
Insiderin Salzburg: Brigitta Schöllbauer
Upcycling
Brigitta Schöllbauer ist eine waschechte Salzburgerin. Ihr Heimatgefühl findet sie in der Kunst: Upcycling, Malen und Tanzen prägen ihre Lebenswelt. Bei Hand.Kopf.Werk in der Salzburger Altstadt zeigt sie wie.
Beim Upcycling nehmen Sie alte Materialien und Produkte in die Hand und erhalten damit zusätzlich angestammte Techniken und das Wissen früherer Generationen. Welche Aktionen in diese Richtung könnte Salzburg Ihrer Meinung nach noch vertragen?
Meine Upcycling-Objekte sind die bewusst gewählte Variante vor dem Recycling. Wiederverwenden vor Wiederverwerten vor Wegwerfen, das ist ein schön und klar formulierter Vorschlag zum Umgang mit Müll. Nicht jedes Recycling ist meiner Meinung nach sinnvoll. Die Stadt Salzburg würde noch einiges vertragen, ich bin eine Liebhaberin der Vielfalt und der Auseinandersetzung über Gestaltung, also auch immer ein wenig unzufrieden und gestalterisch im Kopf: Wie würde eine wieder zum Leben erweckte Steingasse aussehen? Wie kann eine Gasse im Off des üblichen Salzburger Touristenstroms zu ihrer Bedeutung kommen?
Bei der Veranstaltungsreihe Hand.Kopf.Werk zeigen die Salzburger Altstadt-Betriebe, was sich hinter den Kulissen tut. Was tut sich vor den Kulissen in Salzburg? Welcher Stadtteil verändert sich gerade?
Das Andräviertel in der Neustadt und Maxglan.
Wenn Sie die Menschen in der Altstadt beobachten: Was fällt Ihnen neuerdings auf?
Mir fällt eben ganz wenig auf, eine visuelle Gleichklanguniform begegnet mir oft. Ich frage mich dann, ob es daran liegt, lieber doch nicht auffallen zu wollen. Auffällig ist oft nur mehr die Lautstärke, vielleicht weil die Menschen vertieft in Handys sind und wenige ihre Blicke heben. Dann allerdings, wenn einmal jemand aufschaut, ist das jedes Mal eine Begegnung für einen Blick.
Haben Sie von Neueröffnungen in der Stadt gehört?
Das GustaV ist ein veganes Café und Bistro in der Wolf-Dietrich-Straße. Die jungen Betreiber haben sich eine große Küchenmaschine mittels Crowdfunding finanziert – das fand ich wunderbar. Und dann gibt es noch eine Patisserie in der Steingasse. Das Besondere daran ist ihre Kleinheit und die Gewissheit, dass hier hergestellt wird, was man kosten, essen und bestellen kann. Und der Mut, so eine Feinheit in diese alte Gasse zu tragen. Es ist ein Geheimtipp, davon sollte sich jeder selber überzeugen!
Was hat Sie in Salzburg erst kürzlich so richtig überrascht?
Eine Rauminstallation im Museum der Moderne von Ulrike Grossarth und die Umsetzung eines politischen Themas (Mauerfall 1989) mit Alltagsgegenständen, die so nicht mehr erhältlich sind, umgeben von Licht aus kleinen Projektoren dieser Zeit (Mönchsberg 32). Und ein Rundgang im Mozarteum im Department für Bildende Künste, Kunst- und Werkpädagogik in der Alpenstraße 75. Dort ist spürbar, dass sich die Studenten für ihre Arbeit und Auseinandersetzung mit Material Zeit nehmen: Die Objekte aus Textilem, Holz und Papier, die in diesem Umfeld gestaltet werden, haben mich bezaubert.
Wo in der Stadt treffen sich die Kreativen zum Austausch und wo gehen Sie noch hin, wenn Sie Lust auf Kunst haben?
Ich bin Handwerkerin und viel in meiner Werkstatt, Austausch findet für mich in unterschiedlichsten Begegnungen statt. Zum Beispiel im Café Wernbacher (Franz-Josef-Straße 5), das kennt jeder. In der Academy Bar beim Fußballspielen und im Tiziana beim italienischen Eis-Essen (Franz-Josef-Straße 3). Kunst schau ich mir im Museum der Moderne an und in den kleinen Galerien: Galerie Fotohof (Inge-Morath-Platz 1-3), 2C for Art (Rainerstraße 4), Galerie Ropac (Mirabellplatz 2), Vogelpavillon im Mirabellgarten, Leica Galerie (Gaisbergstraße 12).
Academy Bar, Franz-Josef-Straße 4, 5020 Salzburg
Welche zeitgenössischen Salzburger Künstler sollten wir Ihrer Meinung nach unbedingt kennen?
YSR Collective. Das sind junge Leute, die in Musik, darstellender Kunst und Design unterwegs sind und wie in einem offenen Labor forschen und leben.
Wo nehmen Sie Ihren Lunch zwischendurch, wo bleiben Sie zum Dinner?
Im Bistro im kleinen Grünmarkt in der Franz-Josef-Straße esse ich zwischendurch mal, das ist der nächste Geheimtipp: eine der grünen Holzhütten, aus denen der kleine Grünmarkt besteht, mit einer Bistrotafel beim Eingang, besonders im Sommer zu empfehlen! Lunchen auch gerne im erwähnten GustaV. Und fürs Dinner geht’s ins Cult im Künstlerhaus. Weil diese Küche für mich die beste in der Stadt ist: immer vom Chef, jedes Essen frisch zubereitet, kleines Lokal. Reservieren ist gut. Im Sommer auf der Glasterrasse, auf gleicher Höhe mit den Baumkronen, und dem Rauschen der Salzach.
Cult Cafébistro im Künstlerhaus Salzburg
Hellbrunner Straße 3
5020 Salzburg
+43 662 845601
www.cafecult.at
Verraten Sie uns Ihren absoluten Lieblingsplatz in der Stadt, wenn Sie alleine sein wollen?
Der absolute Lieblingsplatz wird nicht verraten! Sehr geliebt von mir ist die Parkbank vor dem Kunstwerk „Ziffern im Wald“ von Mario Merz am Panoramaweg Mönchsberg. Der Panoramaweg geht von der Müllner Kirche bis zum Museum der Moderne und ist gut beschriftet. Der Spaziergang bietet für mich die schönste Aussicht auf die Stadt – und das bei jedem Wetter.
Und abschließend bitte noch Ihre Lieblingsshops in der Stadt!
Das Crai in der Sigmund-Haffner-Gasse, das Einrichtungshaus Scheicher in der Neutorstraße (Nr. 18) und Rath Antiquitäten, ebenfalls in der Neutorstraße (Nr. 42).