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Insiderin Wien: Anne Laurent
Austrian Film Commission
Heimisches Kino weltweit zu Erfolgen verhelfen, ist die Agenda der Austrian Film Commission. Anne Laurent zeichnet für die internationale Verwertung verantwortlich.
Die Geschichte der Stadt als Filmgeschichte. Welche Plätze sind sehenswert?
Den Filmklassiker "Der dritte Mann" von Carol Reed verbinde ich am allermeisten mit der Geschichte der Stadt. Es gibt viele Plätze in dem Film, die für mich im heutigen Wien noch zu sehen und auch sehenswert sind. Es mag klischeehaft sein, ausgerechnet die Kultszene im Wiener Prater zu erwähnen, aber ich liebe das Riesenrad, das wie der Eiffelturm in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und architektonisch ebenfalls sehr eindrucksvoll ist. Die ruhigere Ecke des Vergnügungsparks mit den alten Kinder-Attraktionen der 50er-Jahre ist auch sehr charmant und ich fahre gern im grünen Prater mit der Dampflokomotive der Liliputbahn bis zur Trabrennbahn Krieau mit dem wunderschönen Schiedsrichterturm. Die Schlussszene des Filmes ist eine der schönsten der Filmgeschichte und findet auf dem Zentralfriedhof statt, wo ich auch gerne spazieren gehe, am liebsten zwischen den dicht überwachsenen alten Gräbern des alten jüdischen Teils. Es ist ein ruhiger, geheimnisvoller Ort. Mein Leben in Wien ist stark von Film aber auch von Musik geprägt. Ins Konzert gehe ich am liebsten in das Konzerthaus, wo der Film "Die Klavierspielerin" von Michael Haneke endet. In diesem Haus hatte ich vor ein paar Jahren eine meiner schönsten Kino-Erlebnisse bei der Vorführung des Stummfilms „The Wind“ von Victor Sjöström im Rahmen der tollen Reihe „Film + Musik Live“. Ich schätze die vielfältige und sehr offene Programmierung des Hauses: von konzertanten Opern und symphonischer Musik bis zu Jazz und World Music.
Filme dokumentieren immer auch Veränderungen einer Stadt. Wie hat sich Ihrer Meinung nach Wien verändert? Welche Trends und Entwicklungen nehmen Sie wahr?
Ich kam 1993 nach Wien. Die Stadt hatte zu dieser Zeit noch einen starken Ostblock-Touch. Sie hatte zwar ein gewisses Flair mit den kleinen privat geführten, altmodischen Geschäften, die heute nach und nach alle zusperren – sehenswert zu diesem Thema ist der schöne Dokumentarfilm „Aus der Zeit“ von Harald Friedl – und den noch nicht restaurierten Gebäuden, aber das heutige Wien ist viel offener, kosmopolitischer und moderner. Die Generation „Lodenmantel mit Filzhut“ hat das Ruder jüngeren, bunteren Kräften übergeben, ohne dass die Stadt ihre traditionsreiche Identität verloren hätte und dennoch eine sozial orientierte Erneuerung erfährt.
An welchen Schauplätzen würde Ihr Wien-Film spielen?
Das würde vom Genre des Filmes abhängen: Zum Beispiel sind die Grillplätze der Brigittenauer Bucht an einem sonnigen Sonntag für mich ein spannender Ort. Die buntgemischte fröhliche Menschenmenge, die im Wasser spielenden Kinder mit dem Gebäude der UNO City im Hintergrund, das ist eine Reise in ein anderes Wien. Eine ganz andere Stimmung aber auch sehr schön, der 19. Bezirk am sogenannten Himmel, auf der Terrasse vom Café-Restaurant Oktogon mit dem Wiener Wald rundherum, die Weinberge und der Blick über ganz Wien. Der neue WU-Campus könnte jetzt aber auch ein spannender Schauplatz werden.
Oktogon, Himmelstraße, Ecke Höhenstraße, 1190 Wien
Welche Lichtspieltheater der Stadt überzeugen Sie ob Ihres Charmes?
Das Lichtspieltheater, das ich am liebsten besuche, ist das Gartenbaukino. Ich liebe die Architektur der 60er-Jahre, man sitzt bequem und es ist immer ein großes Kino-Erlebnis. Ich würde auch gerne mehr Zeit im Filmmuseum-Kino verbringen. Obwohl ich die Cineplex-Kinos eher vermeide, richte ich mich bei einem Kino-Besuch selten nach dem Kino, sondern nach der Programmierung des Films, den ich sehen möchte.
An welchen Plätzen, Märkten und Straßenzügen oder Grätzeln schätzen Sie das Flair so sehr, dass Sie immer wiederkommen?
Ich wohne im 8. Bezirk und gehe daher fast jeden Samstag zum Brunnenmarkt, um Obst, Gemüse und Blumen bei den Biobauern zu kaufen. Wir essen dann am Yppenplatz beim AnDo oder beim Wetter. Ich genieße auch die Stimmung der grünen Innenhöfe auf dem Campus des Alten AKH. An heißen Sommertagen in Wien ist es dort immer angenehm kühl und für Käsenockerln im Pfandl vom Unibräu bin ich immer zu haben.
Wo kleiden Sie sich für einen eleganten Premierenabend ein?
Ich gehe gern auf Schnäppchenjagd, egal ob in Vintageshops, Luxusmarken-Geschäften, bei populären Modeketten oder im Internet. Mich interessiert vor allem der Reiz, ein besonderes Kleidungsstück aufzustöbern. Als Tochter eines Antiquitätenhändlers verbrachte ich als Kind viel Zeit am frühen Morgen auf Flohmärkten, die wir durchkämmten in der Hoffnung, etwas Besonderes zu entdecken.
Wo haben Sie zuletzt köstlich gegessen?
Zuletzt habe ich wieder einmal im Gaumenspiel im 7. Bezirk köstlich gegessen. Es ist ein liebevoll geführtes, feines Restaurant, die Küche immer auf einem bemerkenswerten Niveau. Es gibt tolle geschmackliche Kombinationen und eine gute Weinkarte, und egal ob im Winter am Kamin oder im Sommer im Innenhof ist die Stimmung immer sehr gemütlich. Fasziniert und begeistert bin ich auch vom Weinhaus Sittl am Lerchenfelder Gürtel. Für Nichtraucher ist es zwar nur im Sommer im schönen Innenhof mit riesigem Götterbaum geeignet, dafür ist die günstige und typisch wienerische Küche sehr gut. Ausgezeichnet: der Tafelspitz.
Verraten Sie uns bitte ein Kleinod, das es nur in Wien zu finden gibt!
Das Gänsehäufel an der Alten Donau! Das denkmalgeschützte Strandbad ist ein Architektur-Juwel der 50er-Jahre, mit einer großartigen Mischung aus Beton-Gebäude und Natur. Auch die Lage ist unschlagbar. Hier ist Frieden, Ruhe und Genießen angesagt. Es ist faszinierend, vom Zentrum Wiens nach einer Viertelstunde Fahrt mit der U-Bahn diese entspannte „Urlaubsstimmung“ erleben zu dürfen. Gegenüber im Gasthaus Neubrasilien nach dem Baden oder Segeln die Zeit im traumhaften Licht eines Spätnachmittags zu verbringen, ist ebenfalls sehr schön. Ich kenne das in keiner anderen Stadt der Welt!
Austrian Film Commission