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Insider Wien: Sebastian Menschhorn
Sebastian Menschhorn
Stil, Form und Funktion vergangener Epochen übersetzt Designer Sebastian Menschhorn in zeitgenössische Entwürfe. Seine Kunden: Hermès, Augarten Porzellan, Lobmeyr, Backhausen.
Mit Jarosinski & Vaugoin kollaborierte er für die aktuelle Wien Products Collection 2015.
Ihre Entwürfe haben „die Geschichte als Wurzel und erzählen neue Geschichten“. Welche Geschichte erzählt ihr Tafelbesteck für die Silberschmiede Jarosinski & Vaugoin?
Ich erzähle von der Leichtigkeit. Jarosinski & Vaugoin hat aus dem 19. Jahrhundert Neorokokobestecke. Deren fast amorphe Asymmetrie fand ich anregend. Wir sind keine geometrischen Gebilde, und eine weich geformte Rocaille kann sehr gut in der Hand liegen. So entwickelte ich Formen, die wie Ornamente aussehen, aber sehr ergonomisch sind. Mein Besteck handelt von der Vereinigung von Funktion und Ornament - und das ergibt Leichtigkeit.
Jarosinski & Vaugoin - Die Silberschmiede, Zieglergasse 24, 1070 Wien
Mit modernen Ideen haben Sie auch Traditionsunternehmen wie Lobmeyr oder A. E. Köchert ausgestattet. An welchem Ort in Wien werden Sie nostalgisch?
In der geographischen Mitte der beiden – am Donnerbrunnen. Für mich ist er der schönste Brunnen Wiens und ich mag das 18. Jahrhundert. Maria Theresia war übrigens über die Nackheit der Figuren so empört, dass sie sie einschmelzen lassen wollte. Eingeschmolzen wurden sie glücklicherweise nicht, aber entfernt. Mindestens 100 Jahre waren sie daraufhin verschwunden.
Wenn Sie an die Kombination Tradition und Moderne denken: Welcher Ort in Wien bekommt das besonders gut hin?
Das MuseumsQuartier. Seine Architektur aus dem 18. ,19. und 20. Jahrhundert ergeben sehr harmonisch einen tollen Ort, an dem Kunst und Kultur zu erleben ist. Auch nennenswert: der Michaelerplatz, wo das Looshaus zur Zeit seiner Entstehung als weit weniger harmonisch empfunden wurde.
Als Grafik- und Produktdesigner gehen Sie mit einem wachen Auge durch die Stadt. Welcher Ort ist Ihnen erst kürzlich ins Auge gestochen?
Immer wieder das Looshaus. Die Schönheit der Materialien ist bestechend, die Steinmaserungen, die Hölzer und das Funkeln der geschliffenen Gläser ... Wirklich gerne mag ich auch die Typografie von Beschriftungen auf Sozialbauten der 30er Jahre. Die haben oft sehr eigenwillige und damit anregende Details.
Erzählen Sie uns von der schönsten Neueröffnung der vergangenen Monate?
Schokov, das Schokoladegeschäft, hat eine Filiale am Rudolfsplatz eröffnet. Das ist für mich sehr praktisch, weil um die Ecke. Dort gibt es meine Lieblingsschokolade und die Schachteln sind von mir gestaltet.
In einem Interview haben Sie gesagt, Design sei das „Spannungsfeld zwischen Technik und Kunst“ und würde im Idealfall mit einer „Benützungsidee“ produziert. Wo haben Sie zuletzt ein Stück Design gekauft?
Bei Lobmeyr. Da findet man alles aus Glas und Porzellan in bester Qualität. Besondere Dinge, die nicht nur Ding sind, sondern Ausdruck von Kultur. International hat Lobmeyr einen Spitzenruf. Viele Wiener wissen gar nicht, was da in ihrer Stadt los ist. Ebenfalls toll: feinedinge – Porzellan von Sandra Haischberger (Margaretenstraße 35). Mir ihr arbeite ich gerade an einem besonders schönen Projekt.
Bei der Gelegenheit: Gibt es ein Unternehmen, mit dem Sie gerne zusammenarbeiten würden?
Ja, Cartier – für eine riesige Schmuckkollektion!
In Ihrer Freizeit: Wo verbringen Sie mit Freunden einen ausgelassenen Abend?
Was ganz bald wieder dran kommt, ist das Nihonbashi. Für mich der beste Japaner in Wien. Er serviert Kaiseki wie in Japan - eine Komposition aus vielen raffinierten, kleinen Gerichten.
Ihre Lieblingsbar, wenn um Mitternacht noch nicht Schluss sein soll?
Die Loosbar, der Superklassiker.
Sebastian Menschhorn