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Insider Wien: Sebastian Brauneis
Diagonale
Regisseur Sebastian Brauneis zeichnet für die "Sendung ohne Namen" oder "Bösterreich" verantwortlich. Als Viel-Ausgeher verrät er uns seine Lieblingsclubs. Bei der Diagonale zeigt er seinen Spielfilm "Zauberer".
Erzählen Sie uns von "Zauberer"!
Ein Bub verschwindet. Und taucht wieder auf. "Zauberer" ist ein Thriller-Märchen von gnadenloser, konstruierter Unausweichlichkeit. Die Einbahnstraße Leben zwischen Geburt und Tod. Ein Film über die Leere zwischen uns Menschen. Ein Film über den voyeuristischen Standpunkt, den wir wechselseitig in dieser Leere einnehmen – müssen, wollen oder auch sollen. Ein Film über Ohnmacht, Manipulation und Ermächtigung inmitten einer allgegenwärtigen Einsamkeit. Nervenaufreibend, unheimlich und befreiend.
Was macht Wien einen spannenden Ort zum Leben und Arbeiten?
Die Menschen, wenn überhaupt. Der Rest ist sonst nur leere Kulisse samt Infrastruktur. Diese ist in Wien aber, im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten, erstaunlich gut in Schuss. Wien, die angenehme Unangenehme. Ich schätze an ihr, dass sie mich immer in dem Moment zu überraschen vermochte, als ich dachte, wir sind fertig miteinander. Zudem ist es in anderen europäischen Metropolen empfindlich teurer.
Welche Stadtviertel entwickeln sich spannend?
Alle. Wien wächst und wuchert – nach innen wie nach außen. Ich habe im Rahmen der "Zauberer"-Dreharbeiten in Floridsdorf eine genauso fantastische Welt entdecken dürfen wie ganz tief im Süden, in Alterlaa. Am schönsten fand ich, dass selbst hier der Schlag, die unterschiedliche Mentalität der Wiener, schon spürbar war. Und sogar ein gesetzterer Hieb wie Döbling überrascht mich immer wieder.
Von welcher Neueröffnung sind Sie begeistert?
Ich finde es schön, dass man dem Etablissement Gschwandtner in Hernals als Veranstaltungsort wieder eine Chance gibt.
Gibt es ein Restaurant, das Sie immer wieder verzaubert?
Das Café Prückel (Stubenring 24), weil ich den Raum und die Belegschaft sehr mag und schon ewig kenne. Das Café Korb (Brandstätte 7-9), weil es so zentral und so ehrlich geblieben ist und eine tolle Chefin hat. Das Le Troquet, weil es ein frankophiles Tschocherl mitten in Wien ist, wo man herrlich Abstürzen kann. Das Skopik & Lohn (Leopoldsgasse 17), weil ich eine freundschaftliche, persönliche Bindung dazu habe.
An welchen Orten werden Sie nostalgisch?
Beim Heurigen. Etwa beim Herrgott aus Sta, weil er einer der originaleren Heurigen von Wien ist. Dort kann man wunderschön Wienerlieder singen und hören und trifft auch noch den einen oder anderen Wiener.
Stellen Sie ein Kunst- und Kulturprogramm für uns zusammen!
Auf dem Programm: eine Vorstellung im Akademietheater (Lisztstraße 1), ein Spaziergang im Wienerwald, ein Besuch des Friedhof der Namenlosen. Dann in den Böhmischen Prater, den Donaupark rund um den Donauturm, auf den Naschmarkt. Den Dritten Mann im Burgkino anschauen!
Welchen Ort wählen Sie für die Erstaufführung eines neuen Films?
Wenn es möglich wäre, das "Unsichtbare Kino". Den Lichtspielsaal im Filmmuseum, unter der Albertina. Dieser von Peter Kubelka konzipierte Raum ist für mich der schönste Kinosaal der Stadt.
Sie sind Veranstaltungsprofi und Musikkenner: Welche Clubs mögen Sie?
Ich gehe wirklich viel aus, das fängt schon am Donnerstag an. Weniger die Locations sind für mich ausschlaggebend, vielmehr die Partys selber. Ich habe keinen Stammclub, sondern suche bewusst Neues. In Wien entwickelt sich die Szene derzeit wieder vielfältiger und rasanter. Müsste ich zwei Clubs auswählen, wären es das Tanzcafe Jenseits (Nelkengasse 3), wo ich seinerzeit auflegen durfte. In dieses skurill-mitreißende ehemalige Bordell kann man immer noch hin, wenn man nirgends mehr hin kann. Außerdem der Club U, weil er so komisch in einem Omi-Café in der U4-Station Karlsplatz versteckt ist. Oben drauf der prächtige Pavillon von Otto Wagner. Musiktechnisch reicht das Spektrum von Italo-Disco und Electro Raves bis zur Reihe "Menàge a trois", wo drei leidenschaftliche junge Musikperlen Mod, Soul und Beat aus dem Frankreich der 60er Jahre auflegen.