
Insider Waldviertel: Salon Ditta
Salon Ditta
Stets an einem anderen Aufführungsort bringt der Salon Ditta Kunst, Kultur und Musik ins Waldviertel. Karl Hermann und Felix Erlbeck über ihre Region.
Vom Waldviertel glaubt man stets, es verliere an Bedeutung und auch an Bevölkerung. Initiativen wie die Ihre bringen hingegen frischen Wind in die Region. Welche Entwicklungen nehmen Sie wahr?
Subjektiv wie objektiv Gutes wie auch weniger Gutes. Es ist kein Geheimnis, dass die Umschichtung in den städtischen Bereich seit Jahren passiert und ihre Folgen präsentiert. Andererseits – aus persönlicher Erfahrung – scheinen viele Menschen stark mit ihrer ländlichen Kindheitswiege verwurzelt zu sein und zeigen verbal wie auch durch Taten, dass ihre Zukunft auch dort beheimatet ist, das urbane Leben lediglich dem Erfahrungsgewinn in jeglicher Hinsicht dient, doch nicht unbedingt in der Mehrzahl der Fälle von Dauer ist. Aus Sicht diverser, Kunst- und kultureller Regungen sind ebenso Positiva wie Negativa zu finden. So scheint es fast schon en vogue geworden zu sein, aktiv am Gestalten dieser Szene mitzuwirken. Motivierte, junge Menschen möchten dem Waldviertel Farbe verleihen, welcher Mittel sie sich dabei auch immer bedienen. Die Zeitaufwändigkeit und teils auch die üblichen Schwierigkeiten in der Durchführung wie natürlich auch der eigene Persönlichkeitswandel führen aber immer wieder auch zu Rückschlägen.
Wo gibt sich das Waldviertel modern und zeitgemäß?
In der Präsentation seiner scheinbar wertvollen Güter. Fisch und Wald, Kartoffel und Mohn werden als Marke nach außen hin präsentiert. Man nimmt das her, was schon seit Längerem vor Ort ist oder gar immer da war, verpackt es zeitgemäß – einmal raffinierter, dann wieder weniger – und möchte so auf viel Schönes hinweisen. Nicht zuletzt, weil der „sanfte Tourismus“ und Schlagwörter wie „biologisch“ und „nachhaltig“ in aller Munde liegen, wissen so manche Drahtzieher genau, wie sie mit der Regionalität wirtschaften können. Ist wohl modern. Doch auch gar nicht so schlecht.
"Salon Ditta" heißt Ihre Kulturinitiative, mit der Sie jedesmal einen anderen Ort mit Kulturprogramm bespielen. Wo waren Sie bisher zu Gast?
Womöglich die schönste Seite am Verein überhaupt. Man lernt Orte und Hintergründe kennen, an die man zuvor nicht einmal gedacht hat. An bisher sechs "Salon Ditta besucht..."-Sonntagen sind wir einmal durchs Waldviertel gezogen, von einem Sägewerk bis in eine Brauerei, von einer Wehrkapelle in die Schuhfabrik, von einem Krankenhaus zuletzt in ein Kino. Orte wie der putzige Innenhof und der „Stadl“ einer kleinen Privatbrauerei in Vitis oder die ehemalige Textilfabrik in Groß-Siegharts vermögen so viel zu berichten, dass die Besitzer erst gar nicht groß erzählen müssen.
Textilmuseum
Museumsgasse 2, ehem. Weberei M. Wagner
3812 Groß-Siegharts
+43 2847 237124
www.gross.siegharts.at
Und an welchen Orten würden Sie gerne noch gastieren?
An extrem vielen! Manches ist im Laufen, anderes eher noch Hirngespinst, manches bislang auch mal verwehrt geblieben. So stellen Waldviertel’s Burgen und Schlösser wie Stifte natürlich einen unheimlichen Reiz dar. „Freiluft“ wäre natürlich auch ein Thema. So wären Orte wie die Blockheide im Bezirk Gmünd, der Truppenübungsplatz Allentsteig mit dem Stausee Ottenstein oder das Hochmoor in Heidenreichstein – da und dort die beeindruckenden Granitfelsen – mitreißend und erquickend für den Salon Ditta. Man wird sehen!
Jedem Ort sein Wirtshaus, so die einstige Logik. An welchen Wirtshaustischen trifft man Sie häufig?
Leider sind die kleinen, zünftigen „Wirtsheisln“ vom Aussterben bedroht. Hier hat sich das Gasthaus Zur Paula Tant in Gebharts bei Schrems sehr positiv einprägt. Oder das Landgasthaus Zum Streicher in Vestenötting. Städtischer gelegen, aber nicht weniger gemütlich, ist das Lorbaer in Waidhofen an der Thaya – wo einst die erste Salon Ditta-Besprechung stattfand. Das Tell in der selbigen Bezirkshauptstadt ist wohl der breiteren Masse bekannter. Doch auch Gaststätten wie das Café Süd in Zwettl oder das Cello in Gmünd haben ihren Reiz. Vom klassischen Wirtshaus sind diese teils schon etwas entfernter.
Gasthaus Lorbaer, Wienerstraße 5, 3830 Waidhofen an der Thaya
Das Waldviertel ist auch eine Region, in der traditionelles Handwerk eine große Rolle spielt. Welche Handwerksbetriebe schätzen Sie?
Uns fallen eine ganze Vielzahl an Betrieben aus unterschiedlichen Bereichen ein. Erwähnen möchten wir den Schuhfabrikanten Waldviertler, in dessen Betriebsgelände wir auch bereits veranstaltet haben. Viele in unserem Team tragen und schätzen die guten Lederwaren, die den Namen der Region gleich mittransportieren.
Waldviertler Schuhfabrik, Niederschremser Straße 4b, 3943 Schrems
Mit welchen Waldviertler Künstlern arbeiten Sie gerne zusammen?
Wenn man das Präsentieren von Musik, Poetik, Malerei, Bildhauerei, usw. mit etwas Vorsicht auch als Kunst sieht, dann mit vielen, lieben Vereinen. Beispielsweise mit dem Folkclub Waidhofen, dem Kultur:Impuls:Zwettl Syrnau oder mit Gmündrockcity aus Gmünd. Geht es um Personen, die selbst künstlerisch arbeiten, so haben wir das Glück, mit Leuten wie Angelika Zach oder David Stellner wahre Musiktalente im Salon Ditta zu haben. Gerne arbeiten wir auch mit der Fotografin Stefanie Pollmann oder dem Visualartisten Reinhard Pölzl zusammen. Beide sind auch in unserem Team. Judith Kerndl zeichnet für unser Artwork verantwortlich. Logo und Schriftzug sind per Hand entworfen!
Stefanie Pollmann Fotografie
Parkstraße 12
3822 Karlstein an der Thaya
+43 664 7936947
www.stefaniepollmann.at/