
Insiderin Wien: Loretta Pflaum
Heuriger Schübel-Auer
Schauspielerin, Regisseurin, Wirtin vom Heurigen Schübel-Auer: Loretta Pflaum präsentiert auf der Diagonale den Film "Gatekeeper", hier ihre Wien-Tipps.
Erzählen Sie uns vom Film "Gatekeeper"!
"Gatekeeper" ist nach "Headshots" meine zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Lawrence Tooley und ich liebe diesen Film sehr. Eine wohlhabende Frau, die für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten muss, trifft auf einen jungen Mann, der Opfer von Menschenhändlern geworden ist und für seine Arbeit nicht bezahlt wird. Sie nimmt ihn bei sich auf – bald stehen eine Reihe von Fragen im Raum. Wie lange ist jemand Gast? Wann wird er Mitbewohner/Bürger? Welche Konsequenz hat das auf die Beziehung der beiden? Welchen Einfluss haben Klassenunterschiede und kulturelle Prägung in einer emotionalen Begegnung? Wie ist es möglich, sich jenseits aller Normen einfach nur als Mensch im jeweils anderen zu sehen? Oder sind wir hoffnungslos im eigenen Spiegelbild gefangen?
Sie studierten in New York und Rom und leben jetzt in Wien: An welchen Orten ist die Stadt kosmopolitisch?
Wien ist nicht sehr groß, aber das Kulturangebot kann spielerisch mit weitaus größeren Städten mithalten. Bei Kunst und Kultur ist Wien wirklich international. Ich gehe gerne zu Konzerten ins Porgy & Bess oder in die Szene Wien (Hauffgasse 26), liebe die Opernaufführungen im Theater an der Wien (Linke Wienzeile 6) und schlendere gerne durchs Belvedere 21 (Arsenalstraße 1), einem Museum für zeitgenössische Kunst, das ich gerade sehr spannend finde. Im Frühsommer gibt’s die Wiener Festwochen und im Herbst die Viennale.
Welche Gegend ist besonders angesagt unter den jungen Kreativen?
Ich denke das Museumsquartier hat sich als stabiler Hotspot etabliert und bietet für viele Inspiration.
Wo haben Sie zuletzt ein spannendes Kulturprogramm genossen?
Doris Uhlichs “Every Body Electric” im Tanzquartier hat mich begeistert. Eine beeindruckende Arbeit, die einen dazu veranlasst, auch den eigenen Körper neu zu denken, Potenzial und Grenzen auszuloten.
Welches neue Lokal haben Sie unlängst getestet und für gut befunden?
Rund um die Taborstraße entwickelte sich in den letzten fünf Jahren eine sehr lebhafte Szene mit vielen guten Lokalen. Eines davon ist die Spelunke, eine Hafenbar ohne Hafen. Ich finde das Lokal lustig, aber wahrscheinlich hat in der Zwischenzeit drei Häuser weiter schon wieder etwas Neues aufgemacht.
Durch Ihre Engagements sind Sie viel unterwegs: Auf welche Orte freuen Sie sich beim Zurückkommen?
Mitten in der Stadt aufs Filmmuseum (Augustinerstraße 1) und am Rande der Stadt auf den Cobenzl, der Teil des Biosphärenpark Wienerwald ist. Vom Cobenzl hat man einen wunderschönen Blick auf ganz Wien. Ein ewiger Favorit ist auch die Kantine des Akademietheaters, die streng genommen nur für Mitarbeiter des Theaters und Mitglieder der Hochschule für Musik und darstellende Kunst gedacht ist. Aber wer will schon streng sein?
Welche Bars empfehlen Sie Nachtschwärmern?
Ich suche nicht nach perfekten Cocktails, sondern freue mich, wenn sich ein Drink an der Bar mit etwas Inspirierendem wie einem guten Film verbinden lässt. Deshalb mag ich die Filmbar neben dem unsichtbaren Kino in der Albertina (Augustinerstraße 1), das Gartenbaukino (Parkring 12) samt seiner Bar oder das Schikaneder (Margaretenstraße 22-24). Falls man rund um den Flakturm etwas sucht, empfehlen sich das Tanzcafé Jenseits und der Futuregarden (Schadekgasse 6). Ein Klassiker als Ort für heikle Gespräche aller Art ist die Bar im Hotel Intercontinental (Johannesgasse 28).
Ihre Lieblingsboutiquen, um sich neu einzukleiden?
Ich shoppe bei Andrea Pievetz (Porzellangasse 10), dem Pregenzer Fashion Store, Song (Praterstraße 11) und Humana.
Welche untouristischen Plätze zeigen Sie Freunden auf Wienbesuch?
Den Park im Augarten, besonders im Sommer, wenn es dort das Freilichtkino gibt. Ein Muss ist auch der Spaziergang vom Naschmarkt über die Schleifmühlgasse nach Margareten, mit Zwischenstops in Galerien und dem Café Anzengruber (Schleifmühlgasse 19). Und das Café Jelinek, das sich kaum verändert hat, seit ich es kenne. Wohl aber die Betreiber und das Personal – im Moment so reizend wie nie zuvor. In der Ungargasse findet man das Café Malipop (Ungargasse 10), betrieben von Frau Margit, einer ebenso angsteinflößenden wie ehrgebietenden Gastgeberin.
Wo verbringen Sie einen gemütlichen Sonntagnachmittag?
In meinem eigenen Lokal, das ich gemeinsam mit meiner Schauspielkollegin Antje Hochholdingger führe: Schübel-Auer, ein Heuriger, der für mich den schönsten Gastgarten Wiens hat.
Heuriger Schübel-Auer, Kahlenberger Straße 22, 1190 Wien
Heuriger Schübel-Auer
Kahlenberger Straße 22
1190 Wien
+43 1 3702222
www.schuebel-auer.at