Der gelernte Tischler, studierte Bildhauer und ehemalige Theaterintendant Chris Müller ist heute Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Linzer Tabakfabrik. Uns verrät der vielseitige Mann mit der ungewöhnlichen Biografie seine persönlichen Linz-Tipps.
von Barbara Seemann / 29.06.2021
Der Spross einer Bergarbeiterdynastie aus dem ehemaligen österreichischen Kohlerevier Hausruck hat viele Jahre im Ausland gelebt, später das Theater Hausruck mitgegründet und selbiges als Intendant geleitet.
Heute ist er Kreativdirektor der Tabakfabrik Linz. Die denkmalgeschützte Industrieanlage bietet als produzierendes Kreativareal Raum für Experimente und für eine Vielzahl an Nutzungsformen – vom Makerspace über Kunstateliers bis hin zur Veranstaltungslocation und einem Gemeinschaftsgarten. Mit dem 109 Meter hohen Quadrill-Tower entsteht am Areal der Tabakfabrik nun auch Österreichs höchster Büro- und Hotelgebäude-Tower außerhalb Wiens.
Leidenschaftlich widmet sich der Familienvater Chris Müller drüber hinaus dem Projekt Atmos, einem Ort des freien Atmens. Der Grund dafür ist ein sehr persönlicher: Seine Tochter kam mit Mukoviszidose, einer bisher unheilbaren Stoffwechselerkrankung, zur Welt. Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au hat für Atmos ein Resort entworfen, das der Funktion einer atmenden Lunge nachempfunden ist. Es soll mit Meeresluft durchströmt werden und quasi als überdimensionales Inhalationsgerät fungieren.
Was gibt’s Neues in Linz? Wo verändert sich die Stadt aktuell besonders sehenswert?
Linz wandelt sich von der reinen Stahl- zur Stahl- und Digitalstadt. Das auffälligste Entwicklungsgebiet erstreckt sich von der Tabakfabrik als digitale Meile in Richtung Osten in den Hafen. Aber ganz Linz befindet sich in einer Transformation. Die Stadt rückt näher an die Donau und sie wird in den nächsten Jahren durch viele Baumpflanzungen auch deutlich grüner werden.
Zur Tabakfabrik: Welche neuen Mieter*innen bzw. Events sollte man derzeit kennen?
Ich darf vielleicht die Grand Garage (Makerspace in der Tabakfabrik, Anm.) herausheben, die als Innovationswerkstatt unaufhörlich wächst – an Mitgliedern, an Kapazitäten und an Möglichkeiten. Erwähnen möchte ich auch unser neues Art Magazin (Kunstateliers im alten Tabaklager, Anm.) an der Unteren Donaulände, das für die Linzer Kunstszene und über diese hinaus ein wirklich sensationelles Angebot ist. Im Veranstaltungsbereich dürfen wir uns auf die Banksy-Ausstellung freuen, die ab November exklusiv in der Tabakfabrik zu Gast sein und Kunstwerke des genialen Street-Art-Künstlers zeigen wird.
Tabakfabrik Linz,
Peter-Behrens-Platz 11,
4020 Linz48.311196,14.29829+43 732 77227272734 Du hast viele Jahre in Berlin, Griechenland und Spanien gelebt. Wenn dich mal Fernweh überkommt – wo findest du in Linz auf die Schnelle internationales Flair?
In der Osteria Il Pescatore in der Museumstraße zum Pizzaessen. Da fühle ich mich wie in Tropea in Kalabrien.
Wo ist Linz wiederum typisch Linz – unverwechselbar und besonders authentisch?
Ich würde das nicht allein an Orten, sondern auch an Menschen festmachen. Ich schätze zum Beispiel die Atmosphäre und freundliche Bedienung bei Blumen Stark in der Lederergasse. Das ist für mich ein klassischer Linzer Betrieb. Die Voestalpine steht natürlich für Linz, aber auch das Hafengebiet.
Blumen Stark,
Lederergasse 27,
4020 Linz48.307541, 14.295680+43 732 77 01 273 Zeit für einen kreativitätsfördernden Afterwork-Drink mit Kolleg*innen: Wo gönnt ihr euch diesen?
Ein Pre-Work-Drink in Form von Kaffee vor der Arbeit ist mir sympathischer – am liebsten bei der Kreisler*in, dem Revital Café der Volkshilfe. Falls es doch mal zu einem Afterwork-Drink kommt, genieße ich den am liebsten im schattigen Gastgarten des Charmanten Elefanten.
Wenn privat Zeit für Kulturgenuss bleibt: Wohin zieht es dich?
Mein Kulturgenuss besteht darin, befreundete Künstler*innen direkt vor Ort zu besuchen und mich in ihren Ateliers und Studios mit ihnen zu unterhalten. Ich treffe z.B. den Maler Robert Oltay sehr gerne, der bei uns in der Lösehalle zwei Wandgemälde vollendet hat. Mit Jelio Stefanov tausche ich mich gerne in seinem Atelier im neuen Art Magazin der Tabakfabrik aus.
Und wo macht Linz mit Kindern besonderen Spaß?
Im Parkbad am 3-Meter-Turm, im Zoo, am Donaustrand und an der Donaulände.
Zoo Linz,
Windflachweg 1,
4040 Linz48.310480, 14.263360+43 732 73 71 804 Freund*innen aus Berlin sind zu Besuch in Linz. Welche Spots dürfen bei eurem gemeinsamen Stadtspaziergang keinesfalls fehlen?
Ars Electronica, Hafen und Tabakfabrik.
Und in welchem Hotel bringst du sie unter?
Im Hotel am Domplatz, weil ich das architektonisch sehr spannend finde. Und in Zukunft im Arcotel im Quadrill-Tower in der Tabakfabrik. Wenn möglich, bringe ich Freunde auch sehr gerne daheim unter.
Wo in Linz wirst du auf der Suche nach Natur, Entspannung und frischer Luft fündig?
Am Freinberg oder am Barbara-Friedhof.
Freinberg,
4020 Linz48.303657, 14.2639814