
Genusstour am Wiener Naschmarkt
Abseits der Lokalmeile ist der Naschmarkt noch das, was er immer war: der Bauch von Wien. Diese ganz besonderen Standln solltest du einmal besuchen.
Poehl am Naschmarkt
Christian Poehl hat schon als Teenager von einem Stand am Naschmarkt geträumt. Bald 30 Jahre ist er hier nun mit Delikatessen vertreten. Seine Empfehlung: Heringssalat, Wurzelspeck und Gänsegrammelschmalz vom Papa, Liptauer von der Mama und seine Käseauswahl. Er hat die schlechten Zeiten des Marktes miterlebt. Die vielen Obst- und Gemüsehändler, die zugesperrt haben. Die vielen Leerstände. Dann kam mehr Gastro und die Hochphase startete. Bis zu 70.000 BesucherInnen schoben sich pro Woche durch die schmalen Zeilen. „Wir haben gedacht, mehr geht nicht. Aber es ging noch mehr.“ Souvenirshops, CBD-Läden, Ansichtskarten. Corona macht eines deutlich: „Schokolade, Wasabinüsse oder 17 mal dieselben Oliven – das brauchen die Locals nicht.“ Jetzt kommen ganz viele neue, junge Kunden und der Markt verströmt eine echte Aufbruchstimmung.

Der Himmel aller Käsefans! c Percher
Käseland
Naschmarkt Stand 172. Hier befindet sich das Paradies für Käseliebhaber. Käsesommeliere Elisabeth Troha hat unter anderem den Comptè vom französischen Käsegott Marcel Petite im Sortiment. Am Platzerl davor kannst du Samstag vormittag Käseplatten und Wein schnabulieren. Chef Harmound Rabie schlichtet im Hintergrund seine Laibe – stets bereit für ein Tratscherl mit Stammkunden. Dann empfiehlt er vielleicht den Brie de Meaux. „Bei uns ist er genau am Punkt“, versichert Rabie. „Wir sagen auch dazu, wie lange vorm Essen er aus dem Kühlschrank genommen werden muss. Denn im Unterschied zum Industriekäse im Supermarkt, lebt dieser Brie wirklich weiter. Mehr als 200 Sorten liegen im Käseland in der Vitrine. Zwei Drittel aus Frankreich, der Rest aus Österreich, Italien und elf anderen Ländern.

Hier findest du auch Raritäten. c Percher
Himmelsbach
Martina und Wolfgang Himmelsbach betreiben auf Nummer 41-45 den Obst- und Gemüsestand am Naschmarkt. Traditionsbetrieb für Saisonales, Exotisches und Raritäten. Von den Paprika bis zu den Salaten – alles liegt hier akkurat geschlichtet in den Körberln. Vor mehr als 20 Jahren haben die beiden den Stand von der Familie übernommen und mit der lachenden Zitrone als Logo zum Vorzeigeladen ausgebaut. „Ja, es braucht schon viel Idealismus“, erzählen das Paar. „Wenn das Herz nicht daran hängt, hört man besser auf.“ Ihre Strategie: Vielfalt und ausgesuchte Qualität. Jeder Apfel wird hier vorm Kauf umgedreht, jede Gurke kontrolliert, das Gegenteil von Convenience im Supermarkt. Gleich nebenan betreibt Wolfgang eine Fleischboutique.
Himmelsbach, Naschmarkt Stand 41-45, 1060 Wien

Im Kräuterhaus bekommst du das passende Kraut für jeden Anlass. c Percher
Kräuterhaus
Von außen unscheinbar, drinnen eine Duftoase. Es gibt immer warmen Tee. Und wenn die Tür zufällt, fühlst du dich rasch in den Orient versetzt. Wenn der Hals kratzt, hat Gewürzhändler Ahmad Maad sofort das richtige Kraut zur Hand. Er kennt nicht nur den Geschmack, sondern auch die Wirkung der 250 Gewürze im Laden. Die hauseigenen Currys und Mixturen warten in bunten Farben auf Verkostung. Säuberlich geschlichtet von mild bis scharf – damit es keine bösen Überraschungen gibt.
Kräuterhaus
Naschmarkt Stand 24-27
1060 Wien

Fisch wird hier nicht nur an der Theke verkauft, sondern auch frisch zubereitet. c Percher
Umar Fisch
Erkan Umar ist wohl der bekannteste Fischhändler bei Wiener Foodies. Das Familienunternehmen am Naschmarkt gibt es seit 1996. Seither importiert Umar Fisch aus Frankreich, Holland, Italien, Griechenland, Neuseeland, Malediven und neuerdings auch aus Indien. Viermal pro Woche wird, je nach Angebot, frischer Fisch geliefert. Maximal 24 Stunden dauert die es bis zum Markt. Wer keine Lust auf Kochen hat, setzt du dich gleich nebenan ins Restaurant Umarfisch und lässt dir die Fischplatten servieren.
Fisch Gruber
1876 stellte Laura Laula Lämmermann ihren Schirm und Karpfenbottich das erste Mal auf dem alten Naschmarkt vor der heutigen TU auf. Damals hätte sie vermutlich nicht gedacht, dass ihre Nachkommen noch 140 Jahre später ihren Beruf hochhalten würde. Fünf Generationen später führt Wolfgang Gruber den Betrieb samt Großhandel und Online-Geschäft. Von Kaviar bis Austern, von Steinbutt Wildfang über Softshell Crabs bis zum lebenden Wels aus Niederösterreich – die Fishvitrinen beim Gruber sind immer prall gefüllt. Und als 6. Generation steht schon Richard und Johanna hinterm Tresen.
Gegenbauer Essig
Mit 14 Jahren ließ der damals trinkunerfahre Erwin Gegenbauer einmal eine Flasche Wein halbvoll stehen. Flugs verwandelte sich der Wein in Essig und machte aus Erwin einen "Stadtbauer" und Essigforscher. Der Perfektionist in ihm erwachte – er wollte nicht nur Essig produzieren, sondern den besten Essig! Heute bezeichnet er sich gern als kleinster Essigbrauer der Welt mit einer Manufaktur im 10. Bezirk und mit seinem Stand auf Nummer 111-112 am Naschmarkt ist er Herr über 70 Essigsorten und noch mehr Genussartikel wie Öle oder Kaffee.