
Insiderin Vorarlberg: Vera Purtscher
Vera Pure
Sie formt Besteck, wie es ihr gefällt und plant gerade eine Tischrevolution. Vera Purtscher ist Designerin und Architektin und mag Vorarlberg.
Ihre "geknickte" Bestecklinie "Moon Lashes" wird in der Spitzengastronomie verwendet: Bei welchem Koch reservieren Sie immer wieder gerne einen Tisch für ein genüssliches Essen?
Ich habe einen besonderen "Liebling", bei dem ich wie selbstverständlich anrufe, ob ich noch einen Platz bekomme: Thomas Scheucher in Lauterach mit seinem Restaurant Guth. Er kocht mit Mutter und Schwester mit so viel Liebe und Perfektion, dass jeder Besuch eine Freude ist.
Welches Lokal in Ihrer Umgebung ist gerade sehr angesagt?
Susi's Zauberei in Bregenz serviert legeren Mittagstisch – vegetarisch und vegan (Kirchstraße 43). Das Montforthaus in Feldkirch ist kulturell, architektonisch und kulinarisch einen Ausflug wert (Montfortplatz 1). Speziell ist auch Paulina's Hütte, in der für nur wenige Leute Platz in einem ehemaligen Stall ist: Vorbestellung erforderlich!
Und was tut sich sonst in Ihrer Umgebung?
Hohenems mausert sich vielleicht zum schönsten Städtchen Vorarlbergs. Die jüdische Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen, die liebevoll saniert und wiederbelebt wurden. Auch die Revitalisierung der Marktstraße schreitet zügig voran: Das sollte man sich nicht entgehen lassen!
Wo gibt es noch ausgefallene Ideen, Konzepte und Plätze, die wir uns anschauen sollten?
Die Jazz-Reihe "Am Spielboden" ist hervorzuheben (Färbergasse 15, Dornbirn). Im vai lohnt sich ein Besuch (Marktstraße 33, Dornbirn). Der Bregenzer Frühling mit zeitgenössischem Tanz ist auf höchstem Niveau. Einen ausgezeichneten Kaffee kann man zurzeit in der Kaffeebohne genießen (Marktstraße 41, Dornbirn), die bekömmlichsten Suppen in der Elfenküche.
Aus der Sicht einer Architektin: Welches Bauwerk ist perfekt, so wie es ist?
Wir haben in Vorarlberg eine extrem hohe Baukultur und -dichte an hervorragender Architektur. Der muslimische Friedhof in Altach ist sehr gut gelungen. Die Mizwa in Hohenems, freigelegt und in Teilen sichtbar, eine winzige, rurale Besonderheit. Das Kub in Bregenz kann als zeitlos modernes Museumsbauwerk noch Jahrhunderte so stehenbleiben.
Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz
Welche kreativen Menschen sollten wir unbedingt kennen?
Margit Denz! Nicht nur, weil sie meine Freundin, sondern weil sie eine begnadete Keramik-Künstlerin ist. Ganz anders in der Formensprache ist Thomas Bohle (Färbergasse 2) – beide sind zwei großartige Keramikkünstler in Dornbirn. Natürlich ist Vorarlberg reich gesegnet mit hervorragenden Handwerkern, besonders auch Tischlern – sonst wäre unsere Baukultur auf diesem Niveau gar nicht möglich. Zum Beispiel Wolfgang Schmidinger in Schwarzenberg (Stangenach 146 – Schubertiade besuchen, wenn möglich!) oder Markus Faißt (Nussbaum) in Hittisau, wo es das einzige Frauenmuseum gibt (Platz 501).
Ein Hotel, das Sie weiterempfehlen können?
Für empfehlenswert halte ich in Dornbirn den Verwalter (Schlossgasse 1), die Krone in Hittisau gehört erwähnt, aber ebenso das Schiff, das zum rundum Wohlfühlen ist (Heideggen 311). Am Arlberg bin ich von vielem begeistert, ganz besonders erscheint mir aber die Allmeinde – ein Raum, hochintelligent und architektonisch subtil, eine Kultur-Initiative der besonderen Art (Tannberg 394). Urlauben kann man im Ländle sowohl im Bregenzerwald als auch am Arlberg auf allerhöchstem Niveau.
Besteck übt auf Sie eine ganz besondere Faszination aus: Welche Formen in Vorarlberg begeistern Sie?
Besteck ist das Werkzeug zum Essen und sollte für Auge, Hand, Gaumen eine Freude sein! Es hat dienenden Charakter, ist eine Verbeugung vor der Speise. Man nützt es täglich mehrmals und das über Jahrzehnte. Es ist also ein äußerst wichtiges Handwerkzeug. In der Rappenlochschlucht in Dornbirn sind herrliche Felsformationen zu sehen, Licht-Schatten-Geflirre, angenehm kühl an einem heißen Sommertag.
Sie wollen mit Glasserie Sin Stella eine Tisch-Revolution anzetteln: Was haben Sie vor?
Großes! Mit meinem Sohn gemeinsam. Lust, Spaß, Genuss, Freude, Lachen sollen rund um diese Gläser "passieren". Wir wollen die fixierten Denkmuster und alten Gewohnheiten ein wenig aufbrechen und ein Spielfeld der Freude schaffen. Gutes Design zeichnet sich dadurch aus, dass sich Ästhetik und Funktion auf höchstem Niveau treffen.