###FORGOT_PASSWORD### Registrieren
Insiderin Vorarlberg: Verena Konrad
vai - Vorarlberger Architektur Institut
Verena Konrad leitet das Vorarlberger Architektur Institut. Das Ländle schätzt sie nicht nur wegen seiner Bauten.
Emsig nimmt sich das vai der Vorarlberger Architektur an. Wie hat sich das Ländle in den letzten Jahren verändert? Welche Tendenzen nehmen Sie wahr?
Ich denke, wir sind in Vorarlberg in einer Phase, in der man sich emanzipiert vom Ruf der "goldenen Jahre" und sich Architektur und Baukultur nun wieder sehr konzentriert und abseits der - vielleicht sogar selbstgeschaffenen - Klischees annimmt. Neben dem Einfamilienhaus sind es vor allem verdichtete Szenarien, denen wir nun unsere Aufmerksamkeit widmen. Darüber hinaus haben die Gemeinden erkannt, dass sie mit ihren öffentlichen Bauten, baukulturelle Impulse liefern und Vorbild sein können. Kindergärten, Schulen und Gemeindezentren werden in gestalterischer und ökologischer Qualität errichtet. Das ist ein Meilenstein. Wichtig sind darüber hinaus Freiräume, öffentliche Räume. Unser Verständnis von Baukultur geht über die konkrete, gebaute Realität hinaus und orientiert sich an der Frage, wie wir gemeinsam leben wollen. Ich denke, dass wir damit immer mehr Boden gewinnen und sich immer mehr Menschen an diesem Diskurs beteiligen.
Bus:Stop Krumbach ist eines der spektakulärsten Projekte im Zusammenhang mit neuer Architektur im Ländle. Welche anderen Impulse im Allgemeinen und Bauten im Speziellen haben Sie jüngst beeindruckt?
Im vergangenen Sommer wurde das Werkraumhaus in Andelsbuch eröffnet. Architekt ist Peter Zumthor. Umgesetzt wurde der Bau durch den Werkraum Bregenzerwald als Handwerksvereinigung und Gemeinschaft von engagierten und visionären Handwerkern, die auch die Bauherrschaft für ihren Bau gemeinsam übernommen haben. Das Werkraumhaus ist neben Präsentationsfläche für die Mitglieder des Vereines auch offenes Haus und kultureller Impulsgeber für die gesamte Region und absolut sehenswert.
"On Tour" heißt ein Programmformat des vai. Welche markanten Bauten besuchen Sie entlang einer ganz persönlichen Tour durch Vorarlberg?
Meine persönliche Tour würde über das Kunsthaus Bregenz und den Werkraum Bregenzerwald, beides Bauten von Peter Zumthor, nach Altach führen. Der Islamische Friedhof von Bernardo Bader ist nicht nur architektonisch, sondern auch gesellschaftlich äußerst relevant. Darüber hinaus faszinieren mich die Brückenbauten von Marte.Marte Architekten. Einer meiner persönlichen Lieblingsorte ist Allmeinde Commongrounds von Katia und Gerold Schneider in Lech. Ein ästhetisch gelungener, intellektueller Rückzugsort, der offen ist für die Welt.
Welche Facetten des kulturellen Erbes Vorarlbergs wecken Ihr Interesse?
Ich bin vor allem vom Handwerk in Vorarlberg begeistert und von der Musik. Letztere habe ich ein wenig über Evelyn Fink-Mennel kennengelernt, die unter anderem Volksmusikforschung betreibt. Aber auch die lokalen Trachten, vor allem die Bregenzerwälder Juppe, sind faszinierend. Ganz generell ist natürlich die Textilgeschichte Vorarlbergs nach wie vor sehr präsent. Im neuen Vorarlberg Museum findet sich genügend "Stoff", um diese kulturellen Phänomene immer wieder neu zu entdecken. Darüber hinaus spielt die Industrievergangenheit Vorarlbergs nach wie vor eine wichtige Rolle, auch für die Baugeschichte. Die Nachnutzung dieser Areale ist mehrfach geglückt, vor allem im Fall des Museums Inatura in Dornbirn auf dem Gelände des Stadtgarten Dornbirns. Der Umbau von Dietrich Untertrifaller ist beispielhaft und das Areal eines der schönsten und kulturell dichtesten in Vorarlberg. Auf dem Gelände steht auch eine alte Montagehalle der Rüsch Werke, die vom Kunstraum Dornbirn mit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, vor allem Rauminstallationen, bespielt wird. Ein sehr spannender Ort.
