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Insider Wien: Jäger und Heuken
Kong
Alexander Jäger und Alexander Heuken lernten sich bei der Arbeit als Kommunikationsberater kennen. Sie gründeten die Firma Kong und schufen die Fragensammlung "Aesk – Das Interview Ihres Lebens". Wir haben einige davon ausgewählt und auf Wien umgemünzt.
Wo können Sie in der Stadt experimentieren, wo experimentiert man?
AJ: Die Politik in Wien kann wohl als Experiment betrachtet werden. Aber damit habe ich ja nichts zu tun. Zuletzt saß ich in der Badehose an der Blauen Bar im Hotel Sacher. Ich war verwirrt und hatte irgendwie beides vergessen. Die Badehose und das Sacher.
Blaue Bar, Philharmonikerstraße 4, 1010 Wien
Womit müssen Sie in Wien aufhören?
AJ: Das hab ich erst recht spät verstanden. Vielleicht gilt das nicht nur für Wien, sondern fürs Leben im Allgemeinem. Aber man sollte nie warten… auf nichts und auf niemanden. Die absolute Zeitverschwendung. Ich habe viel zu viel gewartet. Der Bus kam nie… Wenn aber Warten, dann am besten im Skopik & Lohn, vielleicht kommt ja Dagmar Koller vorbei!
Was sollte jeder Mensch einmal im Leben in Wien ausprobiert haben?
AH: Ich würde sagen, die versteckten Perlen des ersten Wiener Gemeindebezirks entdecken. All' die kleinen Läden und Geschäfte, die es jetzt noch gibt und die sich standhaft dem globalisierten Massengeschmack widersetzen. Dort bekommt man nicht nur großartige Dinge, man erlebt auch einiges. Ich war letzte Woche morgens in einem Lederwarengeschäft, als ich in meinem Rücken ein Gespräch einer älteren Kundin mit der Verkäuferin mithörte. "Cognac?", fragte die Verkäuferin. "Cognac ist eine hervorragende Idee!", erwiderte die Dame. Ich habe mich natürlich sofort umgedreht und erkannte dann, dass mit "Cognac" die Farbe einer Ledertasche gemeint war. Aber es wären hier beide Optionen denkbar gewesen.
Hat der Wiener mehr Angst vor der Wiedergeburt oder der Endlichkeit?
AH: Ich habe letztens gelesen, dass Wissenschaftler Teile des zweiten Thermodynamischen Gesetzes in Frage gestellt haben. Dieses Gesetz besagt, dass in geschlossenen Systemen die Unordnung immer zunimmt und alles zerfällt. Das sei nun – so die neue Erkenntnis – laut dieser Wissenschaftler nicht immer der Fall. Und eben das ist ja ein Witz, denn das weiß jeder Wiener, dass es hier Orte gibt, die unbeeindruckt jeglicher thermodynamischer Gesetze immer gleich und unverändert bleiben und so der Endlichkeit strotzen. Das Schwarze Kameel (Bognerg. 5) zum Beispiel oder das Café Korb. Und diese Orte liebt man, man bestellt dort ein Achterl Veltliner, lacht der Endlichkeit ins Gesicht und freut sich auf die Wiedergeburt.
Sehen Sie die Sonne lieber aufgehen oder untergehen? Und wo sind die schönsten Orte, um beides in Wien zu beobachten?
AJ: Ich glaube, Sonnenuntergänge sind schöner. Den schönsten gibt es auf dem Steg im Bundesbad Alte Donau. Wenn die Sonne das Wasser küsst, spielt es die "Dolannes Melodie" aus den Lautsprechern. Es ist ein unbeschreibliches Lied von Jean-Claude Borelly, den niemand kennt. Auch ich nicht. Panflöten treffen Trompeten. Man kann die Instrumente kaum auseinanderhalten. Der Steg riecht nach Tiroler Nussöl. Alle tragen Speedo-Badehosen. Wirklich alle. Dann fängt die Nacht an. Kein Mensch versteht das.
Bundesbad Alte Donau
Arbeiterstrandbadstraße 93
1220 Wien
+43 1 26336670
www.burghauptmannschaft.at/php/detail.php?ukatnr=12188&parent=12170
Was ist Ihr letzter Ort der Zuflucht?
AH: Das Naturhistorische Museum ist für mich ein sehr guter Ort der Zuflucht. Wenn ich Ruhe und Klarheit brauche, spaziere ich einfach sehr lange in den hohen Sälen, an den wunderschönen alten Holzvitrinen voll mit Ammoniten, Kristallen und Insekten vorbei. Ab und zu zieht eine lärmende Schulklasse wie eine Gewitterwolke vorüber und ich gehe langsam von Reihe zu Reihe und schaue in die Vitrinen: Ich sehe kuriosen Formen der Natur, und in den Vitrinen ist alles sortiert, geordnet und hat einen festen Platz. Dann hat sich immer auch im Kopf alles wieder geordnet.
Was ist das Beste, das ihnen wahrscheinlich nächste Woche passieren wird?
AH: Am sonnigsten Tag der Woche ein Kaffee auf dem Franziskanerplatz, im Kleinen Café.
Kleines Café, Franziskanerplatz 3, 1010 Wien