
Insider Wien: Georg Branny
Caffè Couture
Mit Partnerin Veronika Markeová führt der preisgekrönte Barista und Espresso-Cocktail-Botschafter Georg Branny das CafféCouture, einen Ausgangsort der Wiener "Third Wave of Coffee".
Auf der Suche nach dem perfekten Kaffee in Wien: Welche drei Locations legen Sie uns ans Herz?
Auf drei Locations möchte ich mich nicht festlegen, da es bereits viel mehr Independent Coffeeshops in Wien gibt, die mit Liebe und Respekt dem Rohstoff Kaffee gegenüber ein tolles Geschmackserlebnis bieten. In den letzten vier Jahren hat sich in Wien eine bislang nie dagewesene Kaffeekultur entwickelt. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf der einwandfrei professionellen Zubereitung, sondern widmet sich der Kette vom Anbau bis zur Tasse. Man kommuniziert die Namen der Farmen und ihre geografischen Daten, weiß über die Pflanzengattung und die Verarbeitung Bescheid und kauft saisonal ein. Kunden können sogar die Art der Kaffeezubereitung wählen: Neben der Espressomaschine sind Aeropress, Syphon, Hario V60-Filter oder Coldbrew neue sensorische Kaffee-Erfahrungen! Beispiele für Independent Coffeeshops sind das Café Atelier (Yppenplatz 2), das Kaffeemodul, Poc (Schlösselgasse 1), die Coffee Pirates (Spitalgasse 17), Cuchina (Lilienbrunngasse 3), Fürth Kaffee (Kirchengasse 44), die Kaffeefabrik (Favoritenstraße 4-6), Kaffemik (Zollergasse 5), die Balthasar Kaffeebar (Praterstraße 38) und das Café à Casa (Servitengasse 4a).
Kaffee nicht mehr als Massenware, sondern als Lifestyleprodukt. Wer waren die Vorreiter dieser Bewegung?
Kaffee war schon immer ein Lifestyleprodukt und wurde auf seine spezifisch-zeitgemäße Art zelebriert. Mit den Jahrzehnten haben sich die Technik und der Zugang zum Rohstoff verändert und ein neues Denken über Qualität, Herkunft, Anbau und Zubereitung hat eingesetzt. Die von uns heute als "neu" empfundene Kaffeequalität hat vor langer Zeit ihren Anfang genommen. Der einzig stark erkennbare Unterschied ist, dass durch gezieltes Marketing und Social Media die Kaffeekultur stärker kommuniziert wird. Als wir Anfang 2010 unseren CaffèCouture Showroom in der Garnisongasse eröffneten, gab es in Wien nichts Vergleichbares. Das war ein Projekt „gegen jede Regel“. Es gab eine Espressomaschine und zwei Kaffeemühlen. Es gab keine Karte, man konnte nur Espresso oder Kaffee mit Milch trinken. Es gab nur einen Tisch mit sechs Sesseln drumherum, kein WC und keinen sonstigen Schnickschnack. Ein Glas Wasser konnte man sich selbst eingießen!
Das Wort "Couture" steht für maßgeschneidert, handgemacht, individuell. An welchen Orten in Wien erleben Sie diesen Zugang?
Was mir spontan einfällt, ist das Hosenlabor der Gebrüder Stitch in einem Innenhof der Mariahilfer Straße. Dort kann man sich seine eigene, handgemachte Jeanshose anfertigen lassen, wird in zwei Terminen beraten und kann sich Stoff, Farbe, Schnitt und Naht aussuchen. Seit ich eine Gebrüder Stitch-Jeans trage, habe ich mir keine andere mehr gekauft.
HOSENLABOR der gebrüder stitch
Lerchenfelder Straße 85-89
1070 Wien
+43 680 1449385
internet@gebruederstitch.com
Ihr Laden im Palais Ferstel besticht mit puristischem Design. Wo kaufen Sie privat schöne Stücke?
Geht es um die ultimativen Sitzmöbel und Tische, gehe ich nur zu einem Mann: Andreas Hadinger von Red-Orange, gleich beim Westbahnhof. Andreas kann Dir sogar sagen, wie ein Stuhl auf welchem Holzboden klingt, wenn Du ihn schiebst, und ob Dir das gefallen wird. Kleinigkeiten wie Tabletts finde ich bei Prodomo in der Naglergasse 29. Die Konzepte zu unseren Läden haben meine Lebensgefährtin und ich komplett alleine gemacht, sie spiegeln unseren eigenen Stil wider und sind an niemandem orientiert.
Sie sind Erfinder der Espressococktails und waren "Ambassador" für Bacardi. Verraten Sie uns Ihre Wiener Lieblingsbars?
Das Barfly's im Hotel Fürst Metternich in der Esterhazygasse ist eine meiner zwei Lieblingsbars in Wien. Besonders an der Location ist, dass die Bar im Hotel etwas versteckt ist. Man muss es echt wissen! Die Cocktails sind geschmacklich richtig gut ausgearbeitet, die Qualität ist konstant und das Ambiente sehr persönlich. Signature Drink ist der Mojito! Gleich in der Nähe ist die Eberts Cocktailbar (Gumpendorfer Straße 51), die auch eine Bartender-Schule im Haus hat. Die Bartender arbeiten dort sehr schön für das Auge des Kunden und die Atmosphäre ist angenehm und gemütlich.
Auch ein Kaffee-Enthusiast muss essen. Welche Restaurants sind Stammlokale?
Ich liebe die Pizza Mari beim Karmelitermarkt (Leopoldsgasse 23a). Dort läute ich nach einer anstrengenden Woche das Wochenende ein. Das Ramien in der Gumpendorfer Straße 9 ist auch ein Fixpunkt - aufmerksames Personal und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Im Sommer bin ich gerne bei den Heurigen Christ in Floridsdorf oder Leitner in Ottakring (Sprengersteig 68). Die Atmosphäre im Heurigengarten bei Dunkelheit und angenehmen Temperaturen ist einfach etwas Besonderes. Und dazu noch ein schöner Aufstrichteller mit frischem Brot!
Und welches Restaurant haben Sie kürzlich neu entdeckt?
Das indische Lokal Rani in einer Seitenstraße der Mariahilfer Straße, versteckt hinter einem großen Baustellengerüst. Es ist eher klein und war bei meinem Besuch zum Zerbersten mit Menschen gefüllt. Ich fühlte bereits während der 40-minütigen Wartezeit auf einen Tisch, dass dies ein toller Abend werden würde. Man hat das Gefühl, in einem indischen Viertel von Paris Platz zu nehmen, die Raumtemperatur hat geschätzte 30 Grad und Gewürze liegen in der Luft. Eine tolle Atmosphäre!
Mit einem Pop-up und zwei fixen Standorten sind Sie derzeit vielbeschäftigt. Wo genießen Sie an einem arbeitsfreien Tag die Stadt?
Im Sommer am liebsten im Schönbrunnerbad, da ist es schön ruhig und das Olympiabecken erlaubt es einem, so richtig seine Längen zu ziehen. Ansonsten genieße ich die Stadt an einem arbeitsfreien Tag in meinem Auto. Wenn ich sie mit einem herausragenden Kaffee in der Hand verlasse!