
Insider Wien: Max Piva
Max Piva
Er hat in Venedig studiert, in Wien die Angewandte absolviert und zählt zur Gruppe der "Jungen Wilden" die derzeit Wiens Kunstszene aufmischen: Max Piva.
Sie kamen von Venedig nach Wien. Welche Parallelen der Städte gibt es?
Wien und Venedig sind geschichtlich verbunden. Sonst finde ich es schwierig, einen Vergleich zu ziehen. Venedigs Melancholie ist eine Stimmung, die man alleine in Gesellschaft der Lagune genießen kann. Die Wiener Melancholie wird in Gesellschaft um einen Kaffeehaustisch zelebriert.
Ihr Atelier liegt im achten Bezirk. Was mögen Sie am Grätzel rund um die Josefstädterstraße?
Er ist eine gute Mischung aus bieder und multikulturell. Man spürt noch das alte Wien und gleichzeitig verändert sich stetig etwas. Ich liebe es, in meinem Atelier Kaffee zu trinken, sonst gehe ich manchmal ins Cafè Lange (Lange Gasse 29) oder Café Hold.
Hold, Josefstädter Straße 50, 1080 Wien
Welche versteckten Ausstellungsorte in Wien sind nicht auf den ersten Blick sichtbar?
Unlängst habe ich den sehr sympathischen und sehr motivierten Italiener Vincenzo Della Corte kennengelernt, der in der Nähe die Vin Vin Gallery betreibt. Die Galerie ist von der Straße aus kaum zu sehen, besteht aus einem renovierten Keller und punktet mit seinem konzeptionellen Programm, das Neugier weckt und gute Stimmung erzeugt. Das zeigt, dass trotz versteckter Räumlichkeiten etwas Besonderes und Erfolgreiches geschaffen werden kann, wenn es mit Leidenschaft geführt wird.
Sollten Sie je von Wien weggehen, welchen Ort würden Sie vermissen?
Das Café Engländer – ein wichtiger Ort für mich, wo viele Freundschaften entstanden sind und lange Gespräche geführt wurden, private und berufliche. Man setzt sich am Nachmittag alleine hin und geht nach der Sperrstunde mit alten und neuen Freunden nach Hause.
Welche Restaurants in Wien können die italienische Küche gut?
Das La Delizia (Florianigasse 19) und die Trattoria Triestina. Beide Restaurants sind italienische Familienbetriebe. Im La Delizia gibt es meiner Meinung nach die beste Pizza der Stadt, in authentisch neapolitanischer Atmosphäre. In der Trattoria Triestina werden tolle friulanisch-istrianische Speisen und hervorragende Weine aus dieser Gegend serviert. An der Wand hängt außerdem ein großformatiges Bild, das ich mit zwei venezianischen Künstlerfreunden, Michele Bubacco und Mattia Casagrande, gemacht habe.
Trattoria Triestina, Große Sperlgasse 6, 1020 Wien
Ihre Lieblingsbar?
Die Bar im Hotel Intercontinental beim Stadtpark. Sie ist einfach zeitlos und international. Man könnte überall auf der Welt sein, wenn man dort die perfekt zubereiten Drinks genießt.
In welchen Cafés treffen Sie Künstlerfreunde?
Im Café Engländer und im Kleinen Café. Beide Lokale haben sich nicht verändert, seit ich in Wien bin. Die Stimmung ist die gleiche, auch wenn sich das Publikum ändert. Man fühlt sich immer zu Hause und trifft Freunde und Künstlerkollegen ohne vorherige Abmachung.
Kleines Café, Franziskanerplatz 3, 1010 Wien
Wo in Wien haben Sie zuletzt ein Stück Design gekauft?
Auf Willhaben (www.willhaben.at), und zwar einen dänischen Fauteuil, der neu tapeziert werden musste. Aus der Galerie Rauminhalt in der Schleifmühlgasse werde ich mir bald einen alten Kubus Fauteuil von Hoffmann gönnen!
Kunst, Design und Fotografie sind Felder, in denen Sie arbeiten. Was macht Ihre Kunst aus?
Meine Arbeit besteht hauptsächlich aus dem Versuch, Grenzen zu überschreiten. Manche sind sichtbar und manche nur wahrnehmbar. Durch die ständige Infragestellung von Tatsachen arbeite ich konstant an einer bewussten Desorientierung.
Wie wurden Sie als Newcomer in der Kunstszene Wiens aufgenommen?
Eigentlich gut. Logischerweise auch mit Skepsis, die aber Dank meiner Arbeit und ein paar wertvollen Menschen, die mich gefördert haben, schnell verflogen ist. Es ist schnell gelungen, mich zu etablieren, aber ich fühle mich nach wie vor als Einzelgänger, der halt sehr viele Leute kennt. Das Besondere an der Wiener Szene ist: Es wird viel lieber von der Vergangenheit gesprochen als von der Zukunft. Andererseits sehe ich, dass in Wien die Zugehörigkeit zu Meisterklassen oder Galerien sehr stark ausgeprägt ist.
Max Piva