Vom Fischerdorf am Donauufer zum hippen Stadtteil mit urigen Gasthäusern, modernen Hochhäusern und dem bekanntesten Linzer Museum: Wir haben die besten Adressen in Alt-Urfahr und der Hauptstraße für dich zusammengetragen.
von Nina Glatzel / 11.10.2020
Viel Grün, urige Gasthäuser und wenig Autoverkehr machen das Viertel an der Donau zu einem Idyll. Die Rede ist von Alt-Urfahr, das erst seit 101 Jahren ein Stadtteil von Linz ist. Einst lebten dort Fährleute, Fischer und Handwerker. Jahrhundertelang Heimat der kleinen Leute, zählt die Gegend heute zu den teureren Pflastern von Linz. In den immer noch zahlreich vorhandenen Ein- und Mehrfamilienhäusern mit historischen Fassaden und kleinen Hinterhofgärten wohnen Freiberufler, Selbstständige und Intellektuelle.
Hier findest du mehr Storys zu Linz!
Die Nibelungenbrücke teilt das Grätzel in Alt-Urfahr-West und Alt-Urfahr-Ost. Im Westen badest du am Alt-Urfahr-Kieselstrand mit Blick auf das Linzer Schloss in der Donau. Hier führt der Donauradweg vorbei und hier liegen einige der spannendsten gastronomischen Adressen der Stadt: Die Donauwirtinnen und das Gasthaus Zum Schwarzen Schiff. Mehr darüber erfährst du in unserer Liste der Hot Spots der Linzer Lokalszene.
Im Osten flussabwärts triffst du auf Modernität und Zeitgeist: mit dem Ars-Electronica-Center und dem Lentia2000, einem Hochhaus-Multifunktionskomplex mit Wohnungen, Büroräumen und dem Einkaufzentrum LentiaCity. Auch die Hauptstraße, die Einkaufsstraße Alt-Urfahrs, hat spannende Adressen.
Tipps: Linz Alt-Urfahr und Hauptstraße
17 verschiedene Kaffeesorten serviert das Beenie all day. c lukasjahn.at
Third Wave Coffee und Veggie-Küche im Beenie all day
Aus dem Café Hofbauer wurde das Beenie all day. Die Urfahraner Hauptstraße bekam ein hippes Kaffeehaus mit Bio-Kaffee, vegetarischen Speisen und ganztägigem Frühstück. Betreiber Philipp Kaufmann stellt "die Kaffeebohne in all ihren Varianten und Zubereitungsmethoden" in den Mittelpunkt: 17 verschiedene Kaffeesorten serviert er von libanesisch bis vietnamesisch und türkisch. Zubereitet im Originalgeschirr. Zudem gibt es im vorderen Bereich des Cafés einen "Steh-Espresso" nach alter italienischer Tradition. Aus der Küche kommen selbstgepresste Säfte und Smoothies und hausgemachtes, veganes und vegetarisches Essen: Fisolengulasch mit Schwarzbrotknödel, gefüllte Zucchini mit Bulgur, Schupfnudeln mit mediterranem Gemüse. Frühstück mit Shakshuka, Omelette und Kokos-Linsen-Porridge bekommst du täglich bis 17 Uhr. Kuchen und Mehlspeisen bäckt Veronika Kaufmann, die Mutter des Betreibers, nach alten Oma-Rezepten. Ein besonderes Highlight des Beenie ist das Wandgraffiti im Innenhof-Gastgarten. Die 80 Quadratmeter große Wandmalerei, auf der Ozelots zu sehen sind, wurde vom Linzer Künstlerpärchen "Video und Sckre" (Julia Heinisch und Frederic Sontag) geschaffen. Schick und nachhaltig sind sowohl Einrichtung als auch Ausstattung des Beenie. "Wir bemühen uns Low-Waste und No-Plastic zu leben", sagt Philipp Kaufmann, "wir verwenden keine Wegwerf-Becher und verzichten auf Detailverpackungen".
