotel in Wien und unser Hotel in Sri Lanka schließen und auch in den Appartements in Paris, Triest und auf der Turracher Höhe ist nichts mehr los – nur noch Stornos und Rückzahlungen. Ich habe das Gefühl, dass sich unsere Appartementprojekte am schnellsten erholen werden. Wenn man wieder verreisen darf, werden die Menschen ganz verrückt danach sein, aus den eigenen vier Wänden rauszukommen. Da denke ich, ist die Turracher Höhe ganz vorne dabei, mit frischer Luft und ganz alleine in den Bergen.
Das Café im Hotel Hollmann Beletage in Wien. c C. Saupper
Auch Triest mit der Wohnung in Einzellagen am Meer könnte sehr interessant werden. Paris ...hmmm...? Immer unter der Voraussetzung, die Krise dauert nicht zu lange und es gibt noch die finanziellen Möglichkeiten, zu verreisen. Die Hotels, ich weiß es nicht, ich habe die Angst, dass man nicht mehr gerne neben einem fremden Menschen frühstückt oder zu Abend isst. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Hotels mit Buffets – die wir sowieso nie hatten, weil ich Buffets ablehne – werden es schwer haben.
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Mit diesen Hoteliers sprechen wir noch über die Corona-Krise:
Martina Toifl vom The Mozart Hotel Salzburg: Krisen beflügeln
Rösslwirtin Gudrun Peter: Kraftplatz nach Corona
Der Regentanz von Puradies-Chef Michael Madreiter
Hochschober-Chefin Karin Leeb: "Corona verändert viel"
Krone Hittisau: Dietmar Nussbaumer über Corona
Dietmar Silly: Privat, privater, Pures Leben
Die Hollmanns über das Post-Corona-Reisen
Kraft, Mut und Fleiß: Hotel Stein-Direktorin Margot Weindorfer
Family Austria Hotels: "Glück hoch 2"
ARX Hotel: Klasse statt Masse im Tourismus
Hotel Seefischer: Michael Berndl schaut mit den Augen der Gäste
Blaue Gans Salzburg: Andi Gfrerer und die Achtsamkeit
Riederalm Leogang: Reisen ist Freiheit
Bergergut-Chefin: Mehr Sinn und Tiefgang
Golden Hill: Hideaway als Urlaubszuhause
A-LIST: Was unternehmt ihr in eurem Hotel, damit Gäste jetzt buchen oder umbuchen?
Ich muss wirklich sagen, dass es mir auf die Nerven geht, wenn man glaubt, man muss – auch in den schlimmsten Zeiten – sofort überall seinen Marketing-Senf dazugeben. Ich finde das widerlich! Wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden, die ersten drei Wochen nichts auszusenden, nichts zu posten und nichts auf unsere Homepage zu stellen. Was sollte man für aufmunternde Worte finden, wenn zum Beispiel in Italien jeden Tag Menschen sterben? Zu Ostern fangen wir langsam mit Gusto machen an. Ich denke, die Gäste werden wieder buchen, wenn sie Lust dazu haben, und sie werden sich an uns erinnern!
A-LIST: Was sind eure drei Forderungen an die Politik?
Ich war immer sehr skeptisch, was unsere Bundesregierung betrifft, aber ich finde wirklich von ganzem Herzen, dass sie das toll gemacht hat und noch immer toll macht. Es gibt keine Bedienungsanleitung für so einen Fall. Im Gegensatz zu vielen Ländern – auch in Europa – hat unsere Bundesregierung das bis jetzt vorbildlich gelöst!
A-LIST: Wie heißt euer Leitsatz in der Krise?
Mein Leitsatz in der Krise ist: „Versuche dich nicht aufzuregen, versuche dich zu schonen, es liegt nicht an dir!“ Manchmal leichter gesagt als getan!
Die Hollmannsche Residenz in Triest. c Hollmann Residenza Triest
Ist das das Ende der Billigflieger?
A-LIST: Was sagt euer Bauchgefühlt: Wie wird Corona das Reisen generell verändern? Wird es langsamer oder schneller? Weiter oder näher?
Wir sind davon überzeugt, dass sich das Reiseverhalten grundlegend ändern wird. Man wird sich überlegen, ob man mit 350 anderen Personen für 12 Stunden in ein Flugzeug steigen will. Das wird unsere Destination in Sri Lanka hart treffen. Früher ist man super bequem mit dem Nachtzug von Wien nach Paris, Rom, Amsterdam usw. gereist. Warum gibt es das nicht mehr? Nur deswegen, weil man mit dem Flugzeug um 35 Euro z.B. nach London reisen kann. Das ist verrückt und das muss wirklich aufhören. Das wäre auch ein Appell an die Politik!
A-LIST: Was ist euer Best-Case-Szenario?
Dass wir diesen Wahnsinn bald überwunden haben, unsere Wirtschaft sich so schnell wie möglich erholt und die Menschheit etwas Positives mitnehmen kann aus der Geschichte. Nicht, dass es so wird, wie nach der Bankenkrise 2008, wo alles denselben Trott wie zuvor gegangen ist. Zu bemerken ist, dass die Menschen plötzlich wieder viel mehr Rücksicht aufeinander nehmen als zu vor. Das ist uns durch Zwischenrufe einiger Rechtspopulisten abhanden gekommen. Würde mich freuen, wenn wir zumindest das wieder bei uns einkehren lassen!
A-LIST: Was sind die Dinge, die ihr nach der Krise unbedingt machen wollt und werdet?
Ich werde meine Familie und meine liebsten Freunde zusammenpacken, nach Triest fahren, dort ins Meer hupfen und das Leben feiern! Ich hoffe, den ganzen Sommer lang oder das, was davon übrig geblieben ist.
Hier findest du das Interview mit Hochschober-Chefin Karin Leeb zum Thema Corona-Krise.