


Insider Graz: Andreas Jaritz
Andreas Jaritz
Er ist Produzent der vielfach ausgezeichneten Surf-Dokumentation „The Old, The Young and The Sea“. Außerdem engagiert sich Andreas Jaritz für faires Reisen.
Surfen, Trekken, Paddeln und Klettern gehören zu Ihren Leidenschaften. Wo sind dafür Ihre Lieblingsorte in der Steiermark?
Vor Kurzem war ich in der Krakau. Da gibt es einige Zweitausender und man hat dort das Gefühl, an einem weit entfernten Urlaubsort zu sein. Am liebsten bin ich da, wo es möglichst hoch hinausgeht. Etwa am Predigtstuhl oder am Preber – eine schöne Wanderung, die nicht megasteil ist. Aber man sollte sich auch die Klammwanderungen gönnen, z. B. in der Heiligengeistklamm in der Südsteiermark! Vor allem an heißen Tagen.
Preber
Sie waren am Dreh des Surferfilms "The Old, The Young and the Sea" beteiligt. Welche Drehorte würden Sie aussuchen, um die steirische Landschaft ins Bild zu rücken?
Den Film haben wir ja gemeinsam mit Outdoor-Afficionados gemacht, die auch zum Teil aus der Steiermark kommen: Mario Hainzl und ich selbst sind Südsteirer, Roman Königshofer (Filmer/Cutter) kommt aus der Gegend um Krieglach, Stefan Leitner (Fotografie und Co-Produzent) kommt aus Obdach am Fuße des Zirbitzkogels. Ihre Heimatregion würde ich mir schon sehr gerne auch filmerisch anschauen. Und meine Freundin Vera Bachernegg macht gerade mit einer Kollegin einen – ich würde sagen – etwas anderen Reiseführer „Eat, Hike, Live“ über die Steiermark. Ich war auf einigen Recherchereisen dabei. Da hab ich schon so einige Ideen, wo man drehen könnte!
Eat, Hike, Live!
Lendplatz 41
8020 Graz
www.nomadearth.com/2014/06/24/eat-hike-live-jetzt-wird-steiermark-reisefuehrer-gemacht/
Die Grazer kreative Szene pulsiert. Welche Trends und Entwicklungen nehmen Sie wahr?
Auf alle Fälle gibt es hier immer mehr Selbständige, die echt was drauf haben. Vor einigen Jahren sprach man noch von „Generation-Praktikum“, die Anstellungsverhältnisse – wenn überhaupt da – waren teilweise erbärmlich. Mir kommt vor, dass sich diese Generation jetzt emanzipiert, das Heft selbst in die Hand genommen hat. Es wird für Firmen wie auch für Agenturen immer schwerer, gute Leute aus der Szene anzustellen. Die Guten leben mittlerweile ganz gut ohne Knebelvertrag, die Exzellenten tendieren sowieso größtenteils ins Ausland oder orientieren sich zumindest auf nationaler Ebene.
Welche steirischen Künstler sollte man noch kennen?
Ich bin nicht besonders kunstversiert, am ehesten noch in der Literatur zu Hause. Vor Kurzem bin ich auf Peter Rosegger gestoßen (weil die Mädls bei der Buchrecherche ja auch in der Waldheimat waren). Der war ein ziemlicher Vordenker seiner Zeit. Die Umstände, die zweimal dazu geführt haben, dass er den Literaturnobelpreis nicht bekommen hat, finde ich tragisch.
Was haben Sie in Graz in letzter Zeit ganz neu für sich entdeckt?
Tja, das Mountainbiken. Direkt hinter meiner Wohnung im Bezirk Geidorf kann man einige Trails erkunden. In 15 Minuten ist man da an der Stadtgrenze auf der Platte und fährt durch Wälder und an Kuhweiden vorbei. Rund um Graz gibt es viele Möglichkeiten für Biker, man hätte es nicht gedacht. Spannend ist der Enzi-Trail, eine deftige Downhill-Strecke.
Platte
Sie engagieren sich auch für faires Reisen. Wo könnte man das in der Steiermark tun?
Überall, weil wir faires Reisen als eine Haltung verstehen. Man darf es nicht nur auf die Umweltaspekte beschränken, auch Neugier, Offenheit und Respekt gehören dazu. In der Dachstein Tauern-Region allerdings ist das so eine Sache mit dem Tourismus und der touristischen Ausbeutung. Das ist mir echt schon zu viel. Die steirische Krakau dagegen hat sehr viel zu bieten, was man in Richtung sanften Tourismus interpretieren kann.
Tourismusverband Krakautal
Krakauhintermühlen 34b
8854 Krakauhintermühlen
+43 3535 8606
www.krakautal.at/de/
Freiheit ist ein wichtiger Punkt in Ihrer Arbeit. Wo und wie kann man die in der Steiermark erleben?
In den Städten findet eine zunehmende Privatisierung bzw. Kapitalisierung des öffentlichen Raumes statt. Das halte ich für sehr bedenklich. So nach dem Motto: Wenn du hier nicht konsumierst, hast du hier nichts verloren. Für mich erschließt sich der Freiheitsbegriff in der Steiermark am ehesten auf den Bergen. Einer meiner Lieblingsberge ist der Große Bösenstein.
Großer Bösenstein
Als geborener Südsteirer sind Sie im Land der Buschenschänken groß geworden. In welche gehen Sie gerne?
Kürzlich war ich jetzt zweimal beim Bockmoar in Wildon. Jahrelang hatte ich den gar nicht auf der Landkarte. Tolle Aussicht. Üppige Portionen. In 20 Minuten von Graz erreichbar. Auf der Weinstraße machen Weingartenwanderungen Spaß. Da kommt man an so vielen Buschenschänken vorbei, am besten, man lässt sich einfach treiben!
Bei welchen steirischen Insiderwinzern decken Sie sich mit Nachschub ein?
Puh, Insiderwinzer? Gibt es die noch? Auf jeden Fall trinke ich gerne die Weine von Stefan Potzinger (Gabersdorf 12), vom Weingut Gross und vom Weingut Winkler-Hermaden (Kapfenstein 1) – den Olivin mag ich sehr.
Andreas Jaritz