Wilhelm Scherübl Jr. ist Architekt und bildender Künstler in Wien. Er ist leidenschaftlicher Radfahrer und mag die hektischen Orte der Stadt. Blumen und Platten sind seine liebsten Wohnaccessoires. Hier verrät er dir seine Lieblingsplätze in Wien.
von Nina Glatzel / 31.08.2020
Die Architektur mit anderen Kunstformen zu vernetzen, das ist die Spezialität des Wiener Künstlers und Architekten Wilhelm Scherübl. 2016 gewann er mit dem architektonischen Thinktank TAB den Outstanding Artist Award für experimentelles Design der Vienna Design Week. Heuer baut er an ihrer virtuellen Festivalzentrale mit. Wo er Nettigkeiten für seine reale Bleibe kauft und welche Tipps in Wien er noch auf Lager hat, erzählt er im Interview.
Wien-Tipps vom Architekten
Wien in einem Bild: Welches Motiv fängt für dich den Flair der Stadt ein?
Der Karlsplatz in einer lauen Sommernacht. Die Karlskirche als schönes altes Gebäude, davor unterschiedliche Menschen, Leben und Dreck. Genau das macht es spannend. Einerseits die schönen herausgeputzten Stellen und andererseits das Wilde und ein bisschen Abgefuckte.
Karlskirche,
Kreuzherrengasse 1,
1040 Wien48.197862,16.372256+43 1 50461874 Was tut sich Spannendes in der Kunstszene Wiens?
Das Magazin (Weyringerg. 27), ein Ausstellungsort in der Nähe des Hauptbahnhofs, bringt mit seinen Ausstellungen und Vorträgen ein bisschen Frische in die Architekturszene Wiens. Gespannt bin ich auf Haus (Große Neug. 44), ein neues jährliches Ausstellungsformat, das gemeinschaftlich organisiert wird. Der Open Call ging gerade zu Ende und die erste Ausstellung findet Ende September statt. Ein weiteres interessantes Projekt ist AKT (www.a-k-t.eu), ein Verein von ArchitektInnen, die in verschiedenen Abständen leerstehende Gebäude nutzen und dort für einen gewissen Zeitraum räumliche Installationen gestalten. Vorfreude habe ich auf meinen ersten Besuch im Schloss 25, einem verlassenen Jagdschloss im 13. Bezirk, in dem 15 Künstlerinnen untergebracht sind.
Schloss 25,
Jagdschlossgasse 25,
1130 Wien48.177061, 16.2790835 Welche Stationen zeigst du uns auf einem Architekturspaziergang durch Wien?
Vermutlich wenig Gebautes. Dafür findet man genügend Vorschläge für die unterschiedlichen Epochen. Ich finde die hektischeren Orte, wo Ungeplantes passiert, spannend. Einer dieser Orte ist die Stiege der Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz. Oder die U-Bahn-Station Josefstädterstraße. Sie faszinieren mich seit Jahren. Immer, wenn man sich dort aufhält, erlebt man etwas. Ich mag Orte und Plätze, wo Soziales und Raum sich vermischen, wo man auch heute noch Alltagsgeschichten filmen könnte.
Hauptbücherei,
Urban-Loritz-Platz 2A,
1150 Wien48.202309, 16.337305+43 1 4000845004 Dein Atelier liegt in der Josefstadt. In welchen Lokalen trifft man dich dort?
Meine Lieblingsmittagsroute ist zuerst eine Pizza Margherita in der La Spiga und dann weiter auf ein Stanitzel mit zwei Kugeln Eis (Pistazie und Salziges Karamell) zu Schelato (Lerchenfelder Str. 34). Die Villa Maria in der Josefstädterstrasse serviert Kulinarisches aus Kreta. Hier fühlt man sich zwar sehr bürgerlich und gleich 30 Jahre älter, wenn man sich das restliche Publikum ansieht, aber meistens gibt es ein super Mittagsmenü. Für gutes Thai-Streefood gehe ich zu Mamamon (Albertg. 15).
Pizzeria La Spiga,
Lerchenfelder Str. 65,
1070 Wien48.206749, 16.346624+43 1 39797101 Wohin gehst du mit Freunden zum lockeren Abendessen?
Ins Hotel am Brillantengrund (Bandg. 4). Speziell im Sommer sind der Hof mit Pawlatsche und die philippinischen Spezialitäten eine gute Kombination. Auch das Zur Stadt Krems (Zieglerg. 37) ist seit Jahren ein Treffpunkt, wenn ein guter Freund aus Berlin zu Besuch kommt. Eines meiner Stammlokale ist außerdem das Café Z, wo ich gerne meine Abende verbringe.
Café Z,
Meiselstraße 2,
1150 Wien48.197436,16.323302+43 680 30872341 Wo schmecken dir Kaffee und Kuchen?
Im Kaffemik schmeckt mir beides.
Kaffemik,
Zollergasse 5,
1070 Wien48.199161,16.3510091 Design und Mode: In welchen Boutiquen findest du neue Stücke für dein Zuhause?
Seit We Bandits seine Männerabteilung geschlossen hat, bin ich stur und kaufe in Wien eigentlich selten Mode. Spannend finde ich aber, was Meshit, Ferrari Zöchling, Glein und andere junge DesignerInnen machen. Ich entdecke gerne, was Leute in meinem Alter oder jünger machen. Spannend ist das HDS59 (Hütteldorfer Str. 59), ein kollektives Studio, wo Designer wie Klemens Schillinger und BreadedEscalope arbeiten. Le Nomade mit den Berberteppichen aus Nordafrika ist auch interessant und das Keramikstudio Rami am Volkertplatz. Wenn es um die atmosphärische Gestaltung der Wohnung geht, kaufe ich gerne in der Westbahnstrasse: Blumen bei Brigitte Aigner und Platten im Market oder Substance.
Le Nomade,
Klosterneuburger Straße 7/2,
1200 Wien48.227550, 16.368867+43 676 75856653 Du bist in der Stadt fast ausschließlich mit dem Rad unterwegs. Wohin zieht es dich an einem schönen Tag in die Natur?
Für Radtouren bietet sich, je nach Fitness, eigentlich alles rund um Wien an. Es gibt tolle Kontraste in alle Himmelsrichtungen. Hadersfeld ist meine Lieblingssteigung im Wienerwald. Richtung Goldenes Bründl ist es auch schön. Zum Erkunden rund um Wien könnte man sich einer Ausfahrt von BBUC, der Radtruppe des Hotels am Brillantengrund, anschließen – wenn man mithalten kann.
Goldenes Bründl,
Waldstraße 125,
2105 Oberrohrbach48.412712, 16.315499+43 2266 804951