
Insider Wien: Vasku & Klug
Vasku & Klug
Sie kuratieren und gestalten Ausstellungen. Die Architekten Michael Vasku und Andreas Klug. Aktuell den Österreich-Auftritt beim Salone del Mobile in Mailand (8.-13. April).
Was macht Wien für Sie architektonisch spannend?
Andreas: Wien hat einen unheimlichen Charme. Die herrschaftliche architektonische Substanz im Zentrum: die Ringstraße, das Bürgerforum, das Kaiserforum. Aus diesem Guss hat man das in dieser Art nirgendwo sonst in Europa. Michael: Das Schöne ist – nicht nur architektonisch, sondern auch städtebaulich gesprochen –, dass man an sehr vielen Ecken merkt, dass die Stadt für Größeres gebaut wurde. Das liegt in der Geschichte und das merkt man am Ring, an den Bauten. Es gibt auch Bezirke mit hoher Dichte, allerdings fällt selbst da das Atmen nicht so schwer wie in vergleichbaren Dichtheitsmetropolen. Wien ist eine sehr beispiellose Stadt.
Was muss man in Wien Ihrer Meinung nach gesehen haben?
Andreas: Das MuseumsQuartier ist Pflicht und die Ringstraße vom Opernring bis zum Schottentor. Michael: Ich sag etwas, das du vielleicht nicht gerne hörst, Andreas: die Alterlaaer Bauten (lacht, U6-Station Alterlaa). Das ist in der Architekturszene total verschrien, aber der beliebteste Wohnort Wiens. Und: Wien Mitte (U-Bahnstation Wien Mitte). Ein Kreuzfahrtschiff mitten in Wien. Viel zu groß, aber aus architektonischer Sicht sehenswert.
Wo inspiriert Sie die Stadt?
Michael: Wir sind extrem auf Ausblicke fixiert. Der Blick vom Sofitel ist toll (Praterstraße 1). Wo wir lieber hingehen, ist das Café am Justizpalast (Schmerlingplatz 10). Da muss man zwar durch eine Schleuse, aber das Mittagessen ist relativ günstig, man hat seine Ruhe und der Ausblick ist schön. Man darf halt keine Waffen dabei haben (lacht). Und wenn Andreas der Kopf raucht, dann fährt er mit dem D-Wagen (Straßenbahn) den Ring entlang in die Arbeit. Andreas: Da kommen die Ideen. Zum Thema Ausblick passt auch das Dorotheumcafé. Da sitzt man auf der Balustrade, unten ist der Saal mit den Exponaten – das hat ein ganz eigenes Flair. Man ist mitten drin und es ist dennoch ein gediegenes Treiben. Wir gehen auch gerne so ins Dorotheum. Um zu schauen, was es gibt.
Dorotheumcafé, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
Architektur & Umgebung – wo passt das Konzept in Kombination mit Essen?
Michael: Beim Stadtheurigen im Sommer. Das Essen ist gut, die Preise stimmen und das Ambiente ist gigantisch. Leider machen sie um 22 Uhr zu, aber bis dahin zahlt es sich aus (Piaristengasse 27). Andreas: Wenn es um Wiener Leben geht, dann empfehle ich das Café Central (Herrengasse 14). Das Palmenhaus ist am Abend toll, auch der Piaristenplatz. Aber beim Palmenhaus sind wir wieder bei den Ausblicken. Michael: Hier sollte man Tisch Nummer 65 reservieren! Wenn man da sitzt, im Rücken das Schmetterlingsgehege, sieht man diesen fantastischen Raum. Am besten sind die Abendstunden, wenn die Schmetterlinge noch aktiv sind.
Sie sind zwar beruflich viel unterwegs, aber: Vasku & Klug als Nachtschwärmer?
Michael: Ich bin nicht ganz stolz drauf, aber ich bin immer mal wieder im Donau. Andreas: Das ist ein Klassiker und eine der wenigen Bars, in die man am Montag gehen kann. Am Abend ist auch das Liebling ganz nett. Das haben wir kürzlich entdeckt (Zollergasse 6). Das Café Europa ist ein wiederkehrendes Ding (Zollergasse 8). Ich finde ja persönlich auch das Jenseits gigantisch. Das ist so typisch Wien. Michael: Wenn du das Jenseits sagst, dann sag ich das Nachtasyl (Stumpergasse 53-55). Es ist halt heftig, aber es hängt davon ab, wen man durch Wien führt. Wenn jemand aus Osteuropa zu Besuch da ist, ist es berechtigt, ihm das Nachtasyl zu zeigen. Es hat Hintergrund und der ist spürbar – das ist Wien.
Ist Shoppen für Sie ein Thema?
Michael: Klamotten? Wenn, dann eher zufällig in der Neubaugasse. Meistens gehen wir auf Reisen shoppen. Andreas: oder auf den Flohmarkt bei mir zu Hause in Augsburg. Meine Mama ist passionierte Flohmarktgeherin und da schaue ich gerne mit.
Haben Sie einen Tipp für Wien mit Kids?
Andras: Ich habe keine Kinder, aber einen Traum von einem Sonntagvormittag in Wien. Da sieht man im 1. Bezirk ganz viele Papas mit Kinderwägen. Das ist anscheinend ein Phänomen: Sonntag in der Früh nimmt der Mann das Kind und die Frau darf mal zuhause bleiben. Dementsprechend ist der Traum – an einem schönen Sonntagvormittag in der Früh los, ins Museum gehen und dann zum Brunch mit Freunden und Kindern in den Park. Eine große Ausstellung macht man am Sonntagvormittag nicht, eher kurz in die Albertina oder ins Belvedere (Himmelpfortgasse 8). Michael: oder ins Naturhistorische Museum. Das ist toll mit Kindern. Vom Licht her. Von der Liebe zum Detail (Burgring 7). Andreas: Der optimale Fall wäre wohl der Volksgarten und eine Sonderausstellung im Theseustempel (Anm. beides 1. Bezirk).
Noch eine letzte Sommerempfehlung?
Die Terrasse des Motto am Fluss. Für dieses Unding Schwedenplatz ist das die schönste Aussichtsplattform. Die Position, die hier geschaffen wurde, ist einfach schön.