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Insider Klagenfurt: Helmut Zechner
Buchhandlung Heyn
Er ist nicht nur Geschäftsführer der Klagenfurter Buchhandlung Heyn. Helmut Zechner war Schlagzeuger, legt jetzt als DJ auf und kocht für seine Kunden.
Wo fühlt sich ein Bücher liebender Mensch wie Sie in Klagenfurt besonders wohl?
Gerade weil das Publikum völlig gemischt ist, sei ein Besuch des Benediktinermarktes am Samstagvormittag empfohlen. Bei Kaffee (oder gar einem Glas Wein) kann man lesen, ganze soziale Studien betreiben und trifft dabei Gott und die Welt (von Klagenfurt). Das Kaffeehaus Ingeborg Bachmann (Sterneckstraße 3) wartet ab 8 Uhr mit gutem Frühstück in bester Wiener Kaffeehaustradition auf. Begleitet von angenehmer Musik und freundlicher Bedienung. Sicher eines der wenigen Lokale Klagenfurts, die auch in einer Großstadt wie Berlin Bestand hätten. Einer der Literaturplätze Klagenfurts ist das kleine Theatercafé, das von Inhaberin Vroni mit Inbrunst geführt wird. Hier trifft man nahezu die gesamte Literaturszene Klagenfurts (aber auch Theaterkünstler, Schauspieler, Maler, Musiker, etc.). Auf gerade mal 30 Quadratmetern wird geraucht, getrunken, diskutiert, aber auch gut gegessen (Vroni kocht die fünf Gerichte ihrer Minispeisekarte stets selber und frisch) und das alles ausnahmslos bei klassischer Musik. Fast jeden Sonntag gibt es eine Lesung oder ein Konzert. Im Sommer seien der Lendspitz am Wörthersee (Schloss Loretto) und das Lorettobad in Klagenfurt (Lorettoweg 48) erwähnt. Dort lässt es sich traumhaft in den Sonnenuntergang liegen und lesen.
Theatercafé Cho-Cho-San, Theatergasse 9, 9020 Klagenfurt
Welche Kärntner Autoren haben Sie gerne auf dem Nachtkästchen liegen?
Lilian Faschinger, weil sie mit den „Unzertrennlichen“ ein derart unterhaltsames, spannendes aber auch bitterböses Werk verfasst hat, das einfach nochmals gelesen werden muss. Peter Turrini und Jani Oswald, weil deren Gedichte einfach unglaublich unterhaltsam sind.
Welche Autorentalente aus Kärnten empfehlen Sie uns?
Simone Schönett, weil sie poetisch und kraftvoll wichtige Themen anspricht (Tipp: re:mondo). Harald Schwinger, weil er tragisch und extrem spannend schreiben kann (Tipp: Die Farbe des Schmerzes).
Nicht nur Bücher sind in Ihrem Fokus, lange Zeit waren Sie auch als Schlagzeuger aktiv. Wie und wo leben Sie Ihre Musikalität in Kärnten jetzt aus?
Als Konsument von Konzerten: Die Burgarena Finkenstein in Latschach versorgt mich den Sommer über immer wieder mit musikalischen Schmankerln (abgesehen davon, dass das wohl eine der traumhaftesten Kulissen überhaupt ist). Ansonsten teilt sich das musikalische Leben auf einige Plätze auf – je nach Angebot besuche ich in Klagenfurt gerne das Raj (gutes Bier!), das Park-Haus (St.-Veiter-Ring 10), den Jazzclub Kammerlichtspiele (Adlergasse 1), die Theaterhalle 11 (Messeplatz1), das No Borders Festival in Tarvis. Als DJ fungiere ich ab und zu im Café Ingeborg (Radetzkystraße 3) und ein- bis zweimal im Jahr mit unserem DJ-Kollektiv Groovenight z. B. in der Theaterhalle 11 (Messeplatz 1).
Sie kochen bei Ihren literarischen Dinners für bis zu 60 Kunden. Wo essen Sie in Kärnten, wenn Sie den Herd einmal kalt lassen?