Beenie all day,
Hauptstraße 46,
4040 Linz48.313367, 14.281828+43 732 7341201 Zukunft erforschen im Ars Electronica Center. c Robert Bauernhansl
Ars Electronica Center und Cubus
Linz hat ein leuchtendes Ufo an der Donau: das Ars Electronica Center, dessen LED-Fassade nachts in buntem Lichterspiel erstrahlt. 1996 als "Museum der Zukunft" eröffnet, beschäftigt es sich mit den Auswirkungen der digitalen Revolution. Auf 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche begegnest du innovativen Projekten an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Künstliche Intelligenz, Roboter und 3D-Technologie werden hier in anschaulicher und verständlicher Form präsentiert. Absolutes Highlight ist der Deep Space 8K: Auf einer 6 x 9 Meter Wand und einer 16 x 9 Meter Bodenprojektionsfläche siehst du hochaufgelöste Bilder, Zeitraffervideos, Laser-Tracking und 3D-Animationen. Mit der 3D-Brille auf der Nase reist du an jeden erdenklichen Ort der Erde: Du fährst aus Sicht eines Rennfahrers die Streif hinunter und siehst Leonardo da Vincis "Mona Lisa" als Gigapixel-Bild. Plane für deinen Besuch am besten mehrere Stunden ein und stärke dich zwischendurch im Cubus, dem Dachterrassenrestaurant mit regionaler Küche und Traumaussicht im 3. Stock des Ars Electronica Centers.
Süßes nach alten Traditionsrezepten bäckt die Familie Jindrak. c beigestellt
Linzer Torte in der Konditorei Jindrak
In Linz gilt die Konditorei Jindrak als das Zuhause der Linzer Torte. Über 95.000 Stück verlassen jährlich die Backstube. Das süße Wahrzeichen von Linz wird in den neun Filialen der Konditorei Jindrak verkauft oder als Souvenir in die ganze Welt versandt. Gebacken wird die Linzer Torte wie zu Großvaters Zeiten nach traditionellen Rezepten und teilweise sogar noch mit alten Tortenformen. Das Familienunternehmen in dritter Generation wurde bereits 1929 gegründet. Neben dem Stammhaus in der Herrenstraße, das auch eine Schaubackstube beherbergt, eröffnete die Konditorei Jindrak 2007 eine Filiale in der Hauptstraße in Urfahr. Hier erfreut sich vor allem der Gastgarten im Sommer großer Beliebtheit. Bei täglich frisch gebackenen Mehlspeisen wie Marillenfleck, Erdbeerschnitten, Punschkrapfen, Schaumrolle, Topfentorte und hausgemachten Pralinen kannst du eine süße Auszeit nehmen. Tipp: unbedingt die Schokolade-Trüffel in 33 Sorten probieren!
Die begrünten Terrassen sind der Hingucker des Neuen Rathauses in Linz. c Michael Dworschak
Architekturjuwel, Archiv, Flohmarkt: Neues Rathaus Linz
600 Büros, begrünte Terrassen, Veranstaltungsräume, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie: Das Neue Rathaus ist eine Megastruktur aus hellem Stahlbeton. Das gewaltige Bauwerk mit 110 Meter Länge und 80 Meter Breite wurde von den Wiener Architekten Rupert Falkner und Anton Fürtler entworfen und 1985 fertig gestellt. Als wuchtig-schönes Monster mit eigenwilliger Detailgestaltung thront es direkt neben der Nibelungenbrücke an der Donau. Das Stadtarchiv und die Magistratsdienstellen sind hier zuhause. Ziel war es, ein offenes, modernes und bürgerfreundliches Haus zu schaffen. Eine Art "bewohnbaren Berg", der den Unterschied zwischen Architektur und Natur aufhebt. Das ist gelungen, denn: Egal zu welcher Jahreszeit du die Terrassen (die bis zur letzten Ebene gehen) besuchst, irgendetwas blüht immer. Die Vögel zwitschern, die Sonne schafft durch die hellen Betonoberflächen mediterranes Flair. Die Ausblicke auf die Stadt sind atemberaubend. Zuletzt wurde die Fassade begrünt, um das Stadtklima zu verbessern. Pfeifenblume, Baumwürger und exotische Maki Kiwi wurden an die Außenmauern gepflanzt und spenden Schatten an heißen Tagen. Im Winter findet hier zudem der Linzer Flohmarkt statt, der sonst am Hauptplatz angesiedelt ist. Von 10. November bis Ende Februar kannst du Kuriosiäten aus vergangenen Zeiten ergattern.
