Sie sind jung wie Sturm. Sie sind reif wie Barrique. Und sie drängen nach oben. Der Aufstieg der neuen steirischen Winzergeneration ist so steil wie ihre Weinberge.
von Werner Ringhofer / 01.03.2013
Die meisten sind Anfang 50. Kein Alter, um in Pension zu gehen. Aber einige der großen steirischen Winzerpersönlichkeiten haben sich bereits in die zweite Reihe zurückgezogen, ihre Kinder sind vor den Vorhang getreten. Armin Tement, Katharina Tinnacher, Johannes und Michael Gross, Gerhard Wohlmuth jun. oder Joachim Skoff heißen einige der weiß-grünen Zukunftshoffnungen, die ganz und gar nicht mehr grün sind.
Große Nachfolger
Um einen Pensionsschock von Alois Gross muss man sich keine Gedanken machen. Im Gespann mit seinem Sohn Michael betreut er noch immer die zwei Lagen in Slowenien (Ptuj und Jeruzalem), Johannes (29) kümmert sich um den Keller zu Hause in Ratsch. Der Senior gibt seinen Nachfolgern beste Noten: „Sie denken klarer in Kategorien und gehen präziser ins Detail.“
Zwei Brüder im Sattel
Am Sattlerhof übernehmen die Söhne immer mehr Verantwortung. Das Duo bringt viel Know-how mit: Andreas (23) hat die Weinbauschule Silberberg im Rückspiegel und studiert derzeit in Wien Önologie und Weinwirtschaft, Alexander (20) absolvierte die Weinbauschule in Klosterneuburg. Auch eine Menge Auslandspraktika haben beide hinter sich – und die Lehrzeit zu Hause: „Da haben wir extrem viel gelernt. Ich bin echt stolz auf unseren Vater, der immer seinem eigenen Kopf gefolgt ist.“ Was die Brüder wissen: Einer muss am Weingut später einmal das letzte Wort haben.
Neue starke Frau
„Ja, das ist bereits mein Wein“, sagt Katharina Tinnacher, ohne zu zögern. Innerhalb der abgesteckten Leitlinien wird der Kurs im Weingut Lackner-Tinnacher aber fortgeführt. Nur große Holzfässer und Stahltanks, nur Trauben von den eigenen Weinbergen und keine Barriques lauten die Gebote. Der elegante, finessenreiche, bodentypische Stil ihres Vaters liegt auf ihrer Wellenlänge, aber sie will noch mehr. „Ich werde den Lagencharakter betonen. Mir schmecken Weine, die etwas straffer sind.“
Mit Ecken und Kanten
Manfred Tement gilt als einer der Großmeister des Sauvignon Blanc. Sein Sohn Armin (26) holte sich die Tiefenschärfe bei klingenden Namen wie F. X. Pichler, Kracher, Gernot Heinrich und Umathum. Am Weingut in Berghausen kreiert er Weine mit noch mehr Kanten als bisher. „Steirische Weine dürfen nicht glatt sein, sie dürfen Säure und Gerbstoff haben.“ Ohne dabei die Eleganz zu vernachlässigen, alkoholschwere Weine stehen auf der Nein-Liste.
Weingut Tement,
Zieregg 13,
8461 Berghausen46.686242, 15.612317+43 3453 410101 Von Gamlitz nach Taiwan
Joachim Skoff (31) geht einen Schritt weiter. Neben der Walter-Skoff-Linie entwickelte er eine Skoff-Original-Linie, „die Noten von Steinobst, gelbem Paprika, tropischer Frucht betont und noch fruchtiger und terroirbetonter ist“. Seine neueste Schöpfung sind die Interroir-Weine, die das beste Terroir einer Region in die Flasche bringen. Weine, die bis nach Taiwan exportiert werden.
Die jungen Wilden
Hannes Sabathi (Kranachberg 51, Gamlitz), Wolfgang Maitz (Ratsch 45), Erwin Sabathi (Pössnitz 48, Leutschach), Stefan Potzinger (Gabersdorf 12) oder Daniel Jaunegg (Eichberg-Trautenburg 160, Leutschach) sind die Leuchttürme der mittleren Generation. Aber auch unbekanntere Namen rocken die Szene: Simon Engel (Pichla bei Radkersburg 20, Tieschen) ist mit seinen Rieslingen Dauergast in den Bestenlisten. Der junge Bernd Stelzl lieferte mit seinen Sauvignons steirische Landessieger ab (Schlossberg 119). Für Matthias Trummer liegt der Fortschritt im Rückschritt. Er unterlässt alles, was den Wein oberflächlich behübscht. Daher nennt er seine Weine auch "Reine Seele".
Weingut Trummer,
Pessaberg 26,
8422 St. Nikolai/Draßling46.82652,15.659626+43 3184 24261