
Insiderin Graz: Katrin Bucher Trantow
Kunsthaus Graz
Katrin Bucher Trantow ist Chefkuratorin im Kunsthaus Graz. Die gebürtige Schweizerin studierte in Basel Kunstgeschichte und lebt seit 2003 in der steirischen Hauptstadt.
Wo hat Graz Sie zum letzten Mal beeindruckt?
Als ich erfahren habe, wie viele Menschen "meinen" Megaphonverkäufer John vermissen, wenn er drei Wochen nicht da ist (Anm.: Megaphon ist ein Straßenmagazin). Ein städtisches Dorf also, das dann vielleicht doch mehr zusammenhält, als die Wahlplakate versprechen.
An welche Orte führen Sie Besucher, die zum ersten Mal in Graz sind?
Ich mache einen Spaziergang durchs Zentrum, immer gleich: Landhaus mit biederer Renaissance, Zeughaus mit Europas größter mittelalterlicher Waffensammlung als großartige Installation menschlicher Angst und Ordnungsliebe, enge Gassen zum Mehlplatz, über die Uhr in den Hof des Dominikanerklosters zur Erjautz' Schneemann – bei dem dann alle lächeln – und dann nach Dom und Gnadenbild zum philosophischen Highlight: der menschlichen Helix, bzw. der Doppelwendeltreppe von Friedrich dem II. Wenn es dann noch weitergeht, dann über den Burggarten zum Forum Stadtpark und dem Café Parkhouse.
Welcher Wirt darf Sie zu seinen Stammgästen zählen?
Obengenannte und Der Steirer (Belgiergasse 1), klar. Etwas verwegener, die Plüsch- und Lodenoase der Altsteirischen Schmankerlstube: wirklich guter Wein, wirklich toller Platz an der Theke, an der man zu zweit sitzt wie die beiden Alten, Statler und Waldorf aus der Muppet Show.
Altsteirische Schmankerlstube, Sackstraße 10, 8010 Graz
Wo ist Graz für Sie kulturell spannend?
In der ganzen Diversität – und ihrer gegenseitigen Ergänzung. In den einzelnen Institutionen von Kunsthaus bis esc medien kunst labor, von Theater bis Universität, ihren Unterschieden, dem reichen Programm, das gekoppelt mit aktuellen Forschungen ganz unterschiedliches Publikum anspricht. Offensichtlich wird das in den reichen und unglaublich breiten Kooperationen zu den Festivals wie steirischer Herbst, Diagonale oder auch Elevate.
Verraten Sie uns einen Geheimtipp in Graz!
Hm, Höfe. Innenhöfe sind hier oft Oasen. Wer sich traut, findet einiges. Einer ist etwas bekannter, wird aber immer wieder vergessen: die 1974-77 gebaute Mensa von Eilfried Huth und Günter Domenig im Hof der Volkschule der Grazer Schulschwestern. Tram 1, Haltestelle Eggenberger Schloss.