
Insider Wien: TOMAK
Studio TOMAK
Der Künstler TOMAK versucht die Menschen als Wissenschaftler zu ergründen. Seine Werke sind vielschichtig, seine Wirkstätte ist Wien.
Was macht Wien zu einer Stadt der Kunst?
Wien ist eine Kulturstadt, aber keine Kunststadt. In Musikbelangen nicht, in Belangen der bildenden Kunst nicht und auch nicht mehr in Belangen des Theaters. Es gab große Theaterzeiten: mit Claus Peymann und Karl Welunschek etwa. Die Posten in Museen, Theatern und Opernhäusern werden aber leider mit Beamten besetzt, die kein Risiko mehr für die Kunst eingehen. Das alles ist nun Mainstream. Zeitgenössische Kunst muss man in ausgewählten Galerien oder in den Bundesländern suchen. Seit dem Abgang von Peter Noever und Gerald Matt passiert hier nichts Nennenswertes mehr. Die Albertina, ja, da gibt es ab und an gute Sachen – sogar von mir (Albertinaplatz 1). Ich hoffe aber stark auf das 21er Haus. Davon lasse ich mich positiv überraschen.
Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Welche Ausstellungsräume schätzen Sie dennoch?
Die Galerie LisaBird Contemporary, die Galerie Krinzinger (Seilerstätte 16), die Ho Gallery (Wollzeile 17). Und natürlich mache ich auch Atelierbesuche, zum Beispiel bei Lukas Pusch (Barnabitengasse 9A/14).
In Ihrer Kunst spielt (Zer-)Störung eine große Rolle - wo holen Sie sich in Wien Inspiration für Ihre Arbeit?
Man braucht in Wien nur auf die Straße zu gehen. Die Sprache, die Blicke. Wien ist von Grund auf schwermütig. Das bin ich zum Beispiel gar nicht. Man glaubt es vielleicht nicht, doch ich bin leicht. Mein Gemüt ist das eines Südländers. Ich habe das Talent, alles abzustreifen, was mich schwer macht. Das muss man hier auch haben. Die Todessehnsucht dieser Stadt trieft aus den Blicken. Das ist Wien. Schwermut.
Wien
Sie bezeichnen das aktuelle Jahr als Ihr bisher erfolgreichstes. Wo in Wien gönnen Sie sich Entspannung?
Erfolg ist subjektiv und man muss Erfolg über sich definieren. Für mich ist dieses Jahr in vieler Hinsicht großartig verlaufen. Drei große Einzelausstellungen. Ich konnte alles umsetzen, was mir in den Sinn kam und das mit großer Anerkennung. Das ist Erfolg für mich. Glücklichsein ist hier nicht an der Tagesordnung, doch das ignoriere ich. Wie gesagt, ich streife alles Negative, alles Hemmende ab. Ich mache mich leicht. Die Pensionisten der Kunstszene versuchen immer wieder querzuschießen. Erfolg ist hier verdächtig. Ich glaube, ich habe mit vielen Interviews einige Leute verstört. In ihren eingefahrenen Meinungen hocken sie langweilig und altbacken in ihren Löchern und ziehen die Fäden. Hexen und Kobolde – und dies habe ich durchschaut und die Fäden durchschnitten. Ich umgebe mich nur mehr mit positiver Energie, das ist für mich Erfolg. Ich sehe es in meiner Verantwortung, zumindest mein Umfeld mit meiner Energie anzustecken und zu inspirieren, zu helfen. Auch das gelingt mir immer besser, auch das ist Erfolg. Entspannung finde ich zu Hause.
Wo trifft man Sie auf ein Bier in Wien?
Überall! Der Vorteil einer Stadt ist es ja, dass man Abwechslung findet. Es muss nicht zwingend Bier sein, wenn, dann beispielsweise im Schweizerhaus. Es kann aber auch mal Kaffee sein.
Wo trinken Sie denn Ihren Kaffee?
Im Hotel Sacher am frühen Abend.
Hotel Sacher, Philharmoniker Straße 4, 1010 Wien
Immer mehr Künstler arbeiten im 15. Bezirk, auch Ihr Atelier liegt dort. Was macht den 15. so attraktiv für Kreative?
Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, dass es im 15. Bezirk so viele Künstler gibt. Ja, woran mag das liegen? (Noch) billige Mieten möglicherweise. Ich gehe aber im 15. nirgendwo hin. Ich fahre nach dem Malen direkt nach Hause.
Wien im Winter - kalt & grau. Wo ist die Stadt dennoch idyllisch in der kalten Jahreszeit?
Die Idylle ist im Kopf und nicht ortsbezogen.
Studio TOMAK