
Insider Wien: Till Reiter
Ludwig Reiter
Rahmengenähte Schuhe im klassischen Wiener Stil sind das Markenzeichen der Schuhmanufaktur Ludwig Reiter. Till Reiter führt das Unternehmen mit seinem Bruder Uz.
Ludwig Reiter führt alte Handwerkskunst mit modernen Ansprüchen zusammen. Wo in Wien gelingt diese Übersetzung noch?
Da gibt es viele schöne Beispiele, wie die Wittmann Möbelwerkstätten (Friedrichstraße 10), die Mühlbauer Hutmanufaktur (Seilergasse 10) und die Firma Frey Wille (Stephansplatz 5). Auch die Köstlichkeiten der Firma Staud's würde ich dazuzählen.
Staud's Wien (Pavillon)
Brunnenmarkt, Ecke Brunnengasse/Schellhammergasse
1160 Wien
+43 1 406880521
stauds.com
Modelle wie der "Trainer" oder der "Maronibrater" bescherten Ludwig Reiter international den Status des Modepionieren. Wo sehen Sie in der Wiener Modeszene derzeit Vorreiter?
In den letzten Jahren hat sich in Wien eine recht lebhafte Modeszene entwickelt. Designer wie Lena Hoschek (Gutenberggasse 17) und Wendy&Jim reüssieren sogar international. Damit sich die Szene aber wirklich entfalten könnte, fehlt es an Gewerbe und Industrie in Wien.
Helmut Lang ließ seine Models regelmäßig mit Ludwig Reiter-Schuhen über den Laufsteg laufen. Welcher Wiener Designer wäre aktuell die ideale Kombination?
Helmut Lang war eine Ausnahmeerscheinung. Er hatte wirkliche Weltgeltung, die noch heute nachwirkt. Seine Arbeit war aber ganz anders als sonst in der Modebranche üblich: Er dachte langfristig, war sehr an Details und Substanz interessiert. Sein Design war nicht beliebig, sondern evolutionär, auf das Wesentliche reduziert, im Grunde „klassisch“. Dadurch hat er sehr gut zu uns gepasst. Um ehrlich zu sein: Ich wüsste nicht, wen man heute damit vergleichen kann.
Ein Paar Maßschuhe ist etwas sehr Persönliches, Individuelles. Wie setzt sich Ihr privater Modestil zusammen und wo finden Sie Lieblingsstücke?
Ich trage Hemden von Venturini, Hosen von Blaumax (Fleischmarkt 20), Anzüge von Knize (Graben 13), Pullover von Dantendorfer (Weihburggasse 9), Jacken von Frauenschuh. Schuhe aller Art und Accessoires natürlich aus dem eigenen Haus.
Anzug, Button-down-Hemd und rahmengenähte Schuhe gelten als unschlagbare Kombination. Wer macht für Sie die besten Anzüge der Stadt?
Zweifelsfrei die Firma Knize (Graben 13), aber auch Bernhard Niedersüß, der Sohn von Herrn Niedersüß, arbeitet hervorragend.
Schuhe, die über Wochen gefertigt werden, können nostalgisch stimmen. Wo in Wien frönen Sie gerne der Nostalgie?
Am liebsten im Caféhaus oder beim Heurigen.
Das Ladendesign von Ludwig Reiter ist Familienangelegenheit. Abgesehen von den eigenen Shops: Wo staunen Sie über Design?
Am ehesten in der Architektur. Eine Meisterleistung der letzten Jahre war etwa die neue Wirtschaftsuniversität, bei der es nicht nur gelungen ist, mehrere internationale Architekten zusammenzubringen, sondern die Anlage funktioniert auch. Und das alles zu erträglichen Kosten.
Schuhe, Stiefel und Taschen kann man auch zum Essen ausführen. Wohin am liebsten?
Dorthin, wo sie auch was zu tun haben, zum Beispiel auf eine Berghütte oder in den Wienerwald.
Sie stellen Geschäftspartnern die neue Kollektion vor. Welches Lokal bietet den passenden Rahmen?
Für Präsentationen nutzen wir unsere eigenen Räumlichkeiten in Süßenbrunn, aber zum Essen gehen wir am liebsten vis-à-vis ins ausgezeichnete Gasthaus Flokal auf der Süßenbrunner Hauptstraße.
Ihre Produktion verlagerten Sie auf ein geschichtsträchtiges Anwesen rund um das Schloss Süßenbrunn in Donaustadt. Was sind Ihre Lieblingsplätze rund um den neuen Standort?
Badeteich, Reitverein, Golfplatz, Feldwege und natürlich unser eigener Park.