
Insiderin Wien: Nathalie Halgand
Inoperable Gallery
Mit Nicholas Platzer betreibt Nathalie Halgand die "Inoperable Gallery" für Street Art. Zweimal gab es dafür bereits den Award als „Best European Urban Art Gallery“.
Wien gilt nicht als Street Art-Metropole, was hat sich dennoch in letzter Zeit auf diesem Sektor getan?
Am meisten war Street Art im Jahr 2006 in den Straßen Wiens verbreitet, es waren wirklich sehr viele Künstler aktiv. Danach ist es deutlich ruhiger geworden. Mein Galeriepartner Nicholas Platzer und ich setzen uns momentan für diverse Street Art-Projekte ein. So haben wir 2011 das Projekt „Shutterland" ins Leben gerufen, wo die Rollläden des Wiener Naschmarktes von internationalen und lokalen Künstlern aus dem Bereich Street Art und Graffiti gestaltet wurden. Wir haben bereits mehrere große Wände mit der Genehmigung von Hausbesitzern durch unsere Künstler gestalten lassen und setzen dieses Vorhaben auch weiterhin fort.
Project Shutterland, Stiegengasse 2/3, 1060 Wien
Welche jungen Wiener Künstler haben Sie zuletzt für sich entdeckt?
Ich bin ein großer Fan von Zoé Byland (www.zoebyland.com), deren Arbeiten ich vor Kurzem in ihrem Atelier gesehen habe. Sie kombiniert Idealismus und Trash. Ich finde ihre Bilder wunderschön, rätselhaft, humorvoll und gleichzeitig verstörend. Auch die großformatigen Arbeiten von Clemens Wolf, der früher in der Graffiti- und Street Art-Szene aktiv war und sich in seinen Bildern mit dem urbanen Raum beschäftigt, sind sehenswert. Seine Arbeiten findet man in der Sammlung Essl.
Essl Museum Klosterneuburg, An der Donau-Au 1 , 3400 Klosterneuburg
Welches Viertel sprüht derzeit vor kreativer Energie?
Ich würde sagen der siebente Bezirk. Hier arbeiten viele Architekten, Fotografen, Modedesigner und Werbeagenturen, und man findet junge Start-ups, Boutiquen, Bars und Restaurants. Ich finde das Programm des Hotels am Brillantengrund mit seinen Veranstaltungen sehr kreativ. Dort finden Konzerte ebenso statt wie Pop-up-Stores und Ausstellungen. Außerdem Kooperationen mit Initiativen wie Feinkoch (www.feinkoch.org) oder Guerilla Bakery (www.guerillabakery.at), wo man Zutaten für ein bestimmtes Gericht in der richtigen Menge erhält. Vor allem im Umkreis unserer Galerie in der Burggasse tut sich gerade irrsinnig viel, Ende März eröffnet nebenan beispielsweise ein Vintagegeschäft mit Bar und Café, auf das ich schon sehr gespannt bin.
Sie haben früher als Stylistin gearbeitet. Verraten Sie uns die aktuellen modischen Must-haves?
Den Sportchic mit Bermudashorts, kurzen Anzügen und grafischen Mustern findet man beim österreichischen Jungdesigner Arthur Arbesser (Via Lodovico Mancini 15, Mailand). Für florale Prints und Nudetöne empfehle ich einen Besuch bei We Bandits in der Theobaldgasse. Tolle Blousons und T-Shirts mit außergewöhnlichen Prints gibt es momentan vom österreichischen Label Meshit, erhältlich unter anderem bei Mode Mühlbauer (Seilergasse 5).
Wo finden Sie Lieblingsmöbelstücke für Ihre Wohnung?
Ich kombiniere gerne neue Stücke und Vintageteile. Für Vintagemöbel schaue ich ins Bananas (Kettenbrückengasse 15) oder in die Glasfabrik (Lorenz-Mandl-Gasse 25). Schöne Lampen und Accessoires für die Wohnung gibt es bei Blaulicht. Außerdem bestelle ich auch gerne Sachen im Internet, zum Beispiel bei Monoqi, Westelm und Westwing. Während meiner Reisen, vor allem wenn ich in Paris bin, gehe ich natürlich auch auf Flohmärkte.
Welche Künstler zieren zu Hause Ihre Wände?
Direkt über der Couch hängt ein großes Werk der Schweizer Künstlerin Mizzo. Über dem Esstisch habe ich einen Siebdruck von Shepard Fairey. Werke von Roa, Faile, Kid Acne, Miss Van, Space Invader, L´Atlas, Tara McPherson, Kozyndan, Shida und Robert Proch hängen ebenfalls in meiner Wohnung. Der Rest meiner Sammlung befindet sich im Haus meines Vaters, da gibt es viel mehr Platz.
Gibt es ein Lokal mit Wohnzimmer-Atmosphäre, das Sie mögen?
Ja, das Café Phil ist gemütlich und relaxed und hat die beste heiße Schokolade. Das Konzept des Lokals gefällt mir: Im Phil gibt es Frühstück sowie Snacks und eine große Büchersammlung, die man vor Ort lesen und kaufen kann. Die Möbel, auf denen man sitzt, kann man ebenfalls kaufen.
Welcher Wiener DJ hat Sie zuletzt mit seinem Sound betört?
Das war Derek Foreal, er ist Teil des DJ-Kollektivs "The Love Movement" (Anm.: ehemals "The Loud Minority"). Im Prinzip spielt er alle Musikrichtungen von Hip-Hop, Soul und Disco bis hin zu elektronischer Musik. Auf jeden Fall kann ich zu seiner Musik gut tanzen.
Wo in Wien lassen Sie den hektischen Alltag hinter sich und entspannen?
Am liebsten mit Freunden bei einem Abendessen zu Hause, entweder ich koche oder ich lasse mich bekochen. Für Drinks oder einen Aperitiv gehe ich gerne in die Loos Bar (Kärntner Durchgang 10) oder ins If dogs run free. Während eines Films entspanne ich mich auch gerne, dann gehe ich ins Filmcasino (Margaretenstraße 78) oder ins Top Kino (Rahlgasse 1).
Und wo macht ein Spaziergang mit Ihrem Hund Pinot Spaß?
Mit Pinot gehe ich sehr gerne in Neustift am Walde inmitten der Weinberge spazieren. Dort ist es schön ruhig und man kann sich in einem der vielen Heurigen ausruhen, etwa im Naturgarten des Weinhofs Zimmermann (Mitterwurzergasse 20). Ein Ausflug in Nussdorf mit anschließender Pause in der Buschenschank Hajszan, wo man einen wunderschönen Ausblick hat, ist ebenfalls empfehlenswert. Auch der Schwarzenbergpark, wo ich viele andere Hundebesitzer treffe, ist für einen Spaziergang optimal.
Weingut Hajszan Neumann, Grinzinger Straße 86, 1190 Wien
Inoperable Gallery
Stiegengasse 2/3 (First Floor)
1060 Wien
+43 650 2444779
www.inoperable.at