Derzeitiger Favorit ist das Gasthaus von Thomas Gruber zwischen Krumpendorf und Pörtschach (Klagenfurter Straße 172). Thomas Gruber, gebürtiger Kärntner, hat (nicht nur) in der Pariser Spitzengastronomie sein Handwerk erlernt und inszeniert selbiges nun in seinem Gasthaus mit der Melange aus lokaler, italienischer und slowenischer Küche perfekt. Hohe Qualität ohne Chichi und neben den Fischgerichten sei vor allem das Fleisch hervorgehoben. Wenn es mal etwas nobler sein darf, dann suche ich das Restaurant Dolce Vita heim, in dem Inhaber und Küchenchef Stephan Vadnjal die italienische Küche auf höchstem Niveau zelebriert. Beste Küche direkt am Benediktinermarkt in Klagenfurt bietet Nini Laudon mit ihrem Stand 17. Eine kleine feine Karte bietet meist ein Pastagericht, ein Risotto, ein Fisch- oder Fleischgericht, Suppe, Salat und Kuchen. Grundsolide italienische Küche in absolutem Rekordtempo (also ideal für das schnelle Mittagessen) bietet Johann „Johnny“ Gorton in seiner Osteria da Conte (Tabakgasse 4). Und wer Flusskrebse und eine feine Speise (z. B. Kalbskopfcarpaccio mit frischem Trüffel) aus einer kleinen Karte schätzt, sollte die Taverne Nepomuk in St. Margarethen (Trieblach 4) besuchen, traumhaft über der Drau im schönen Rosental gelegen.
Kärntner Wein wird wieder salonfähig. Von welchem Kärntner Winzer genießen Sie gerne ein gutes Glas?
Markus Gruze mit seinem Weingut Georgium verzückt mich immer wieder mit seinem Pinot Noir „Georgium Nero“– kaum zu glauben, dass so ein Tropfen in Kärnten produziert wurde. Einen sortentypischen Sauvignon Blanc, den man blind verkostet eher ins Friaul oder Collio stecken würde, keltert Vinum Virunum in Veit an der Glan (Glandorf 22).
Welche Museen und Galerien in Klagenfurt würden Sie Freunden empfehlen?
Die Galerie 3 (Alter Platz 25), weil Galeristin Renate Freimüller (auch wenn man es ihr nicht ansieht, ein Urgestein der Kärntner Galerieszene) einen guten Geschmack und einen treffsicheren Blick für neue KünstlerInnen hat. Die Ritter Gallery von Martina Mosebach-Ritter und Helmut Ritter zeigt auf kleinem Raum große KünstlerInnen – einheimische genauso wie internationale und hat im Showroom zusätzlichen Platz für Kunst. Das MMKK (Burggasse 8) bietet immer wieder beeindruckende Ausstellungen moderner Kunst. In der warmen Jahreszeit sei auch das Kelag Schaukraftwerk in Techelsberg (Saag 15) empfohlen, das immer wieder wunderbaren jungen KünstlerInnen tolle Ausstellungen in ungewöhnlicher Umgebung ermöglicht.
Noch ist es angenehm warm in den Kärntner Seen. Welche sind in Ihrer persönlichen Rangliste ganz vorne?
Nichts geht über den Wörthersee – ich kann da aber nicht objektiv sein, hier habe ich Teile meiner Kindheit verbracht. Ich liebe das Wasser, das je nach Lichteinfall in dunklen bis zu karibischen Blau- und Türkistönen erstrahlt, die Bergkulisse der Karawanken, die (trotz engagierter Versuche immer noch nicht vollständig zerstörte) „Wörtherseearchitektur“ und harre gespannt, bis es wieder einmal soweit ist, dass der ganze See zufriert – dann habe ich auch im Winter noch mehr vom See. Für Romantiker sei noch der Forstsee gleich oberhalb des Wörthersees empfohlen.
Forstsee
An welchem idyllischen Ort in Kärnten würden Sie einen Roman spielen lassen?
Mieger bzw. Untermieger wäre meine erste Wahl. Es ist a) gerade schon ein Dorf, somit kann man den Roman mit Personen beleben, b) so hoch über und zwischen dem Klagenfurter Becken und dem Rosental gelegen, so dass man ganz oben in Mieger einen atemberaubenden Blick in diese beiden höchst unterschiedlichen Landschaften hat. Aber wenn man sich ein wenig in den Ort zurückzieht, wird es ganz heimelig, ruhig und abgeschieden. In Mieger und um Mieger herum haben früher (und tun es heute auch noch) verschiedene KünstlerInnen gelebt – es muss wohl mit der Ausstrahlung dieses Platzes zu tun haben.
Mieger
Ein Verlag wirbt mit folgendem Spruch: Man kann auf vieles verzichten – nur auf Katzen und Literatur nicht. Was ist noch unentbehrlich für Sie?
Freunde, Musik, gutes Essen, Humor, Reisen, Ideenreichtum und Toleranz. (Spricht eigentlich für sich, oder?)
Buchhandlung Heyn