
Insider Wien: Kramar
Kollektiv Fischka
Kramar ist umtriebiger Fotograf und der unermüdliche Kopf des Kollektiv Fischka. Als Globetrotter schätzt er Wiens internationale Facetten.
Welche Neueröffnungen machen Wien noch lebenswerter?
Die Migrating Kitchen vom Verein Boem, beheimatet in einer alten Pizzeria in Margareten am Bacherplatz. Derzeit nur sporadisch bespielt, ist sie ein guter Ort für performative Darbietungen, interessante Gespräche und gutes Essen.
Welche Stadtviertel entwickeln sich interessant?
Der Meidlinger Markt, als kulinarische Quintessenz von Wien: der serbische Fleischhauer, der Wiener Geflügelhändler, das Fischgeschäft und der Pferdefleischhauer, die türkischen Gemüsehändler, der lewantinische Rindfleischconisseur, der rumänische Lebensmittelhändler, die Gemüsebauern aus dem Wiener Umfeld. Durchmischt mit ein wenig Gastro und Bobo-Flair. Hier find' ich alles zum Überleben – emotional und kulinarisch.
An welchen Orten ist Wien noch wild und unberechenbar?
Als Architekturaffiner und Mensch der Natur treibe ich mich gerne im Wienfluss-Rückhaltebecken bei Auhof herum. Hier trifft spannende Architektur der letzten Jahrhundertwende auf Stadtnatur. Man kann Reiher beim Fischen und Biber beim Holzbauen beobachten. Mein wildes Wien, nur wenige Minuten von der U-Bahn entfernt.
Auf welche Wien-Plätze freuen Sie sich, wenn Sie von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückkommen?
Das kommt im Jahr für mich als Vielreisender oft vor. Paradoxerweise ist's die Innere Mariahilferstrasse. Hier kann ich den Wiener Grant, den ich im südosteuropäischen Ausland nicht brauche, akkurat wieder aufrufen – eine Hassliebe. Nebenbei bekomme ich dort alles, was mein bescheidenes Konsumherz benötigt.
Haben Sie ein Stammbeisl?
Mein erweitertes Wohn- und Besprechungszimmer seit rund 25 Jahren ist das Weidinger in Ottakring. Hier hat sich seither kaum etwas verändert, eine kleine Zeitkapsel: das Publikum durchmischt, die Preise moderat. Großer Brauner, Topfenstrudel, ein Achterl Rot, Eier im Glas. Ein kleiner Gastgarten mit urbaner Idylle, eine Kegelbahn, Carambol- und Kartentische. Wiener Herz, was brauchst du mehr...
Café Weidinger, Lerchenfelder Gürtel 1, 1160 Wien
Was sind die schönsten Kunstschauplätze für Fotografie?
Fotografie alleine ist mir als Fotograf nicht ausreichend. Ein breites Spektrum unterschiedlicher Kunst, von Malerei, Installation bis zu Performativen und auch Fotografie bietet mir die Grundsteingasse in Ottakring mit der Kunsttankstelle und MASC-Foundation. Ein bunter Reigen rund um Kunst ist das frühsommerliche Grundstein-Festival ebendort.
Kunsttankstelle Ottakring, Grundsteingasse 45, 1160 Wien
Welche Orte sollte man in 24-Stunden-Wien gesehen haben?
Eine Fahrt mit der Vorortelinie von Hütteldorf nach Heiligenstadt und eine Runde am Ring – damit ist Wien wunderbar zu erklären, sowohl mit als auch ohne Worte. Bei sporadischen Stopps auf beiden Routen lässt es sich in die Stadt und seine Geschichte und Kultur vertiefen.
Welches Fotomotiv wählen Sie, um den Flair der Stadt einzufangen?
Der Blick vom Kahlenberg zeigt Wien als historische und moderne Donaumetropole.
Der beste Ort für Wiener Schnitzel?
Mein Wiener Schnitzel ist ein "Karadordeva šnicla" im serbischen Restaurant Semendria: ein gerolltes und knusprig gebackenes Schweinsschnitzel, gefüllt mit Schinken und Kajmak, garniert mit Mayonnaise, gebettet auf Pommes Frites, obligat dazu ein Šopska-Salat, und die Verdauung fördernd ein Rakija.
Kollektiv Fischka