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Insider Wien: Eugene Quinn
Space and Place - kulturelle Raumgestaltung
Eugene Quinn, ehemaliger BBC-Journalist, zeigt auf seiner Stadttour "Ugly Vienna" die hässlichsten Häuser Wiens. Er liebt die Stadt und geht durchschnittlich neun Kilometer pro Tag.
Sie nennen Wien eine "sehr gute Stadt zum Leben". Was macht sie so wunderbar?
In einem Zeitalter zunehmender Ungleichheit, ist es eine schöne Sache, dass arme Menschen in Wien immer noch so gut leben: mit leckerem Zwei-Gänge-Mittagessen für 6,90 Euro in der ganzen Stadt, gratis Donauschwimmen und erstklassigen öffentlichen Verkehrsmittel für einen Euro pro Tag. Und diese Schönheit ist für jedermann zu genießen.
Auf Ihrer "Vienna Ugly"-Tour zeigen Sie die hässlichsten Gebäude der Stadt. Erzählen Sie uns von der Idee dahinter!
Viele meiner Hipsterfreunde in London haben mich noch nie hier besucht, weil die Stadt von der Anglosphäre aus betrachtet weit entfernt von cool ist. Mein Wien ist das Café Phil, die Street Art Szene am Donaukanal, FM4 und der kreative Arbeitsraum Impact Hub – aber diese Orte sind in London unbekannt. Also wollte ich etwas Komisches, Zeitgenössisches und Wildes über meine neue Heimatstadt sagen und rund um die Welt Schlagzeilen generieren, die mit dem Image der Stadt spielen. Die Tour erkundet die komische Faszination von Tod, Misserfolg und Melancholie von Freud bis Elfriede Jelinek.
Als Kontrast: Wo ist Wiens Architektur schön?
Beim Semper Depot. Ein spektakuläres Backsteingebäude, warm und komplex. Es ist Teil der Akademie der Bildenden Künste, fast immer leer, innen sehr theatralisch und perfekt für Parties. Einfach an die Türe klopfen: Die gelangweilten Sicherheitsleute machen bestimmt eine Führung.
Welche Neueröffnung begeistert Sie?
Magdas Hotel, ein Konzept, das weltweit kopiert wird. 2/3 des Personals sind Flüchtlinge. Damit erlaubt dieses elegante Hotel seinen Gästen eine soziale Veränderung herbeizuführen, indem sie darin schlafen. Ein Ort voller guter Geschichten, gutem Essen, guter Musik und Upcycling-Möbeln. Für nur 67 Euro pro Zimmer!
Welche skurrilen Orte zeigen Sie Freunden?
Die Gegend um St. Marx mit dem dazugehörigen, verwilderten Friedhof, dem Stadtlabor und der atmosphärischen Marx Halle (dem ehemaligen Wiener Zentralviehmarkt). Dann hinaus zur Arena (Baumgasse 30), zum Gasometer (Guglgasse 6) und zum Alberner Hafen. Dort sind kaum Menschen, aber es sollten mehr sein. Unsere Tour "Smells like Wien Spirit" zeigt die Stadt aus einer neuen Perspektive: 20 Gerüche, die Sie nur hier finden.
Welche typischen Wiener Gasthäuser mögen Sie?
Als ich hierher zog, war ich schockiert, wie reichhaltig das Essen ist: alles Obers, Knödel und Schwein. Ziemlich oldschool. Ein Gasthaus, das ich mag, ist der Gmoakeller. Sonst esse ich lieber vegetarisch, etwa im Zimmer 37 ganz in meiner Nähe (Karmelitermarkt 37) oder bei Rita bringt's (Vorgartenmarkt).
Sie arbeiten auch als DJ. Wo hängen Sie für Drinks und gute Musik ab?
Ich treibe mich gerne herum und entdecke Musik, die wir in London nicht so gut kennen: türkischen Hip Hop oder Balkan Brass. Die Wiener tanzen nicht genug, also muss man in die ethnische Richtung gehen, um eine echte Partyszene zu entdecken. Die Einheimischen kommen der Sache noch am ehesten mit dem Brut an einem Freitag Abend nahe.
Sie gehen durchschnittlich neun Kilometer pro Tag. Welche Orte in Wien möchten Sie noch mehr erkunden?
Ich versuche jeden Tag eine neue Straße zu gehen, also gibt es nicht mehr viele Orte, die ich noch nicht kenne. Im Juni brach eine große Gruppe von uns um Mitternacht auf, um in jedem Bezirk in dieser Stadt eine Straße entlang zu gehen. Wir wollten wirklich zu Wien gehören und es auf eine neue Art erforschen. Kurz vor neun Uhr früh waren wir fertig.
Erzählen Sie uns von den "Vienna Coffeehouse Conversations", die Sie im Café Ministerium abhalten!
Weil Wien keine Stadt ist, die Fremde herzlich willkommen heißt, wollten wir ein Forum schaffen, wo Zugereiste und Einheimische sich auf gleicher Ebene treffen können. Daran nehmen viele Leute von der UNO teil, ebenso wie Musiker, die hier auf Besuch sind. Eine seltene Gelegenheit, bei einem zweistündigen Abendessen interessante Konversationen mit jemandem aus China, Saudi Arabien oder Buenos Aires zu führen. Kostet 11 Euro und findet einmal im Monat statt.
Wo trinken Sie Kaffee und essen Kuchen?
Das Ansari bringt die Idee von Kaffeehaus voran. Der doppelte Espresso begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Außerdem ist Gastgeber Nasser ein guter Musiker – daher ist der Soundtrack exzellent.
Space and Place - kulturelle Raumgestaltung