Vorarlbergs junge Kreativszene macht über die Landesgrenzen hinaus von sich reden. Wo hat die Szene ihre Orte?
Die Kreativszene in Vorarlberg ist sehr breit angelegt. Ich schätze die Art Design Messe in Feldkirch ebenso, wie das neue Format poolbar Generator von Herwig Bauer, der die Szene damit auch neu vernetzt. Ein wichtiger Ort ist für mich der Spielboden in Dornbirn. Hier kommen Musik, Tanz, Kunst, Theater zusammen. Mein Lieblingsformat am Spielboden ist Günter Marinellis "Tanz ist"-Festival für zeitgenössischen Tanz. Im Grafik- und Gestaltungsbereich gibt es viele junge Büros. Spannend finde ich im Moment vor allem die Mitglieder von Super BfG aus Egg.
Welchen Buchladen haben Sie zuletzt besucht?
Ich habe das Glück, einen Buchladen im Haus zu haben. Nur einen Stock unter den Räumlichkeiten des vai ist eine Filiale der Buchhandlung Brunner, bei der ich häufig Bücher bestelle. Ein Tipp ist die Kinderbuchhandlung Ananas in Dornbirn. Dort gibt es ein kleines, feines Sortiment an guter Kinder- und Jugendliteratur und eine herausragend gute Beratung.
Buchhandlung Ananas, Marktplatz 10, 6850 Dornbirn
Wo in Vorarlberg kaufen Sie Möbel und Interiordesign?
Ich habe einen Teil meiner Möbel schon lange, aber mit dem Umzug nach Vorarlberg habe ich auch neue Stücke gesucht. Ein Tipp ist das Einrichtungsfachgeschäft Höttges in Dornbirn. Dort gibt es wunderschöne Möbelstücke. Wer kann, sucht hier oft den direkten Weg zur Produktion. Großartig ist etwa die Werkstatt von Markus Faißt. Ansonsten mag ich gern Vintagemöbel, die ich über die Vintagerie in Wien finde oder über den lieben Zufall - meine Bregenzerwälder Stühle stammen vom Dachboden einer Dame, die ich in Dornbirn im Kaffeehaus kennengelernt habe.
Wo haben Sie zuletzt gut gegessen? Warum hat es Ihnen dort besonders geschmeckt?
Vorarlberg hat viele großartige Restaurants. Sehr gut gegessen habe ich schon im Mangolds in Lochau, im Almhof Schneider in Lech, im Guth in Lauterach und in der Krone in Hittisau. Der Verwalter in Dornbirn ist ein Ort, den ich gerne und öfter aufsuche. Ein Lokal, das ich besonders mag, ist der Freigeist in Lustenau. Dort schätze ich neben der guten Küche vor allem das Ambiente.
In welchem Café können Sie Ihre Gedanken schweifen lassen?
Ich nehme oft einen Frühmorgenkaffee in der Kaffeebohne auf dem Weg zur Arbeit. Am Wochenende gehe ich gern einen Sprung ins Marenda.
Am Ende eines Arbeitstages. Wo genießen Sie den Feierabend mit Freunden und Familie?
Ich bin beruflich viel unterwegs. Meine Abende genieße ich daher gern zuhause, am Balkon oder im Gemeinschaftsgarten, empfange Freunde und Bekannte oder ich laufe noch eine Runde in den Abend hinein. Wenn es sich ausgeht, geht meine abendliche Lieblingstour auf den Karren. Im Sommer spaziere ich gerne abends am Ufer des Bodensees. Der Sonnenuntergang am See ist jedes Mal wieder ein Erlebnis.
vai - Vorarlberger Architektur Institut