
Insiderin Wien: Sophia Hoffmann
Sophia Hoffmann
Multitalent Sophia Hoffmann ist Journalistin, Foodbloggerin, vegane Köchin. Anfang September stellte sie ihr erstes Kochbuch "Sophias vegane Welt" vor.
Sie pendeln zwischen Berlin und Wien. Was haben Sie bei Ihrem letzten Wien-Aufenthalt neu entdeckt?
Ich entdecke immer viel Neues. Da mein Freund vor Kurzem in den zweiten Bezirk gezogen ist, bin ich jetzt dort viel unterwegs. Das Fett und Zucker am Karmelitermarkt (Hollandstraße 16), Lunzers Maß-Greißlerei, der Ausarten … so viele schöne, einladende Orte!
Gibt es Wiener Foodtrends, die Sie beobachten?
Wie auch in Berlin, sind Burger in Wien nach wie vor unglaublich “in”. Egal ob Veggie oder mit Fleisch, in der Pop-up-Variante oder im schicken Lokal, um den Burger kommt man fast nicht herum. Außerdem finde ich, dass in Wien sehr viel Augenmerk auf die Qualität der Lebensmittel gelegt wird. Ob Joseph Brot oder Raritäten-Gärtnereien - es soll besonders und gut sein, das scheint mir immer mehr Konsumenten wichtig zu sein. Zum Glück!
Joseph – Bäckerei Patisserie Bistro, Landstraßer Hauptstraße 4, 1030 Wien
Mit selbstkreiertem Powerfood wie dem "Sophias Aufwach Schmusi" starten Sie in den Tag. Wo haben Sie in Wien zuletzt herzhaft gefrühstückt?
Das letzte Mal habe ich im Café Nelke am Volkertmarkt halb herzhaft gefrühstückt: ein “Ami Light”-Peanutbutter-Sandwich mit frischen Früchten. Sonst gehe ich am liebsten ins Deli Bluem oder ins Café Himmelblau am Kutschkermarkt (Kutschkergasse 36).
In der veganen Creperie "Let it Be" in Berlin stehen Sie regelmäßig am Herd. Welches Wiener Lokal würde Sie als Gastköchin reizen?
Ich interessiere mich sehr für raw cooking. Da wäre es sicher einmal spannend, im Dancing Shiva oder in der Simply Raw Bakery (Drathgasse 2) mitzumischen. Aber auch ein Blick hinter die Kulissen traditioneller Häuser wie dem Hotel Sacher (Philharmonikerstraße 4) wäre spannend - dann würde ich alles liebevoll veganisieren. Mit Sachertorte habe ich das ja in meinem Kochbuch schon gemacht, ich schwöre, man merkt keinen Unterschied!
Dancing Shiva Superfood Restaurant, Neubaugasse 58, 1070 Wien
Bei welchem Wiener Koch spüren Sie wirkliche Leidenschaft fürs Essen?
Für mich ist natürlich Siegfried Kröpfl am interessantesten. Ein veganer Haubenkoch, der bereits ein Kochbuch geschrieben hat und sehr engagiert ist. Er gibt jetzt auch an der Gastgewerbefachschule in Wien Kurse für die Ausbildner in veganem Kochen. Es wird Zeit, dass sich in Ausbildungsberufen diesbezüglich was tut und man hoffentlich irgendwann auch gelernter Koch sein kann, ohne Tiere verarbeiten zu wollen.
Vegan essen verbindet man nicht unbedingt mit schick essen. Welches Wiener Lokal schafft die Kombi dennoch?
Das wird sich in den kommenden Jahren sicher ändern. Ich war dieses Jahr in einigen skandinavischen Spitzenlokalen, unter anderem dem Noma, dem “besten Restaurant der Welt”. Dort spielt Gemüseküche die Hauptrolle und Fleisch wird nur noch ganz wenig serviert. In Wien kann man hier sicherlich das Tian erwähnen, wo man erleben kann, was “nur” mit Gemüse alles möglich ist.
In Wien ist das Schnitzel Klassiker. Wo schmeckt die vegane Variante?
Für ein veganes Schnitzel würde ich einen Ausflug nach Großmugl zum Gasthaus Schillinger unternehmen. Dieses Familienwirtshaus, das mittlerweile komplett vegan ist, bietet tierfreie, österreichische Hausmannskost. Und für alle, die sich immer unheimlich kategorisch gegen solche “Ersatzküche” aussprechen: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, ich bin mit Fleisch aufgewachsen und habe irgendwann beschlossen, es nicht mehr zu essen. Meine Ernährung muss nicht auf solchen “Fälschungen” basieren, aber wenn mich ab und zu danach gelüstet – warum nicht?
Im Kochbuchladen Babettes stellten Sie Ihr erstes Buch vor. Gibt es andere Buchläden, die Sie schätzen?
Das Babettes ist toll, weil es neben hunderten Kochbüchern auch fantastische Gewürze anbietet! Ich mag auch den Buchladen tiempo nuevo in der Taborstraße 17a. Klein, aber fein und mit Espressobar. Verhängnisvoll ist auch die Buchhandlung Walther König im MuseumsQuartier (Museumsplatz 1). Bei Fotobänden und Kunstbüchern werde ich regelmäßig schwach!
Sie haben lange Zeit als DJ gearbeitet. Welche Wiener Partylocations empfehlen Sie uns?
Mittlerweile bin ich völlig raus aus dem Nachtleben, aber natürlich empfehle ich die Grelle Forelle, weil ich dort am 11. Oktober ein Dinner veranstalten werde: "The Seven Kingdoms of Veganza". Das Brut (Karlsplatz 5) ist auch immer super. Sonst würde ich lieber auf einen gediegenen Drink in die wahnsinnig plüschige Bonbonnière Bar im ersten Bezirk gehen (Spiegelgasse 15). Und danach nach Hause!
Sophia Hoffmann