
Kraft, Mut und Fleiß: Hotel Stein-Direktorin Margot Weindorfer
Hotel Stein
Die Corona-Krise macht bescheidener, aufmerksamer und dankbarer. Auch in Bezug auf die Kunst und Kultur in Salzburg, vor allem die Salzburger Festspiele, meint Hotel Stein-Direktorin Margot Weindorfer. Einstweilen setzt sie auf regionales Einkaufen.
Margot Weindorfer ist Hoteldirektorin vom legendären Hotel Stein am Salzburger Giselakai. c beigestellt
A-LIST: Wie schaut dein (Familien)-Alltag momentan aus? Wie verbringst du den Tag?
In den ersten Tagen nach der Hotelschließung hat man natürlich noch viel zu tun und muss sich um das Haus, die Mitarbeiter, Finanzen und Bürokratie kümmern. Da kommt man gar nicht richtig zum Nachdenken. Jetzt, wo alles ruhiger geworden ist und das Tempo sich verlangsamt hat, da kommen auch belastende Gedanken und Ängste hoch. Zur Besorgnis um die allgemeine Lage und Entwicklung kommen jetzt ganz konkrete Sorgen um die Zukunft der Häuser, das Wohlergehen der Mitarbeiter und natürlich auch die Frage, wie es in unserer wunderbaren Stadt generell weitergeht.
Da muss man natürlich auch die Salzburger Festspiele ansprechen. Der Termin zu Pfingsten wird wohl schwierig zu halten sein. Aber das Aus für die Jubiläums-Sommerfestspiel ist einfach undenkbar. Nicht nur wirtschaftlich, auch generell. Diese Stadt steht für Kunst und Kultur wie keine andere und jetzt merkt man erst so richtig, wie schön und wertvoll dieser Umstand ist.
Hier geht's zur A-List-Geschichte über das Hotel Stein.
Nachhaltig Einkaufen in der Krise
A-LIST: Gibt es für dich persönlich, für deine Familie, auch gute Seiten am neuen Tagesablauf? Was hast du in den letzten Wochen gemacht, wozu du seit Jahren nicht gekommen bist?
Jedenfalls kann ich sagen, dass ich noch nie so viel gekocht habe. Meine neue Küche kommt sozusagen jetzt richtig zum Handkuss. Da ist es auch schön, dass man jetzt Zeit hat, sich bewusst für nachhaltiges Einkaufen zu entscheiden. Zum Bauern fahren und das Gemüse holen, die kleine Metzgerei in der Altstadt unterstützen und den kleinen, altmodischen Greißler ums Eck.
A-LIST: Welche Plätze in deiner Gegend geben dir momentan Kraft?
Unser Zuhause ist sehr gemütlich und zum Glück hat es auch einen großen Garten. Das ist schon ein sehr großer Segen im Moment.
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Mit Mut und Fleiß in die Zukunft
A-LIST: Nach dem ersten Schock - wie schätzt du die Lage in deiner Region und deinem Haus ein? Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Der wirtschaftliche Schaden wird zweifelsohne sehr massiv. Das ist schon beängstigend, wenn man erlebt, wie schnell alles in sich zusammenfällt und wie sehr wir abhängig von großen Strukturen sind. Es ist noch zu früh, konkrete Pläne für die Zukunft zu machen. Aber sicher ist, dass wir mit aller Kraft und mit Mut und Fleiß weiter machen werden, sobald das möglich ist.
A-LIST: Was unternimmst du in deinem Hotel, damit Gäste jetzt buchen oder umbuchen?
Es erscheint mir nicht stimmig, schon jetzt mit Marketing und Aktionen nach draußen zu gehen. Solange nicht klar ist, dass es bergauf geht, dass weniger Menschen sterben und die Not im Gesundheitssystem sich entspannt, finde ich es anmaßend mit „Gute Laune“-Postings zu werben. Ich denke, das muss warten können, bis sich die Lage zumindest so weit erholt, dass wir Licht am Ende des Tunnels sehen.
Die Honeymoon-Suite im Hotel Stein. c Hotel Stein
A-LIST: Was sind deine drei Forderungen an die Politik?
Grundsätzlich finde ich, dass unsere Regierung sehr gute Arbeit geleistet hat. Für solch eine Ausnahmesituation gibt es keine „Betriebsanleitung“. Aber jetzt muss massiv an dem Exit-Szenario gearbeitet werden. Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben, und die Politik muss alles daran setzen, dass ein guter Neubeginn gesichert ist.
Bescheidenheit als höchstes Gut
A-LIST: Wie heißt dein Leitsatz in der Krise?
Nach vorne blicken. Ganz klar. Die Generationen vor uns haben auch bei Null angefangen und hart am Aufbau gearbeitet. Das müssen wir jetzt auch. Wir werden tun, was es braucht, damit am Ende alles wieder positiv wird.
A-LIST: Was sagt dein Bauchgefühlt: Wie wird Corona das Reisen generell verändern? Wird es langsamer oder schneller? Weiter oder näher?
Für mich besteht kein Zweifel daran, dass sich unsere Lebensweise generell und auch das Reisen an sich, grundlegend ändern werden. Es wird eine allgemeine Verlangsamung der Dinge geben. Im best case werden und bleiben wir auch nach der Krise ein wenig bescheidener, aufmerksamer und dankbarer als davor.
Das Restaurant Seven Senses im obersten Stock des Hauses. c Hotel Stein
A-LIST: Was ist dein Best-Case-Szenario?
Dass ich mit unserem gesamten Team wieder losstarten darf und wir es gemeinsam schaffen.
A-LIST: Was sind die Dinge, die du nach der Krise unbedingt machen willst und wirst?
Blumen für Deko im Hotel kaufen, darauf freu ich mich sehr! Und privat möchte ich einfach wieder einmal auf den Berg gehen. Es fällt schon schwer, aus dem Fenster jeden Tag auf die schönen Salzburger Berge zu blicken und nicht rauf zu können. Aber die morgendliche Laufrunde ist ja schon etwas, das hilft. Wie gesagt: Man wird bescheidener.