
Insiderin Salzkammergut: Anna Norz
Anna Norz Architektur
Gerade erst hat Anna Norz ihr Architekturstudium beendet, schon hat die up-and-coming Architektin ihre eigene Ausstellung am Perspektiven Festival Attersee.
Nach Ihrem Architektur-Studium in Wien ist nun das Salzkammergut Ihre Heimat. Was hat sich seit Ihrer Rückkehr verändert?
Mich hat letztes Jahr die Stadtflucht ergriffen und so lebe ich nun wieder im Attergau. Viele meiner Freunde und Bekannten zieht es ebenfalls zurück an den See, was sich auch in der florierenden Kreativszene bemerkbar macht. Vor allem in den Sommermonaten entpuppt sich die Region als kreativer Pool mit zahlreichen Veranstaltungen und die sonst eher verschlafenen Ortschaften erwachen. Sinnbildlich dafür stehen für mich die Perspektiven Attersee. Ein Zusammenschluss junger Kreativer im gemeinschaftlichen Atelierbetrieb fördert den Austausch und gibt mir Motivation und Antrieb, Neues zu schaffen.
In einer Ihrer künstlerischen Arbeiten legen Sie einen Querverweis zu Le Corbusiers wegweisendem Wohnprojekt „Unité d'habitation“ in Marseille. Welche historischen Architekturen Ihrer Region wecken Ihr Interesse?
Seit jeher war der Attersee ja Inspirationsquelle für viele Künstler, die sich aufgrund dessen hier eingefunden und niedergelassen haben. Die zahlreichen, meist von Städtern beauftragten Sommervillen prägen bis heute das Erscheinungsbild rund um den See. Nicht weg zu denken ist da beispielsweise die Villa Paulick in Seewalchen, sowie das Landhaus Eichemann von Clemens Holzmeister in Litzlberg. Für mich ein absolutes Schlüsselwerk der Moderne, das nach wie vor durch die einfache Formensprache überzeugt, ist das Haus Gamerith von Ernst Anton Plischke am Unterbuchberg.
Villa Paulick, Promenade 12, 4863 Seewalchen am Attersee
Der mondänen Gesellschaft war das Salzkammergut Ort der Sommerfrische. Das schlug sich auch architektonisch nieder. Wo verbringen Sie gerne laue Sommertage inzwischen schicker Bauten?
Die architektonischen Meilensteine lassen sich vor allem im Spätsommer, wenn sich das Dickicht der Bäume lichtet, bei einer Bootsfahrt entlang des Seeufers entdecken. Um nicht als Stalker deklariert zu werden, empfiehlt es sich wohl, auf Ferngläser und Fotokameras zu verzichten. Dies gilt vor allem, wenn die Eigentümer nackt baden. Oft zieht es mich auch in das innere Salzkammergut nach Hallstatt und Gosau. Ich genieße das Flanieren inmitten der traditionellen Bauten und der wunderschönen Landschaft.
Zwei Ihrer Entwürfe von Einfamilienhäusern stehen ebenfalls in der Region. Wo würden Sie Ihr persönliches Haus errichten? In welche Himmelsrichtung wäre es ausgerichtet?
Eine Frage, die ich mir oft schon selbst gestellt habe. Ich glaube mittlerweile kann ich sagen, dass ich hier umgeben von Bergen und Seen liebend gerne mein eigenes Haus erbauen würde. Wie es allerdings aussehen sollte? Allein bei der idealen Ausrichtung stellen sich schon zu viele Fragen. Mein eigenes Haus zu entwerfen, wird wohl eine unheimlich große Herausforderung.
Wo stöbern Sie gerne nach Möbeln, Nippes und anderen Kleinigkeiten?
Ich liebe Gegenstände mit kleinen Besonderheiten und interessanten Details. Ich schätze das Handwerk und so kaufe ich Möbel entweder auf Trödelmärkten und renoviere sie oder ich entwerfe selbst und lasse sie in der elterlichen Tischlerei fertigen. Vor allem bewundere ich die Arbeiten meiner Freunde und Bekannten, die beispielsweise im Bereich des Industriedesigns tätig sind. Hier möchte ich Matthias Göttfert aus Attersee erwähnen, der mit unglaublichem Geschick und Feingefühl Objekte der besonderen Art fertigt.
Matthias Göttfert, Attersee
Zurückgenommene Eleganz und schlichte Konturen sowie eine starke Grafik bestimmen Ihre Homepage. Die Arbeit welcher Grafiker und Künstler schätzen Sie?
In erster Linie profitiere ich von den Inputs meiner Schwester, die als Artdirektorin in einem Wiener Designbüro arbeitet und der ich auch meinen grafischen Auftritt verdanke. Der stetige Austausch mit ihr und das Schmökern in Artblogs zeigt, dass viele kreative Köpfe wirklich Großes hervorbringen.
Zu rudimentäreren Dingen: Wo haben Sie kürzlich gut gegessen?
Tolle Aussicht, den perfekten Sonnenuntergang und gute regionale Küche bietet das Gasthaus Wachtberg in Weyregg. Bei Gusto auf eine deftige Brettljause kann ich den Hoangarten in Palmsdorf empfehlen. Wenn mir ab und an der Attersee nicht genügend Urlaubsstimmung verleiht, fahre ich nach Lenzing zu Ten Thai und genieße dort die authentische asiatische Küche.
Zuletzt, verraten Sie uns noch eine Salzkammergut-Besonderheit, die Sie um nichts missen möchten?
Den Attersee-Saibling!
Anna Norz Architektur