Wien: Superhumanism in der Galerie
Nicolas Treadwell Gallery
Von ihm kauften Paul McCartney und Bill Wyman. Sein Thema ist das Menschliche. Nicolas Treadwell, bunter Vogel der Galerienszene, zeigt seine Sammlung in Wien.
Früher machte die Polizei sich Sorgen, was Nicolas Treadwell in seinen Schaufenstern zeigen würde. Er wurde von Kunstmessen verbannt und von der englischen Presse als "schlechteste Galerie Londons" verrissen. Auch heute noch bezeichnet sich der knapp 80-Jährige als "kontroversielle Figur". Seit Ende 2016 residiert er mit seiner schaurig-schönen Kunst, mit der er vortrefflich "Emotionen hervorrufen" möchte, in Wien. In der Großen Neugasse verwandelte er ein ehemaliges Industriegebäude für Paraffinkerzen-Erzeugung in ein buntes Zuhause für sich und seine 700-Werke-große Sammlung.
Ursprünglich war Nicolas Treadwell Verkäufer für Enzyklopädien. Mit einem Selbstportrait seiner damaligen Lebensgefährtin startete er seine Kunstkarriere. Der Brite tingelte zunächst mit einer mobilen Galerie durch die Lande, bevor er in Londons West End, einer Spinnerei in Bradford und einem riesiges Herrenhaus in Canterbury Station machte. Seit 2000 lebt und arbeitet er in Österreich. Die letzten 16 Jahre im oberösterreichischen Aigen – wo er ein ehemaliges Bezirksgericht samt Gefängnis zu Galerie und Wohnort umgestaltete. Nun also ist er in Wien. Aus seinem letzten Projekt, der Linzer Tabakfabrik als Standort, wurde dann doch nichts. Der Zufall verschlug ihn in die Wieden, wo er Jakob Kirchmayr, einen befreundeten Künstler, besuchte. Zwei von Kirchmayrs Werken hängen in Treadwells Galerie. Neben anderen Werken zum Thema "Superhumanism": der Darstellung von Menschen und Menschlichem.
"Man nimmt ein menschliches Thema, übertreibt es, und stößt damit die Menschen vor den Kopf", erklärt Nicolas Treadwell seine ausgesuchten Werke. Der Brite mag das Dramatische. In seiner Galerie ist das leicht zu erkennen: Die Wände sind teilweise rot, teilweise pink, unterschiedliche Lichtsituationen und Raumhöhen erzeugen unterschiedliche Stimmungen. Treadwells Künstler sind außergewöhnlich und lassen niemanden kalt. Wie John Holmes, im Hauptberuf Fleischereimitarbeiter, der abends Bilder über "Jack the Ripper" malte. Auch Alan Streets, ein Schizophrener, der auf den Straßen New Yorks verkaufte, wurde von Nicolas Treadwell gefördert. Sein farbenfrohes Werk "Zombie Virus Outbreak" ist Teil von Treadwells Sammlung. Als nächstes plant der Galerist eine Ausstellung ausschließlich weiblicher Künstler. "Frauen haben eine höhere Sensibilität", sagt er. Egal, was er zur Schau stellt, ein Motto bleibt: "Alles, was ich zeige, dreht sich um Menschen".
Nicolas Treadwell Gallery
Große Neugasse 18
1040 Wien
+43 664 3449543
www.superhumanism.eu