Wien: Neustart für das Café Ritter
Café Ritter
Sie war schon immer gerne Gastgeberin, nun bewirtet sie Gäste im eigenen Kaffeehaus. Ein Traditionshaus noch dazu: Martina Postl übernahm das Café Ritter in Ottakring.
"Ich habe sanft zurückrenoviert, damit das Jugendstil-Juwel wieder herauskommt", sagt Martina Postl. Was die ehemalige Bankerin so gelassen erzählt, war in Wahrheit eine massive Renovierung. Fünf Wochen hatte sie Zeit, um aus dem Café Ritter in Ottakring, einem Paradebeispiel des Wiener Kaffeehauses aus 1907, eine glanzvolle Location zu machen. Das ist prächtig gelungen: mit neuer Küche, freigelegten Jugendstilwänden, frischgeschliffenem Eichenparkett und neu gepolsterten Bänken. Authentisch ist auch die Kaffeehauskarte. Mit Zwiebelrostbraten, hausgemachten Eiernockerl, Krautfleckerl und Wiener Schnitzel vom Kalb.
Einst war Martina Postl neben dem Studium Kellnerin in der Landdisco. Später reüssierte sie als erfolgreiche Bankerin bei der Raiffeisenbank in Wien. Dass sie eines Tages noch Gastronomin werden würde, wusste Martina Postl schon immer. Allerdings war dieser Schritt erst für die Pension geplant: "Mit 65 dann, das war immer mein Vorhaben". Nun wagte sie den Schritt früher – bereits 1991 machte sie die Konzessionprüfung für das Gastgewerbe. Ursprünglich hätte sie Wirtin werden wollen, verrät Martina Postl. Dann schwenkte sie auf Cafetière um, weil "das demokratischer und internationaler ist und mehr mit Kunst und Kultur zu tun hat". Neben ihren Investionen in Technik und Einrichtung (eben erst wurde der brandneue Herd geliefert, ein Kühlhaus wurde gebaut), wollte die Ex-Managerin auch bei der Kunst nicht sparen. "Ich möchte mein Geld nicht nur für den Elektriker und Installateur zahlen, sondern junge Künstler fördern". Bei Max Piva, Sohn des Designers Paolo Piva, gab sie daher zwei Installationen in Auftrag.