


Wien: Ein Salon als Nahversorger
Salon am Park
Am Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs steht jetzt ein Wohnprojekt. Dessen Gemeinschaftsgedanke ließ Bewohner eine Greißlerei für das Grätzel eröffnen.
Wenn frühmorgens in der Krakauer Straße 19 die Reifen quietschen, freuen sich acht Bewohner der Adresse im zweiten Bezirk ganz besonders. Die Fahrradboten der Bäckereien Gragger und Joseph liefern frisches Brot und Gebäck für den Salon am Park. Die Greißlerei inmitten des Wohnprojekts am ehemaligen Nordbahnhofgelände betreibt ein Mieterkollektiv aus Schauspieler, Physiotherapeutin, Künstlerin, PR-Managerin, Philosoph, Geigerin, Cutterin und Tischler.
Seit Dezember wohnen 60 Erwachsene und 25 Kinder in dem als Wohnheim definierten Gebäudekomplex, erklärtes Ziel ist die maximale, gemeinschaftliche Nutzung von Einrichtungen wie Kinderspielraum, Veranstaltungssaal, Bibliothek, Dachterrasse oder Werkstatt. Der Salon am Park möchte das Grätzel mit "ausgewählten, hochwertigen Produkten abseits der Supermarktlogik" versorgen, die großteils biologischen Produkte bezieht die Greißlerei aus regionaler Produktion. Rinderkrakauer von Josef Mitterhuber, Bio-Süßigkeiten von EZA und Sonnentor, Chili-Öl von Herrn Brenner oder Eis vom oberösterreichischen Produzenten Stadler reichen die Betreiber über die türkise, alte Holztheke - auf den Liegestühlen vor dem Lokal servieren sie Fairtrade-Kaffee aus Honduras oder Limonaden von Lemonaid und Fritz-Kola.
Um auch der ursprünglichen Bedeutung vom Salon als "Kulturinsel, wo man das freie Spiel der Gedanken pflegt" nachzukommen, veranstaltet die Location regelmäßig Lesungen, Filmvorführungen und Ausstellungen. Jeden Donnerstag von 9 bis 11 Uhr findet außerdem ein "philosophisches Frühstück" statt.