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Insiderin Wien: Mirjam Unger
Mirjam Unger
Mirjam Unger ist im Film, in der Fotografie und in Wien zu Hause. Die Regisseurin, Moderatorin und Fotografin eröffnet mit "Maikäfer flieg" die Diagonale 2016.
"Maikäfer flieg" spielt im Wien von 1945 der jungen Christine Nöstlinger. Sie sind in Wien aufgewachsen. Verraten Sie uns Ihre Lieblingsplätze der Stadt, als Sie ein Kind waren!
Ich bin in Währing aufgewachsen. Die Gasse meiner Kindheit ist ein Ort, an den ich immer wieder zurückkehre. Ich gehe dann die Straße entlang und wie eine Schablone setzen sich die Bilder meiner Erinnerung über die Häuser und Menschen von heute. Ich sehe dann, was ich als Kind gesehen habe, wie ich die Linien der Pflastersteine versucht habe, nicht zu berühren. Da war die Milchfrau, die mit allen getratscht hat, da der Juwelier bei dem ich mir im Schaufenster über Monate ein kleines, blaues Armband angesehen habe und es mir dann schlussendlich mit meinem Ersparten gekauft habe. Dort die Trafik, in der ich als Siebenjährige für meine Eltern eine Stange Milde und einen Kurier gekauft, dabei den Zigarettenrauch geschnüffelt und den Erwachsenen zugehört habe, und – mittlerweile spurlos verschwunden – das Haus, in dem das Camera Kino war. Das war ein wunderschönes altes Kino, in dem ich meine ersten Filme mit Geräusch des Celluloidprojektors gesehen und meine ersten Sportgummi gegessen habe.
An welche Orte in Wien kehren Sie als Erwachsene immer wieder gerne zurück?
Ich liebe die Straßen der Stadt. Ich streune gerne durch Wien. Jeder Bezirk ist ein bisschen anders. Ich liebe die Plätze der Underdogs genauso wie die alte Innere Stadt. Ich kehre auch immer wieder nach Wien zurück ... und gerne ein in den Kinos der Stadt. Ganz besonders liebe ich das Gartenbaukino. Es ist ein Geschenk, dass es so liebevoll geführt wird und nach wie vor so gut erhalten existiert bzw. lebt! Ich habe als Kind und Jugendliche prägende und wundervolle Filme im Gartenbaukino gesehen. Es ist ein Stück Kindheit, Jugend und gleichzeitig im Heute verankert. Mein Herz geht auf, wenn ich diesen Kinosaal betrete.
Was ist neu in Wien?
Für mich ist die begehbare Mariahilfer Straße immer noch neu, immer noch ungewohnt. Sie hört sich anders an als früher. Sie ist wie ein neues Organ für einen Körper. Sie muss sich erst in den Organismus einfügen, um angenommen zu werden. Das dauert. Bei mir zumindest.
Wenn Sie einen Tag frei haben – wie gestalten Sie ihn?
Im Sommer spaziere ich von Eisgeschäft zu Eisgeschäft, im Winter flüchte ich vor der Kälte in gut sortierte Buchhandlungen. Und ich liebe die Kaffeehäuser der Stadt, das Westend (Mariahilfer Straße 128), das Prückel (Stubenring 24), das Weidinger, das Diglas (Wollzeile 10)!
Café Weidinger, Lerchenfelder Gürtel 1, 1160 Wien
Wo trifft man Sie auf ein Frühstück?
Im Café Ansari. Das georgische Frühstück ist dort der Hammer. Wenn ich meine Tochter am Wochenende treffe, dann laben wir uns an diesem Frühstück! So gut!
Tauchen wir ein in die Kinostadt Wien – welches Kino punktet mit Wiener Originalität?
Ich denke, das wienerischste Kino ist das bezaubernde Bellaria Kino hinter dem Volkstheater. Da spielen sie noch manchmal die Filme mit den Stars aus der Zeit, als es noch die großen Wiener Filmstudios Wien-Film und Sascha-Film gab.
Bellaria Kino, Museumstraße 3, 1070 Wien
Und wo tauchen Sie in die Kunst- und Kulturwelt ein?
Ich gehe ins Theater. Die Wiener freie Szene ist spannend. Da hab ich in letzter Zeit einige tolle Aufführungen gesehen. Auch "Lost and Found" im Volkstheater kann ich empfehlen. Ich gehe auch, wenn es sich ausgeht, zu Konzerten, letztens zu Peaches, nächstens zu Florence and the Machine. Die Sagmeister-Ausstellung im MAK war überdies schön (Stubenring 5). Und natürlich, wann immer es geht, bin ich im Kino.
Sie fotografieren auch – welche drei Sehenswürdigkeiten muss man vor die Kameralinse bekommen?
Das Gartenbaukino (Parkring 12). Die Straße aus Kopfsteinpflaster. Das Filmcasino. Warum? Weil es Orte der Sehnsucht sind.
Was macht Wien für Familien mit Kindern attraktiv?
Sonntage! Am besten wenn es schon dunkel wird, durch die Innenstadt flanieren und den Straßenmusikanten zuhören. Da haben sich meine Kinder stundenlang begeistern können. Dann in einer Konditorei, etwa im Café am Schwarzenbergplatz, Torten essen mit viel Schlagobers und heißem Kakao (auch mit Schlagobers) und dabei nur über das reden, wofür sich die Kinder interessieren.
Was geht Ihnen ab, wenn Sie nicht in Wien sind?
Das Räudige und gleichzeitig melancholisch Glanzvolle und: die Sprache. Na Seavas.
Mirjam Unger