
Insidertipps Wien: Stefanie Moshammer
Stefanie Moshammer
Stefanie Moshammer zählt zu den spannendsten Fotografinnen in Österreich. Auf der Foto Wien präsentiert Sie Teile ihrer Werk-Serie „I Can Be Her“. Wo sie Wien liebt und wo die Stadt sie fasziniert, verrät sie im Interview.
Junges, kreatives Wien: Welche Gegend entwickelt sich gerade besonders spannend?
Gefühlt der 15. Bezirk. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass ich selbst dort wohne und dadurch mehr mitbekomme. Neben den Strizzis und den Damen der Nacht, trifft man hier auf charmante Hinterhof-Cafés, wie die Turnhalle in der Herklotzgasse, oder den türkischen Verkäufer mit einem wunderbaren Second-Hand-Laden.
In welche aktuelle Ausstellung entführen Sie Freunde, die Sie besuchen kommen?
In die Ausstellung “Spitzmaus Mummy in a Coffin and other Treasures” von Wes Anderson und Juman Malouf im Kunsthistorischen Museum. Jeder Raum wirkt, als wäre er aus einer Film-Szene entnommen. Eine Synthese von Vergangenheit und Gegenwart. Und in die wunderbare Mineraliensammlung des Naturhistorischen Museums (Burgring 7).
In Ihren Arbeiten beleuchten Sie gerne das Unkonventionelle einer Stadt. Wo ist Wien für Sie „anders“?
In der nostalgischen Wehmut des Wiener Wurstelpraters. Für mich ist dieser Ort ein Konglomerat aus der Geschichte Wiens und der bestehenden Veränderung, die über die Jahre stattgefunden hat. Es ist auch ein Ort, der alle soziale Schichten anzieht und dadurch recht demokratisch wirkt. Im Sommer sind es vor allem die Donauinsel und die alte Donau, die mein Herz für Wien höher schlagen lassen. Dort wird die Freikörperkultur und die Leichtigkeit des Sein gefeiert. Einer der Gründe, warum ich Wien vor allem so schätze ist, dass man hier auch ohne Konsumdrang und ohne viel Kosten ein qualitativ hochwertiges Leben haben kann.
Welche Galerien denken über die Grenzen von Wien hinaus?
Etwa die Galerie Crone, die Galerie Nathalie Halgand (Stiegengasse 2) oder die OstLicht Galerie (Absberggasse 27).
Welche jungen Künstler aus der Stadt müssen wir unbedingt kennen?
Oliver Laric – seine fiktiven Skulpturen, wo Antike auf Pop-Kultur trifft. Thomas Albdorf – beim Anblick seiner Arbeiten fühle ich mich geschmeichelt hintergangen und bin nie sicher, was nun wahr oder falsch ist. Paul Kranzler – wo “einfache” Bilder doch ganz speziell wirken.
Wo treffen Sie Künstlerfreunde auf einen Aperitif?
Im Hotel am Brillantengrund (Bandgasse 4). Vor allem im Sommer ist der Innenhof ein Traum, und die Einrichtung gibt einem das Gefühl, als würde man gerade einen Drink mit Wes Anderson schlürfen. Das Gartencafé in der Stumpergasse ist eine Hinterhof-Oase im sechsten Bezirk. Außerdem der Eissalon Garda (Mariahilfer Straße 140) – Eiscafé und Aperitif, Puff-Charakter inklusive .
Welche Wiener Lokale sind ihre All-time-Favorites?
Für einen Abendbesuch: Das Fortuna in der Westbahnstraße. Das war früher ein Wiener Beisl im Gemeindebau und ist es heute noch. Nur, dass es nun von Freunden von mir geführt wird, unter anderem von Lena Krampf und Ida Steixner von dem Mode-Label Meshit. Den Beisl Charme hat es immer noch und es gibt zusätzlich einen kleinen Raum für Ausstellungen. Zum Essen: Das Miznon in 1010 Wien (Schulerstraße 4). Israelische Küche mit Kantinen-Flair. Vor allem die Ofen-Süßkartoffel und der Ofen-Karfiol sind meine Favoriten. Und das Mochi (Praterstraße 15). Hier bekommt man die perfekte asiatische Symbiose auf den Teller.
Ihre Lieblings-Modeläden in der Stadt? Warum gerade diese?
Comerc in der Westbahnstraße (Westbahnstraße 20). Dort findet man neben internationalen Labels auch Kollektionen von dem Wiener Label Meshit. Gleich gegenüber findet sich der Qwstion Store, welcher vor allem Taschen vertreibt, die zu 100 % aus Bio-Baumwolle sind. Kürzlich wurde eine neue Linie herausgebracht, bei der das Taschen-Gewebe aus Bananenfasern besteht. Ich finde das Label gut, da es innovativ und funktional ist, dabei aber auch nachhaltig agiert; und die Taschen sehen gut aus.
Wenn Sie einen Tag in Wien Tourist spielen dürften: in welchem Hotel würden Sie ein Zimmer buchen?
Im Hotel Altstadt. Ich mag das Konzept und den Stil; Wiener Gemütlichkeit vermischt mit zeitgenössischer Kunst. Das Frühstück ist auch nicht Hotel-Gästen gewährt und einen Besuch wert.
Erzählen Sie von „I Can Be Her“!
“I Can Be Her” ist das Resultat eines zweimonatigen Las Vegas Aufenthalts: ein Brief, schreibmaschinengetippt, 35 Zeilen, eine bizarre Liebeserklärung eines Fremden namens Troy. Die Arbeit umkreist diesen Brief und mit ihm eine Person, die zwar existiert, irgendwie aber auch nicht und zielt auf Fragen nach Realität und Erfindung ab. Gerade auch was die Liebe betrifft, die ja, vor allem am Anfang, einen fiktiven Aspekt hat. Dass man jemanden auf eine Art und Weise erfindet, wie man ihn gerne hätte, und dann erst sukzessive mehr erfährt über diese Person. Die Serie war der Versuch, Aspekte von Liebe, Illusion und Identitätsfindung zu thematisieren. Troy hat sich mich in diesem Brief auf eine Art und Weise daherphantasiert und ich drehe das um und erfinde ihn auf eine andere Art und Weise. Trotzdem bleibt viel Offenheit für die Betrachter.
Stefanie Moshammer