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Insiderin Wien: Eva Blut
Eva Blut
Auch 16 Jahre nach Gründung ihres Labels Eva Blut ist Designerin Eva Buchleitner ständig auf der Suche nach Neuem. Sie experimentiert mit Materialien und entwirft Fahrradtaschen.
Wo gibt die Wiener Modeszene derzeit ein kräftiges Lebenszeichen von sich?
Mir scheint, dass heimische Labels, die bisher international verkauft haben, vermehrt eigene Geschäfte in ihrer Homebase Wien aufmachen. Wubet (Praterstraße 11) und Superated (im Samstag-Shop, Margaretenstraße 46) haben bereits vor Jahren mit diesem Schritt begonnen. Eva Blut gibt es im ersten Bezirk seit Herbst 2012, zuletzt hat sich Awareness & Consciousness in der Lindengasse und Meshit in der Westbahnstraße dazugesellt. Ich glaube, im ersten, zweiten und siebenten Bezirk wird bald noch mehr zu erwarten sein!
Awareness & Consciousness, Lindengasse 25/2, 1070 Wien
Was ist neu in der Stadt, das Ihre Neugierde geweckt hat?
Ich mag die temporär genutzten Locations, die flüchtig die Wahrnehmung der Stadt verändern, indem sie Orte ins Bewußtsein bringen, für die man zuvor keine Aufmerksamkeit hatte. Das hat eine gewisse Tradition in Wien. Beispiele sind die XXX-Events in den 90ern und das Phonotaktik-Elektronikfestival zur Jahrtausendwende. Zuletzt aufgefallen sind mir die Urbanauts (Favoritenstraße 17), die etwa aus einer Trafik ein Mikro-Hotelzimmer machen. Die Salatpiraten (Kirchengasse 44) erobern kleine Grünflächen, bauen darauf an und machen Feste. Die Betonküche (www.friendship.is/be3tonkueche) lässt hochkarätige Köche an geheimen Orten aufkochen. Das Projekt ImPlanTat organisiert Zwischennutzungen in Form von Pop-ups für Künstler. Das sind spannende Belebungen, die ich bemerkenswert finde.
Sie bringen zweimal im Jahr eine Taschenkollektion heraus. Woher kommen die Inspirationen für Ihre Designs?
Ich verfolge einen eher architektonischen Ansatz. Es interessiert mich, den kleinen Raum Tasche neu zu denken: Raumkonzepte zu suchen, die variable Verwendungsweisen zulassen und dabei dennoch nicht die Funktion über die Ästhetik stellen. Die Lederwarenerzeugung war seit der Wiener Werkstätte recht innovativ. Viele kleine Werkstätten haben sich in Wien dafür gerühmt, eigene Patente zu entwickeln. In diesem Sinne schließe ich mit zeitgenössischem Design an.
Bleiben wir gleich bei der Architektur. Was tut sich in Wien Spannendes auf diesem Sektor?
Ich liebe meine Dachwohnung von den Architekten ABdomen (Schottenfeldgasse 41-43). Auf den Dächern Wiens ist in den letzten Jahren überhaupt viel entstanden, was von unten kaum wahrnehmbar ist. Im neuen WU-Campus gibt es wohl das eine oder andere spannende Gebäude, obwohl ich es zumeist schwierig finde, wenn Stadtentwicklung in Form von Architekturparks passiert. Alteingesessene Perlen sind das Wittgenstein-Haus (Parkgasse 18), die Wotrubakirche (Ottillingerplatz 1) oder das 21er Haus.
Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Sie experimentieren mit Materialien wie Loden oder Kork. Welche Wiener Modedesigner verdienen noch das Prädikat experimentell?
Ich schätze den Schmuck von Sonja Bischur. Sie experimentiert mit Materialien und Motiven, die mehr dem Feld der Bekleidung angehören und macht damit absolut zeitgenössischen Schmuck. Christiane Grubers Färbungen für Awareness & Consciousness (Lindengasse 25) mag ich auch sehr, weil sie die Technik des Batikens toll einsetzt. Das Label House of the very island's (Donaufelder Straße 15) finde ich gut, weil es die Grenzen zwischen Männer- und Frauenkleidung beständig antaut. Das Experimentelle ist in Wien sehr tragbar. Weiters sind Gon, Femme Maison, Demelrave und Meshit Labels, die ich im Auge behalten würde.
Sie teilen sich einen Showroom mit dem Fahrradhändler Stilrad. Welche Synergien ergeben sich durch die Zusammenarbeit?
Wir sind zwei Geschäfte unter einem Dach - mit eigenen Zielgruppen, die sich überschneiden. Es ist ein gutes Gefühl, wenn sich ein Zweiter bemüht, Wahrnehmung zu generieren und das Geschäft zu einem lebendigen Ort zu machen. Wir ergänzen uns gut, obwohl wir unterschiedliche Zugänge haben. Mobilität in der Stadt ist unser Überthema. Hilfreich ist das Fahrradumfeld, besonders seit ich auch eine Fahrradtaschenkollektion namens Velocité kreiert habe. Es gibt also eine innere Logik, die uns zusammenhält.
Wo treffen Sie Freunde zum kreativen Austausch?
Sehr gerne habe ich das Lokal Wetter am Yppenplatz. Dort verbinde ich auch den Einkauf am Bauernmarkt am Samstag (empfehlenswert: Bio-Martin’s Eckstand) mit Verabredungen im La Salvia (Yppenplatz/Ecke Weyprechtgasse). Im Finsteren Stern (Schulhof 8), Skopik&Lohn (Leopoldsgasse 17) und im Chinarestaurant Nr. 27 (Ungargasse 27) esse ich ebenfalls gerne. Das Ludwig&Adele im Künstlerhauskino (Akademiestraße 13) hat eine angenehme Atmosphäre. Ansonsten gehe ich ins Café Korb (Brandstätte 9), Phil (Gumpendorfer Straße 10-12) oder Café Ansari (Praterstraße 15).
Die letzte Nacht durchgefeiert haben Sie im ...?
First Floor. Nach wie vor eine der schönsten Bars in Wien, vor allem unter der Woche.
Wo in Wien haben Sie zuletzt für einen lieben Freund ein Geschenk gekauft?
Für Geschenke ist die Buchhandlung von Anna Jeller eine gute Adresse. Ebenso wie die Kunstbuchhandlung von Bernhard Cella in der Mondscheingasse 11 oder auch jene im 21er Haus (Arsenalweg 1). Kleine Köstlichkeiten für Freunde im Ausland kaufe ich bei Delikatessen Staud's (Yppenmarkt 63). Modegeschenke finde ich bei We Bandits (Theobaldgasse 14).