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Insiderin Wien: Daniela Emminger
Daniela Emminger
Die gebürtige Oberösterreicherin lebt und arbeitet als Schriftstellerin und Journalistin in Wien. 2016 war sie für den Österreichischen Buchpreis nominiert, jetzt ist ihr neuer Roman "Kafka mit Flügeln" erschienen. Dort fängt sie sprachlich ein ganzes Land ein: Kirgistan.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Nachdem mich der mit 500 Seiten doch recht komplexe Roman "Kafka mit Flügeln" drei Jahre intensive Arbeit und einige wilde Monate der Recherche in Kirgistan gekostet hat, gönne ich mir derzeit eine kleine Pause. Ich schlafe, esse, lese und versuch einfach mal still zu sitzen und nichts zu tun, was mir zugegebener Maßen schwer fällt. Und dann gibt es da natürlich bereits das nächste Projekt, das in mir schlummert und sich langsam, aber sicher bemerkbar macht: eine Art Prosa-Theater-Stück über das Hitlerhaus und die ewig braune Chose in Braunau am Inn. Ich denke, das wird auch geografisch mein nächstes Ziel. Sozusagen: vom kirgisischen in den Braunauer Wahnsinn.
Wenn Sie neue Inspiration suchen, wohin gehen Sie?
Nun, im Fall des oben erwähnten Romanprojekts, wenn es sein muss, auch mal ans andere Ende der Welt. Ansonsten liebe ich den Wiener Prater, besonders die Rückseiten und verborgenen Winkel der Buden und Fahrgeschäfte, den Schlosspark Schönbrunn zum Laufrundendrehen, Endstationen der U- und Straßenbahnen (last exits sozusagen) und das Wien Museum am Karlsplatz.
Ein kulinarisch anregender Abend beginnt wo und klingt wie aus?
Oh, ich koche und esse wirklich wahnsinnig gerne. Je nach Budget und Laune geht es ins Aming Dim Sum bei der U4-Station Kettenbrückengasse (gegenüber der Falcostiege) – sehr imbissmäßig, aber echt gute Korea-Kitchen, ins Luster in der Windmühlgasse (quasi mein verlängertes Wohnzimmer) – mit obligatorischem Davor/Danach-Besuch in der unglaublich tollen Miranda Bar! Auch cool: Austernessen unterm Riesen-Swarovski-Luster in der Bar des Interconti am Stadtpark, ein Brötchen to go von den Unaussprechlichen (Trzesniewski), Sushi von Iko in der Wipplingerstraße oder im Fall von Süßhunger ein Besuch bei Gregor's in der Schönbrunnerstraße.
Gregors Konditorei, Schönbrunnerstraße 42, 1050 Wien
Sie schreiben in Ihren Büchern über die Sinnkrise der Mittzwanziger bis Mittvierziger. Wo und womit bekämpft man die in Wien am wirkungsvollsten?
Ja, in "Die Vergebung muss noch warten" geht es um die Sinnkrise und Verlorenheit der Mittzwanziger-Generation, in "Gemischter Satz" versucht die dreißigjährige Protagonistin Agatha der Liebe mit Wein und Co den Garaus zu machen. Und jetzt, in "Kafka mit Flügeln" sind zwei Vierzigjährige am anderen Ende der Welt dabei, sich neu zu entdecken, zu verwandeln und wiederzufinden. Metamorphose ist wohl ein lebenslanger Prozess. Was hilft? Auspowern ist eine Möglichkeit. Einfach Laufschuhe anziehen und so die Stadt erkunden. Das geht gut in Schönbrunn oder auch im Lainzer Tiergarten. Außerdem gibt es viele tolle Stadtwanderwege durch die Weinberge mit tollem Blick über Wien. Was mich zur zweiten Sinnfindungsmöglichkeit bringt: trinken. Jetzt hat Alkohol freilich noch bei keinem langfristig zur Erleuchtung geführt, aber ab und zu hilft ein Barausflug oder eine weindurchzechte Nacht durchaus bei der Erörterung der eigenen Sinnkrise: ab in die Loos Bar, ins Future Garden (Schadekgasse), ins Vis-à-vis im Ersten oder ins Heuer (am Karlsplatz).
Wenn Sie für Ihre Lesungen ein neues Outfit suchen, wo werden Sie fündig?
Ich gehe am liebsten alleine shoppen. Wenn ich mich belohnen möchte oder etwas für einen besonderen Anlass suche, gehe ich sehr gerne in den Samstag-Shop von Peter Holzinger (von Superated) mit vielen jungen, zeitgenössischen Designerstücken. Da findet sich immer etwas Schräges, Tolles für mich. Aber auch Second-Hand-Läden und Normalo-Shops wie Mango oder Zara gehören zu meinem Revier.
Dringend ein Geburtstagsgeschenk für eine Freundin gesucht. Wer hat immer etwas, das passt?
Die Buchhandlung meines Vertrauens in der Margaretenstraße: Buchinsel. Für Gourmet-Mitbringsel: der Pöhl- und Urbanek-Stand am Naschmarkt. Oder diverser Kunst-Schnick-Schnack im MAK-Museumsshop. Möbel und Kleindeko: in der Vintagerie. Verwöhnendes-Duftiges bei Kussmund.
Freunde aus dem Ausland reisen nach Wien. In welchem Hotel bringen Sie sie unter?
Bei den Schreiners im Siebten. Da lässt es sich nicht nur wunderschön wohnen (vor allem im neu renovierten Gartenpavillon), sondern auch hervorragend speisen. Eine echte Oase mit wenigen Zimmern!
Über Daniela Emminger:
Sie hat schon immer gern kommuniziert. In Jobs als Werbetexterin in Hamburg, als Galerieleiterin in Wien und als Redakteurin in Litauen und Lettland. Auch jetzt kommuniziert sie schriftlich. Vornehmlich das Leben krisen- und liebesgebeutelter Mittzwanziger bis Mittvierziger, das sie in ihrem 2015 veröffentlichten Roman "Die Vergebung muss noch warten", in ihrer 2016 erschienen Novelle "Gemischter Satz" und 2018 in "Kafka mit Flügeln" in ihrer eigensinnigen Erzählweise erforscht.
Daniela Emminger