Die Stadtwerkstatt ist Kulturschauplatz und Ausgehtreffpunkt. c Jakob Breitwieser
Stadtwerkstatt: Kunst, Konzerte und Kaffee
Die Stadtwerkstatt ist das älteste autonome Kulturzentrum der Stadt. 1979 wurde die Szenelocation mit Blick auf die Donau von einer Gruppe junger Aktivisten gegründet. Von Anfang an waren Kunst und Medien ein relevanter Bestandteil der Stadtwerkstatt. Sie ist seit 40 Jahren Schauplatz von Ausstellungen, Theaterstücken, Vorträgen und zahlreiche Konzerten: Einst spielten hier Konstantin Wecker und die Einstürzenden Neubauten, Hermann Nitsch las aus seinem Orgien-Mysterien-Theater. Die Stadtwerkstatt ist Sitz des freien Radios FRO und der Netzkunst- und Kulturinitiative servus.at. Ihre begrünte Fassade wurde als künstlerisches Display genutzt und vom Stadtwerkstatt-Kollektiv gestaltet. Im Erdgeschoss fungiert das Café Strom als Ausgehtreffpunkt, frequentierte Bar und kommunikativer Mittelpunkt für alle Stadtwerkstatt-Veranstaltungen. Regelmäßige DJ-Sets, Freistädter Bier und afrikanisches Essen aus dem benachbarten Tamu Sana machen das Café zum beliebten Fixpunkt des Linzer Nachtlebens. Auch tagsüber kannst du hier vorbeischauen: Es gibt guten Kaffee, regionale Säfte, ein großes Angebot an Tages-, Wochen- und Monatszeitschriften und eine reich befüllte Spiele-Lade.
Zuckerwatte, Ringelspiel, Riesenrad: Urfahraner Markt
Er ist der älteste Jahrmarkt Österreichs und feierte 2017 sein 200jähriges Jubiläum: der Urfahraner Markt, von den Jugendlichen auch liebevoll "Urfix" genannt. Zweimal pro Jahr weicht der Parkplatz an der Urfahraner Donaulände für jeweils neun Tage einem großen Spektakel mit Autodrom, Imbissbuden, Riesenrad, Bratwürstel, Bier und Grillhenderl: Der Urfahraner Markt ist ein traditionelles Volksfest mitten in der Stadt. Kaiser Franz I. erteilte Urfahr 1817 das Privileg, einen Frühjahrs- und Herbstmarkt abzuhalten. Ursprünglich war er ausschließlich für den Handel mit Waren aller Art bestimmt. Ende des 19. Jahrhunderts kamen Schießbuden und Schiffsschaukeln dazu. Heute erfreut Urfix über 500.000 Besucher. In den Festzelten treten heimische Musikgruppen auf. Wo während der Zwischenkriegszeit Zauberkünstler und Wahrsager ihre Dienste anboten, präsentiert sich nun die heimische Wirtschaft in sechs Messehallen (etwa mit einer Möbelausstellung). Kinderaugen leuchten bei Zuckerwatte und Ringelspiel - und bei den Großfeuerwerken, die fixer Bestandteil bei Eröffnung und Abschluss des Marktes sind. Nächster geplanter Termin des Urfahraner Marktes ist der 1. bis 9. Mai 2021.
Die Burschen des Brotsüchtig backen Dinkelbrot mit Biozutaten. c beigestellt
Brotsüchtig in Linz-Urfahr
Die Linzer Altstadt ist schon länger "brotsüchtig". Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger betreiben aber auch an der Hauptstraße in Linz Urfahr eine Filiale ihrer Bio-Bäckerei. Die beiden Quereinsteiger stehen für handgemachtes Brot ohne Backmischungen und Zusatzstoffe, dafür mit lang gereiftem Natursauerteig und besten Zutaten. In der 1929 von Stefans Ur-Großvater gegründeten Backstube verarbeiten sie vor allem heimischen Dinkel und Roggen. Rund 20 verschiedene Sorten Brot und Gebäck holen die beiden täglich aus dem Backofen. Nachdem du dich mit einem Weckerl gestärkt hast,
findest du hier Linz-Tipps der beiden.
Brotsüchtig,
Hauptstraße 38,
4040 Linz48.312770, 14.282120+43 660 23232311 Afrikanische Küche im Tamu Sana
Zusammenhalt und Offenheit gepaart mit der Liebe zum Essen: dafür steht das Tamu Sana, was auf Swahili „schmeckt gut“ bedeutet. Aber es geht nicht nur ums Essen. Monique Muhayimana und ihre Töchter Larissa und Lisa machen mehr daraus, als nur ein Restaurant. Du bist hier an einem Ort der Begegnung und des interkulturellen Austausches. Im Sommer ist das Tamu Sana Mobil mit afrikanischem Streetfood in Linz unterwegs.
Tamu Sana,
Kirchengasse 6,
4040 Linz48.310090, 14.284430+43 732 711 0951 Kulturverein Strandgut
Der Kulturverein Strandgut bietet in dem kleinen, feinen Vereinslokal KünstlerInnen Platz, Kabarett, Theater, Literatur und Musik zu präsentieren – wenn's warm genug ist auch im Garten vor dem Grätzel-Spot. Du findest dort außerdem laufend Ausstellungen. Donnerstags um 18 Uhr gibt es den Kulturtratsch. Sehr nett!