


Insider Graz: Norbert Wally
The Base
Norbert Wally ist Liedsänger und –schreiber der Kult-Band The Base. Ein Mann, der seine Stadt kennt wie seine stylische Westentasche und sie in vollen Zügen lebt.
"Where is my Weather" heißt Ihr neues Album, das im März rauskommt. Welcher Wind weht aktuell für Kultur in Graz?
Eine leichte, aber stetig positive Brise. Wir machen das mit der Musik schon recht lang. Die offizielle Zahl ist 1996. Aber unter uns gesagt hatten wir das erste Konzert schon 1989. So wie wir uns entwickelt haben, sind wir wie eine seltene Schmetterlingsart, die auf einer Insel gedeiht: Nicht sehr bekannt, aber doch ein wenig und das stetig bergauf. Ohne Rückschritt. Graz ist ein sehr gutes Pflaster für eine solche Spezies.
Gerade haben Sie Ihren traditionellen Anfang-Jänner-Gig im Scherbenkeller gespielt. Wo geht es zum Frühstück nach so einer durchsungenen Nacht?
Ich gehe ganz gerne in die Scherbe (Anmerkung: Ort des Interviews und des Gigs). Aber auch den Auer in der Schmiedgasse kann ich mir gut vorstellen. Ebenso wie das Blendend gleich hier um die Ecke (Mariahilferstraße 24), das gefällt mir gut. Gemütlich und locker, unaufgesetzt und authentisch.
Ihr Lieblingsbezirk in Graz?
Eindeutig Lend. Das ist mein Kiez. Es tut sich extrem viel hier.
Auch zum Partymachen?
Wenn sowas passiert, ist es meistens im Kontext von Konzerten. Und dann in der Achse vom ppc bis zur Postgarage. Also ganz definitiv am rechten Murufer, das die Grazer – wie wir wissen – ganz eindeutig vom linken unterscheiden. Die einzige Ausnahme auf der linken Seite ist die Kombüse (Erzherzog-Johann-Allee 2) – die fasziniert mich irgendwie. Eine Disco in einer 40 Quadratmeter großen Standlhütte, und das gleich neben dem Stadtpark. Die Postgarage geht auch gut für Late Night.
Vor dem Auftritt kommt das Styling: Wo kann man in Graz gut shoppen?
Mein Lieblings-Auftritts-Fusel ist ein Sakko von Pilatus. Sehr dünner Stoff, leicht glitzernd, hat etwas Reptilartiges. Ein super Material – ist nie gerissen und seit vier Jahren mein fixer Begleiter auf Konzerten. Vor Kurzem war ich dort und wollte noch zwei, drei weitere kaufen. Sie haben zwar keine mehr gehabt, aber irgendwas finde ich immer dort. Jedes Jahr rund um meinen Geburtstag, das ist schon Tradition, geht meine Mutter mit mir shoppen. Das wirkt mit fortschreitendem Alter natürlich immer absurder. Aber sie macht es so gerne. Und ich eigentlich auch. Da starten wir auch bei Pilatus. Wenn dann noch Budget übrig bleibt, geht es in die Box (Hofgasse 7).
Ein typischer genussreicher Tag in Graz – wo beginnt die Kaffeehaus-Hopping-Tour?
Im Sommer ist der Lendplatz super. Da sitzt es sich am besten beim Marcello oder bei der süßen Luise. Ansonsten im Auschlössl im Augarten. Der Park ist die direkte Verlängerung des Gastgartens. Als Geheimtipp finde ich das Postgaragencafé im Sommer draußen total nett. Der Rösselmühlpark gleich im Anschluss ist zwar auf den ersten Blick nicht so charmant, aber gerade darum sitzt es sich dort sehr gut. Superklasse ist natürlich die Blaukrah gleich neben der Alten Technik. Super Gastgarten mit Weingartenlaube, den man hinter der Fassade nicht erwarten würde. Sonst gehe ich noch gerne ins Hotel Weitzer in der Nähe vom Südtirolerplatz (Grieskai 12-16). Das hat etwas leicht Wienerisches. Und ist für mich als Raucher natürlich eine angenehme Adresse.
Warum lieben Sie Graz?
Die Größe ist super. Ich glaube, das weiß der Grazer oft gar nicht zu schätzen. Es ist nicht klaustrophobisch klein und trotzdem eine super Fußgeherstadt. Eine schöne kompakte, übersichtliche Größe. Auch zum Fortgehen braucht man nicht blöd in eine U-Bahn steigen. Allein hier in Lend ist schon alles da. Von der Scherbe hier bis zum Running Horse, meinem Lieblingslokal, sind es keine 500 Meter. In anderen Städten liegt neben einem coolen Lokal nicht unbedingt das nächste. Ich liebe die urige Stimmung im Running Horse. Auch das Bier ist gut. Gleich wie hier in der Scherbe. Slowenisches Laško gibt es hier. Aber meistens verende ich im Running Horse.
The Running Horse
Kosakengasse 7
8020 Graz
+43 316 723867
www.facebook.com/The-Running-Horse-Graz-118004901582792
Ist Graz eine Marktgeher-Stadt?
Am Samstag findet sich halb Graz auf den Lebensmittelmärkten wieder. Der Kaiser-Josef-Platz als Klassiker. Auch ich bin durchaus ein Marktgeher – da kaufe ich dann am Lendplatz beim Feiertag ein gutes Fleisch ein.
Gut essen kann man in Graz wo?
Ich bin Steak-Fan. Dafür gibt es drei Adressen in Graz. Das El Gaucho, die Steakboutique (Bindergasse 1) und etwas weiter draußen das Clocktower, einen Harley-Laden. Und dann gibt es noch eines in der Schönaugasse. Das kennt keiner. Scheucher heißt es – super Steaks, mitten in Graz und total geheim. Gelten außerstädtische Tipps auch? Das Fink und Haberl in Walkersdorf (Walkersdorf 23, 8262 Ilz) – dort habe ich das beste Steak meines Lebens gegessen.
Wo werden Kunstfreunde in Graz glücklich?
Veranstaltungsmäßig möchte ich das Theater im Bahnhof nicht unerwähnt lassen. Da kann man sich auch auf die Qualität des Programms weitgehend verlassen. Viel zu selten geht es leider ins Schauspielhaus. Gute Konzerte bieten das ppc gleich hier um die Ecke (Neubaugasse 6) und die Postgarage. Und Platoo – die Lifekonzerte immer montagabends hier im Scherbenkeller sind sehr nett.
Theater im Bahnhof, Elisabethinergasse 27a, 8020 Graz
The Base